2012 | AVENTIN Blog --

Gent in Flandern - Ostflandern

Gent in Flandern – Ostflandern – Belgien
Gent in Flandern 

Gent in Flandern – Ostflandern – Belgien 


Gent (niederländisch [ɣɛnt], französisch Gand [gɑ̃]) ist eine Stadt in Flandern. Sie ist zugleich die Hauptstadt der belgischen Provinz Ostflandern und des Arrondissements und Wahlbezirks.

Gent entstand aus keltischen Ansiedlungen im Gebiet des Zusammenflusses von Schelde und Leie. Im Mittelalter wuchs Gent durch den blühenden Tuchhandel zu einer der größten Städte Europas heran. Auch Flachs- und Leinengewerbe und das von der Stadt erworbene Stapelrecht auf Getreide trugen ansehnlich zur Wohlfahrt der Stadt bei.

Nach einer kurzen calvinistischen Periode verfiel die Stadt zusehends bis zur erneuten Blüte gegen Ende des 18. Jahrhunderts, als Gent zu einer der ersten industrialisierten Städte auf dem europäischen Festland wurde. Im Hof ten Walle, dem späteren Prinzenhof, wurde am 24. Februar 1500 der spätere Kaiser Karl V. geboren. In der Stadt wurden auch die Pazifikation von Gent (1576) und der Friede von Gent (1814) unterzeichnet.

Gent wird auch die stolze Stadt (de fiere stad) oder Arteveldestadt genannt. Aufgrund ihrer Lage in einem ausgedehnten Gebiet von Blumen- und Pflanzenzüchtungsbetrieben wird Gent darüber hinaus auch Blumenstadt genannt.

Patronheilige von Gent sind Sankt Lieven und Pharaïldis. Der Heilige Bavo ist Patronheiliger des Bistums Gent, nach ihm ist die Sankt-Bavo-Abtei benannt.

Gent in Flandern – Hauptstadt von Ostflandern - Ort

Autor*in: N. N.

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    Gent (niederländisch [ɣɛnt], französisch Gand [gɑ̃]) ist eine Stadt in Flandern. Sie ist zugleich die Hauptstadt der belgischen Provinz Ostflandern und des Arrondissements und Wahlbezirks. Gent entstand aus keltischen Ansiedlungen im Gebiet des Zusammenflusses von Schelde und Leie. Im Mittelalter wuchs Gent durch den blühenden Tuchhandel zu einer der größten Städte Europas heran. Auch Flachs- und Leinengewerbe und das von der Stadt erworbene Stapelrecht auf Getreide trugen ansehnlich zur Wohlfahrt der Stadt bei.

    September - Weinlese

    September - Weinlese vor Schloss Saumur - Kalenderblatt
    September - Weinlese 

    September - Weinlese vor Schloss Saumur - Kalenderblatt  


    Ein Kalenderblatt aus dem unvergleichlichen Stundenbuch des Herzogs von Berry.

    Ein Stück porträtierter Landschaft, die Verdute eines der herzoglichen Schlösser, mit spürbar echter Stimmung und Beleuchtung.  

    Thema des Monats September ist die Weinlese vor Schloss Saumur. Die Turmspitzen mit ihren hohen Windfahnen, die Lilienornamente auf den Zinnen, die zwanzig schlanken Schornsteine, das blüht alles wie ein wildes Beet hoher weißer Blumen in der dunkelblauen Luft.

    Das Blatt, das eine unglaubliche Beobachtung und Genauigkeit verrät, stammt nur in der oberen Hälfte von den drei Brüdern aus Limburg, der untere Teil ist später  entstanden, fügt sich aber der Atmosphäre des Ganzen glücklich ein. 

    Dass diese paradiesische Welt, vom Schloss her gesehen, auch ihre Schatten hat, beschreibt Ulrich von Hutten in einem Brief an seinen Freund Pirkheimer: “Und welch ein Lärm! Da blöken die Schafe, brüllt das Rind, bellen die Hunde, auf dem Feld schreien die Arbeiter, die Wagen und Karren knarren, und bei uns zu Hause, die wir nahe an den Wäldern wohnen, hört man auch die Wölfe heulen.

    Jeden Tag kümmert und sorgt man sich um den folgenden, immer ist man in Bewegung, immer in Unruhe. Da müssen die Äcker umgegraben und wieder umgegraben werden, ist in den Weinbergen zu arbeiten, Bäume muss man setzen, Wiesen bewässern, Schollen brechen, säen, düngen, das Getreide schneiden, dreschen, nun ist die Zeit der Ernte, nun die Weinlese.

    Ist es dann ein schlechtes Jahr, dann herrscht oft furchtbare Not, furchtbare Armut. Da gibt es dann nichts, was einen nicht zu jeder Stunde aufregt, verwirrt, ängstigt und zermürbt.” 

    September - Weinlese vor Schloss Saumur - Kalenderblatt - Kunst

    Autor*in: N. N.

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      Ein Kalenderblatt aus dem unvergleichlichen Stundenbuch des Herzogs von Berry. Ein Stück porträtierter Landschaft, die Verdute eines der herzoglichen Schlösser, mit spürbar echter Stimmung und Beleuchtung. Thema des Monats September ist die Weinlese vor Schloss Saumur. Die Turmspitzen mit ihren hohen Windfahnen, die Lilienornamente auf den Zinnen, die zwanzig schlanken Schornsteine, das blüht alles wie ein wildes Beet hoher weißer Blumen in der dunkelblauen Luft.

      Die Stadt- und die Landmaus - Aesop Fabel

      Die Stadt- und die Landmaus – Aesop Fabel - Zufriedenheit
      Die Stadt- und die Landmaus  

      Die Stadt- und die Landmaus – Aesop Fabel - Zufriedenheit  


      Eine Landmaus hatte ihre Freundin, eine Stadtmaus, zu sich eingeladen und empfing sie in ihrer sehr bescheidenen Wohnung aufs freundlichste. Um ihren Mangel der sehr verwöhnten Städterin nicht merken zu lassen, hatte sie alles, was das Landleben Gutes bot, herbeigeschafft und aufgetischt.

      Da waren frische Erbsen, getrocknete Traubenkerne, Hafer und auch ein Stückchen Speck, wovon die Landmaus nur bei außergewöhnlichen Gelegenheiten aß. Mit großer Genugtuung überschaute sie ihre Tafel und unterließ nicht, ihrer Freundin unablässig zuzusprechen.

      Aber die Stadtmaus, durch die vielen gewohnten Leckereien verwöhnt, beroch und benagte die Speisen nur sehr wenig und stellte sich der Höflichkeit halber so, als wenn es ihr schmecke, konnte aber doch nicht umhin die Gastgeberin merken zu lassen, dass alles sehr wenig nach ihrem Geschmack gewesen sei.

      »Du bist eine recht große Törin«, sprach sie zu ihr, »dass du hier so kümmerlich dein Leben fristest, während du es in der Stadt so glänzend führen könntest wie ich. Gehe mit mir in die Stadt unter Menschen, dort hast du Vergnügen und Überfluss.« Die Landmaus entschloss sich nun auch in die Stadt zu reisen und machte sich zum Mitgehen bereit.

      Schnell hatten sie die Stadt erreicht, und die Städterin führte sie nun in einen Palast, in welchem sie sich hauptsächlich aufzuhalten pflegte. Sie gingen in den Speisesaal, wo sie noch die Überbleibsel eines herrlichen Abendschmauses vorfanden.

      Die Stadtmaus führte ihre Freundin sodann zu einem prachtvollen, mit Damast überzogenen Sessel, bat sie, Platz zu nehmen, und legte ihr von den sehr leckeren Speisen vor. Lange nötigen ließ sich die Landmaus nicht, sondern verschlang mit Heißhunger all die ihr dargereichten Leckerbissen.

      Ganz entzückt war sie davon und wollte eben in große Lobsprüche ausbrechen, als sich plötzlich die Flügeltüren öffneten und eine Schar Diener hereinstürzte, um die Reste des Mahles abzuräumen. Bestürzt und zitternd flohen beide Freundinnen, und die Landmaus, unbekannt in dem großen Haus, rettete sich gerade noch mit Mühe in eine Ecke des großen Raumes.

      Kaum hatte sich die Dienerschaft entfernt, als sie auch schon wieder hervorkroch und noch vor Schrecken zitternd zu ihrer Freundin sprach: »Lebe wohl! Einmal und nie wieder! Lieber will ich meine ärmliche Nahrung in Frieden genießen, als hier bei den ausgesuchtesten Speisen zu schwelgen und stets um mein Leben fürchten müssen.«

      Lehre: Genügsamkeit und Zufriedenheit macht glücklicher als Reichtum und Überfluss unter großen Sorgen.


      Die Stadt- und die Landmaus – ZufriedenheitAesop Fabel

      Autor*in: Aesop

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        Eine Landmaus hatte ihre Freundin, eine Stadtmaus, zu sich eingeladen und empfing sie in ihrer sehr bescheidenen Wohnung aufs freundlichste. Um ihren Mangel der sehr verwöhnten Städterin nicht merken zu lassen, hatte sie alles, was das Landleben Gutes bot, herbeigeschafft und aufgetischt.

        Der Palast und die Hütte - Khalil Gibran

        Der Palast und die Hütte – Khalil Gibran
        Der Palast und die Hütte 

        Der Palast und die Hütte – Khalil Gibran

        Reichtum:

        Die Nacht brach herein, und die Lichter im Palast des reichen Mannes funkelten hell. Diener, in Samt gekleidet und mit silbernen Knöpfen an der Brust, standen da und erwarteten die Gäste. Musik erklang, und Herren und Damen fuhren in ihren Kutschen, die von prächtigen Pferden gezogen wurden, von allen Seiten auf den Palast zu.

        Sie traten ein, und ihre kostbaren Kleider waren herrlich anzusehen. Die Herren führten die Damen zum Tanz, und die Halle wurde zu einem Garten, durch den leise Melodien zogen und dessen Blumen sich vor Ehrfurcht und Bewunderung verneigten.

        Als es Mitternacht war, schritt man zur Tafel, die mit erlesensten Früchten und den besten Speisen beladen war. Kelche wurden herumgereicht, und der Wein spielte mit den Sinnen der Gäste, bis diese sich Spielen zuwandten.

        Als der Morgen nahte, trennte man sich, denn alle waren müde von der Lustbarkeit, vom Wein benebelt und des Tanzens und Schlemmens überdrüssig. Und ein jeder begab sich in sein Bett.

        **************

        Armut:

        Als die Sonne langsam hinter den Hügeln versank, stand ein Mann, der das Gewand eines Landarbeiters trug, an der Tür eines ärmlichen Hauses und klopfte an. Es wurde ihm aufgemacht, er trat ein, grüßte die Anwesenden mit heiterer Miene und setzte sich mitten unter seine Kinder an das Feuer.

        Bald darauf bereitete seine Frau das Essen, und sie setzten sich alle um einen hölzernen Tisch und aßen. Als die Mahlzeit beendet war, standen sie auf und ließen sich unter der Lampe, die ihre gelben Strahlen wie Pfeile in die Dunkelheit sandte, nieder.

        Als die erste Nachtstunde vorbei war, begaben sie sich zur Ruhe und vertrauten sich dem Schlaf an. Am nächsten Morgen stand der arme Mann von seinem Lager auf und teilte Brot und Milch mit seiner Frau und seinen Kindern.

        Dann küsste er sie und ging mit einem schweren Spaten auf der Schulter zum Feld, um es mit seinem Schweiß zu bewässern und fruchtbar zu machen, damit es jene Reichen, die am Abend zuvor so ausgelassen waren, ernähre.

        Die Sonne erhob sich jenseits des Berges, und die Hitze legte sich schwer auf das Haupt des Arbeiters, während die Reichen noch in ihren Palästen schliefen.

        So ist das Los des Menschen: ein Trauerspiel, das auf der Bühne der Zeit aufgeführt wird. Zahlreich sind die Zuschauer, die applaudieren; aber nur wenige gibt es, die das Stück verstehen.

        Der Palast und die Hütte – Armut und Reichtum – Khalil Gibran - Story

        Autor*in: Khalil Gibran

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          Die Nacht brach herein, und die Lichter im Palast des reichen Mannes funkelten hell. Diener, in Samt gekleidet und mit silbernen Knöpfen an der Brust, standen da und erwarteten die Gäste. Musik erklang, und Herren und Damen fuhren in ihren Kutschen, die von prächtigen Pferden gezogen wurden, von allen Seiten auf den Palast zu.

          Von Gesetzen und Anwälten - Khalil Gibran

          Von Gesetzen und Anwälten – Khalil Gibran
          Von Gesetzen und Anwälten 

          Von Gesetzen und Anwälten – Khalil Gibran 


          Es bereitet euch Freude, Gesetze aufzustellen. Aber noch größere Freude bereitet es euch, sie zu brechen, wie spielende Kinder am Meeresufer, die mit Ausdauer Sandburgen bauen und sie dann lachend zerstören. Während sie Sandburgen bauen, trägt das Meer weiteren Sand an den Strand und wenn sie sie einreißen, lacht der Ozean mit ihnen.

          Doch was ist mit denen, für die das Leben kein Ozean ist und menschliche Gesetze keine Sandburgen, sondern für die das Leben ein Fels ist und das Gesetz ein Meißel, mit dem sie es zu ihrem Bild gestalten möchten? Was ist mit dem Krüppel, der den Tänzer verabscheut? Was ist mit dem Ochsen, der sein Joch liebt und den Hirsch und das Reh des Waldes für hauslose Vagabunden erachtet?

          Was ist mit der alten Schlange, die ihre Haut nicht mehr abwerfen kann und alle anderen schamlos und nackt nennt? Und mit dem, der als erster zum Hochzeitsmahl kommt und sich dann, übersättigt und müde, mit den Worten entfernt, jedes Fest sei ein Frevel und jeder Feiernde ein Gesetzesbrecher?

          Was soll ich von all diesen sagen außer, dass auch sie im Sonnenlicht stehen, aber mit dem Rücken zur Sonne! Sie sehen nur ihren eigenen Schatten und ihr Schatten ist ihr Gesetz. Und was ist die Sonne für sie mehr als eine Schattenwerferin? Was ist die Befolgung des Gesetzes für sie anderes, als sich nieder zu beugen und ihren eigenen Schatten auf den Boden nach zu zeichnen.

          Ihr aber, die ihr mit dem Gesicht in der Sonne wandelt, welche Zeichen im Staub könnten euch schon aufhalten? Ihr Gefährten des Windes, welche Wetterfahne sollten wohl euren Kurs bestimmen? Welches Menschengesetz sollte euch binden, wenn ihr euer Joch zerbrecht, doch vor niemandes Kerkertür?

          Welche Gesetze solltet ihr fürchten, wenn ihr tanzt, aber über niemandes Ketten stolpert und wer dürfte euch richten, wenn ihr euer Gewand von euch reißt, es aber auf niemandes Weg liegen lasst?

          Menschen von Orfalis, ihr könnt die Trommeln dämpfen und die Saiten der Leier entspannen, doch wer soll der Lerche das Singen verbieten?

          Von Gesetzen und Anwälten – Khalil Gibran - Recht und Gerechtigkeit - Essay

          Autor*in: Khalil Gibran

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            Es bereitet euch Freude, Gesetze aufzustellen. Aber noch größere Freude bereitet es euch, sie zu brechen, wie spielende Kinder am Meeresufer, die mit Ausdauer Sandburgen bauen und sie dann lachend zerstören. Während sie Sandburgen bauen, trägt das Meer weiteren Sand an den Strand und wenn sie sie einreißen, lacht der Ozean mit ihnen.

            Utopia - Gestern und Heute - Thomas Morus

            Utopia - Gestern und Heute - Thomas Morus
            Utopia 

            Utopia - Gestern und Heute - Thomas Morus 


            Wenn ich alle Staaten, welche heutzutage in Blüte stehen, durchnehme und betrachte, so sehe ich, so wahr mir Gott helfe, in ihnen nichts Anderes, als eine Art Verschwörung der Reichen, die unter dem Deckmantel und Vorwand des Staatsinteresses lediglich für ihren eigenen Vorteil sorgen.

            Und diese denken sich alle möglichen Arten, Weisen und Kniffe aus, wie sie das, was sie mit üblen Künsten zusammen gerafft haben, erstens ohne Furcht es zu verlieren, behalten, sodann, wie sie die Arbeit aller Armen um so wenig Entgelt wie möglich sich zu verschaffen mögen, um sie auszunutzen.

            Diese Anschläge, welche die Reichen im Namen der Gesamtheit, als auch der Armen aufgestellt und durchzuführen beschlossen haben, wurden sodann zu Gesetzen erhoben.

            Utopia – Gestern und Heute - Thomas Morus - Essay

            Autor*in: Thomas Morus

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              Wenn ich alle Staaten, welche heutzutage in Blüte stehen, durchnehme und betrachte, so sehe ich, so wahr mir Gott helfe, in ihnen nichts Anderes, als eine Art Verschwörung der Reichen, die unter dem Deckmantel und Vorwand des Staatsinteresses lediglich für ihren eigenen Vorteil sorgen.

              Vom Fuchs und vom Hahn - Reden ist Silber

              Vom Fuchs und vom Hahn - Reden ist Silber - Fabel Aesop
              Vom Fuchs und vom Hahn 

              Vom Fuchs und vom Hahn - Reden ist Silber - Aesop Fabel 


              Ein hungriger Fuchs kam einstmals in ein Dorf und fand einen Hahn. Er sprach zu ihm: „Oh mein Herr Hahn, welche schöne Stimme hat dein Herr Vater gehabt! Ich bin zu dir gekommen, weil ich auch deine Stimme hören wollte. Ich bitte dich darum, dass du mir mit lauter Stimme etwas vorsingst, damit ich hören kann, ob du eine schönere Stimme hast als dein Vater.“

              Sofort schwang der Hahn sein Gefieder und fing mit geschlossenen Augen an, auf das Lauteste zu krähen. Sogleich aber sprang der Fuchs auf, fing ihn und trug ihn in den Wald.

              Als der Bauer das gewahr wurde, lief er dem Fuchs nach und schrie: „Der Fuchs trägt meinen Hahn fort!“ Als der Hahn das hörte, sprach er zum Fuchs: „Hörst du, Herr Fuchs, was der grobe Bauer ruft? Sprich zu ihm: „Ich trage meinen Hahn und nicht den deinen fort.“

              Da lies der Fuchs den Hahn aus dem Maul und sprach: „Ich trage meinen Hahn und nicht den deinen fort.“ Sogleich flog der Hahn auf einen Baum und sprach: „Du lügst, Herr Fuchs, du lügst, ich gehöre dem Bauern und nicht dir.“

              Jetzt schlug sich der Fuchs selbst aufs Maul und sprach: „Oh du böses Maul, warum redest du so viel Unnützes? Hättest du jetzt nicht geredet, hätte ich meinen Raub nicht verloren.”

              Lehre: Reden ist Silber – Schweigen ist Gold.


              Vom Fuchs und vom Hahn - Aesop Fabel - Reden ist Silber Schweigen ist Gold


              Autor*in: Aesop

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                Ein hungriger Fuchs kam einstmals in ein Dorf und fand einen Hahn. Er sprach zu ihm: „Oh mein Herr Hahn, welche schöne Stimme hat dein Herr Vater gehabt! Ich bin zu dir gekommen, weil ich auch deine Stimme hören wollte. Ich bitte dich darum, dass du mir mit lauter Stimme etwas vorsingst, damit ich hören kann, ob du eine schönere Stimme hast als dein Vater.“

                Goethe - Das Mädchen und der Klopfgeist

                Goethe - Das Mädchen und der Klopfgeist
                Goethe - Das Mädchen und der Klopfgeist 

                Goethe - Das Mädchen und der Klopfgeist 


                Bei einem wackeren Edelmann, meinem Freunde, der ein altes Schloss mit einer großen Familie bewohnte, war eine Waise erzogen worden, die, als sie herangewachsen und vierzehn Jahre alt war, meist um die Dame vom Hause sich beschäftigte und die nächsten Dienste ihrer Person verrichtete.

                Man war mit ihr wohl zufrieden, und sie schien nichts weiter zu wünschen, als durch Aufmerksamkeit und Treue ihren Wohltätern dankbar zu sein. Sie war gebildet, und es fanden sich einige Freier um sie ein. Man glaubte nicht, dass eine dieser Verbindungen zu ihrem Glück gereichen würde, und sie zeigte auch nicht das mindeste Verlangen ihren Zustand zu ändern.

                Auf einmal begab es sich, dass man, wenn das Mädchen in dem Haus geschäftlich herum ging, unter ihr, hier und da, pochen hörte. Anfangs schien es zufällig, aber da das Klopfen nicht aufhörte und beinahe jeden ihrer Schritte bezeichnete, wurde sie ängstlich und traute sich kaum mehr aus dem Zimmer der gnädigen Frau heraus zu gehen, als in welchem sie allein Ruhe hatte.

                Dieses Pochen wurde von jedermann vernommen, der mit ihr ging oder nicht weit von ihr stand. Anfangs scherzte man darüber, endlich aber fing die Sache an unangenehm zu werden. Der Herr vom Hause, der von einem lebhaften Geist war, untersuchte nun selbst die Umstände.

                Man hörte das Pochen nicht eher, als bis das Mädchen ging, und nicht sowohl indem sie den Fuß aufsetzte, als indem sie ihn zum Weiterschreiten aufhob. Doch fielen die Schläge manchmal unregelmäßig, und besonders waren sie sehr stark, wenn sie quer über einen großen Saal den Weg nahm.

                Der Hausvater hatte eines Tages Handwerksleute in der Nähe und ließ, da das Pochen am heftigsten war, gleich hinter ihr einige Dielen aufreißen. Es fand sich aber nichts, außer dass bei dieser Gelegenheit ein paar große Ratten zum Vorschein kamen, deren Jagd viel Lärm im Hause verursachte.

                Entrüstet über diese Begebenheit und Verwirrung griff der Hausherr zu einem strengeren Mittel, nahm seine größte Hetzpeitsche von der Wand und schwor, dass er das Mädchen bis auf den Tod prügeln wolle, wenn sich noch ein einziges Mal das Pochen hören ließe.

                Von der Zeit an ging sie ohne Anfechtung im ganzen Haus herum, und man vernahm von dem Pochen nichts mehr weiter.

                Das Mädchen und der Klopfgeist – Johann Wolfgang von Goethe - Story

                Autor*in: Johann Wolfgang von Goethe

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                  Bei einem wackeren Edelmann, meinem Freunde, der ein altes Schloss mit einer großen Familie bewohnte, war eine Waise erzogen worden, die, als sie herangewachsen und vierzehn Jahre alt war, meist um die Dame vom Hause sich beschäftigte und die nächsten Dienste ihrer Person verrichtete.

                  Prinz Eugen der edle Ritter - Ballade

                  Prinz Eugen – Ferdinand Freiligrath – Ballade
                  Prinz Eugen 

                  Prinz Eugen der edle Ritter - Ferdinand Freiligrath - Ballade


                  Zelte, Posten, Werda-Rufer! Lustge Nacht am Donauufer! Pferde stehn im Kreis herum angebunden an den Pflöcken. An den engen Sattelböcken hangen Karabiner schwer. Um das Feuer auf der Erde, vor den Hufen seiner Pferde, liegt das östreichsche Pikett.

                  Auf dem Mantel liegt ein jeder, von den Tschakos weht die Feder. Leutnant würfelt und Kornett. Neben seinem müden Schecken ruht auf einer wollnen Decken der Trompeter ganz allein: „Lasst die Knöchel, lasst die Karten! Kaiserliche Feldstandarten wird ein Reiterlied erfreun!

                  Vor acht Tagen die Affäre hab ich, zu Nutz dem ganzen Heere, in gehörgen Reim gebracht; selber auch gesetzt die Noten; drum, ihr Weißen und ihr Roten, merket auf und gebet acht!“

                  Und er singt die neue Weise einmal, zweimal, dreimal leise denen Reitersleuten vor; und wie er zum letzten Male endet, bricht mit einem Male los der volle kräftge Chor:

                  „Prinz Eugen, der edle Ritter!“ Hei, das klang wie Ungewitter weit ins Türkenlager hin. Der Trompeter tät den Schnurrbart streichen und sich auf die Seite schleichen zu der Marketenderin.

                  Prinz Eugen der edle Ritter – Ferdinand Freiligrath - Ballade

                  Autor*in: Ferdinand Freiligrath

                  Bewertung des Redakteurs:

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                    Zelte, Posten, Werda-Rufer! Lustge Nacht am Donauufer! Pferde stehn im Kreis herum angebunden an den Pflöcken. An den engen Sattelböcken hangen Karabiner schwer. Um das Feuer auf der Erde, vor den Hufen seiner Pferde, liegt das östreichsche Pikett.

                    Wahrheit und Lüge - Theodor Fontane

                    Wahrheit und Lüge oder für und wider – Theodor Fontane
                    Wahrheit und Lüge 

                    Wahrheit und Lüge oder für und wider – Theodor Fontane 


                    Als es mit der Ming-Dynastie zu Neige ging und die siegreichen Mandschuheere schon in die Palast-Gärten von Peking eingedrungen waren, erschienen noch immer Boten und Abgesandte, die dem Kaiser von Siegen und wieder Siegen meldeten, weil es gegen den »Ton« der guten Gesellschaft und des Hofes war, von Niederlagen zu sprechen.

                    Oh, dieser gute Ton!


                    Eine Stunde später war ein Reich zertrümmert und ein Thron gestürzt. 
                    Warum? Weil alles Geschraubte zur Lüge führt und alle Lüge führt zum Tod.

                    Wahrheit und Lüge oder für und wider – Theodor Fontane - Essay

                    Autor*in: Theodor Fontane

                    Bewertung des Redakteurs:

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                      Als es mit der Ming-Dynastie zu Neige ging und die siegreichen Mandschuheere schon in die Palast-Gärten von Peking eingedrungen waren, erschienen noch immer Boten und Abgesandte, die dem Kaiser von Siegen und wieder Siegen meldeten, weil es gegen den »Ton« der guten Gesellschaft und des Hofes war, von Niederlagen zu sprechen.

                      Unterhaltsames Gedicht von Goethe

                      Unterhaltsames Gedicht von Goethe
                      Unterhaltsames Gedicht 

                      Unterhaltsames Gedicht von Goethe 


                      Wir reiten in die Kreuz und Quer
                      nach Freuden und Geschäften,
                      doch immer kläfft es hinterher
                      und bellt aus allen Kräften.

                      So will der Spitz aus unserm Stall
                      uns immerfort begleiten,
                      und seines Bellens lauter Schall
                      beweist uns, dass wir reiten.

                      Unterhaltsames Gedicht – Kreuz und Quer

                      Autor*in: Johann Wolfgang von Goethe

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                        Wir reiten in die Kreuz und Quer nach Freuden und Geschäften, doch immer kläfft es hinterher und bellt aus allen Kräften.

                        Calderon - Wer ist's? - Ich will mich definieren



                        Calderon - Wer ist's? - Ich will mich definieren
                        Calderon - Wer ist's 


                        Calderon - Wer ist's?


                        Ich will mich definieren:

                        Kraft der Kräfte, die da zieren mein und dein unsterblich Sein, bin das Licht ich, das allein Menschen scheidet von den Tieren.

                        Bin der zauberische Duft, der da spiegelt Lust und Qualen, flüchtiger als die Sonnenstrahlen, wandelbarer als die Luft.

                        Ich habe kein beständig Haus, darin zu sterben, darin zu leben; ich wandre meines Weges eben und weiß nimmer, wo hinaus.

                        Hohes Glück und schlimmes Los sehnen mich stets an ihrer Seite, Knecht und Ritter ich geleite, keine Dame wird mich los.

                        Auf des Königs Thron überwache ich den Staat und als sein geheimer Rat sorge ich viel und schlafe wenig.

                        Beim Schwelger sitze ich zu Gericht, baue dem Fleißigen goldene Brücken, brüte beim Schleicher Tücken und die Schuld im Bösewicht aus.

                        Die Schönheit bin ich bei den Frauen, beim Geizhals Schatz auf Schatz, beim Spieler Satz um Satz und beim Soldaten Siegsvertrauen.

                        Frauengunst bin ich beim Verliebten, beim Bettler bitteres Leid, beim Heiteren Fröhlichkeit und die Betrübnis beim Betrübten.

                        Kurz, wohin ich immer schwanke, bin ich, mit dem raschen Sinn, nichts und alles, denn ich bin, ______________________________.



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                        Auswahl - AVENTIN - Rätsel

                        Autor*in: N. N.

                        Bewertung des Redakteurs:

                        URL: https://aventin.blogspot.com/2012/04/calderon-wer-ists.html

                          Ich will mich definieren: Kraft der Kräfte, die da zieren mein und dein unsterblich Sein, bin das Licht ich, das allein Menschen scheidet von den Tieren. Bin der zauberische Duft, der da spiegelt Lust und Qualen, flüchtiger als die Sonnenstrahlen, wandelbarer als die Luft.

                          Platon - Das Höhlengleichnis - Antike Philosophie

                          Das Höhlengleichnis – Platon – Einführung in die Erkenntnistheorie
                          Platon - Das Höhlengleichnis 

                          Platon Das Höhlengleichnis – Einführung in die Erkenntnistheorie


                          Das Höhlengleichnis ist eines der bekanntesten Gleichnisse der antiken Philosophie. Es dient bis heute als Standardlehrbeispiel zur Einführung in die Erkenntnistheorie. Platons Lehrer Sokrates verdeutlicht im Gleichnis seinem Gesprächspartner Glaukon den Bildungsweg des Philosophen. Eingebettet ist dieses Gleichnis in die Frage Glaukons nach dem Wesen des Guten und in den Kontext der beiden vorhergehenden Gleichnisse, des Sonnengleichnisses und des Liniengleichnisses, die beide das Verständnis des Höhlengleichnisses vorbereiten. (Wikipedia)


                          „Und jetzt will ich dir ein Gleichnis für uns Menschen sagen, ob wir wahrhaft erzogen sind und wann wir es nicht sind. Denke dir, es lebten Menschen in einer Art unterirdischer Höhle, und längs der ganzen Höhle zöge sich eine breite Öffnung hin, die zum Licht hinaufführt. In dieser Höhle wären sie von Kindheit an gewesen und hätten Fesseln an den Schenkeln und am Hals, so dass sie sich nicht von der Stelle rühren könnten und beständig geradeaus schauen müssten. Oben in der Ferne sei ein Feuer, und das gebe ihnen von hinten her Licht. Zwischen dem Feuer aber und diesen Gefesselten führe oben ein Weg entlang. Denke dir, dieser Weg hätte an seiner Seite eine Mauer, ähnlich wie ein Gerüst, das die Gaukler vor sich, den Zuschauern gegenüber, zu errichten pflegen, um darauf ihre Kunststücke vorzuführen.“

                          „Ja, ich denke es mir so.“

                          „Weiter denke dir, es trügen Leute an dieser Mauer vorüber, aber so, dass es über sie hinweg ragt, allerhand Geräte, auch Bildsäulen von Menschen und Tieren aus Stein oder Holz und überhaupt Erzeugnisse menschlicher Arbeit. Einzige dieser Leute werden sich dabei vermutlich unterhalten, andere werden nichts sagen.“

                          „Welch seltsames Gleichnis! Welch seltsame Gefangene!“

                          „Sie gleichen uns! Haben nun diese Gefangenen wohl von sich selber und voneinander etwas anderes gesehen als ihre Schatten, die das Feuer auf die Wand der Höhle wirft, der sie gegenüber sitzen?“

                          „Wie sollten sie! Sie können ja ihr Leben lang nicht den Kopf drehen!“

                          „Ferner: Von den Gegenständen, die oben vorüber getragen werden? Doch ebenfalls nur den Schatten?“

                          „Zweifellos.“

                          „Und wenn sie miteinander sprechen können, so werden sie in der Regel doch wohl von diesen Schatten reden, die da auf ihrer Wand vorüber gehen.“

                          „Unbedingt.“

                          „Und wenn ihr Gefängnis auch ein Echo von der Wand zurück wirft, sobald ein Vorübergehender spricht, so werden sie gewiss nichts anderes für den Sprecher halten, als den vorüber kommenden Schatten.“

                          „Entschieden nicht.“

                          „Überhaupt, sie werden nichts anderes für wirklich halten als diese Schatten von Gegenständen menschlicher Arbeit.“

                          „Ja, ganz unbedingt“.

                          „Nun denke dir, wie es ihnen ergeht, wenn sie frei werden, die Fesseln abstreifen und von der Unwissenheit geheilt werden. Es kann doch nicht anders sein als so. Wenn einer losgemacht wird, sofort aufstehen muss, den Hals wenden, vorwärst schreiten und hinauf nach dem Licht schauen muss – das alles aber verursacht ihm natürlich Schmerzen, und das Licht blendet ihn so, dass er die Gegenstände, deren Schatten es bis dahin sah, nicht erkennen kann -, was wird er dann wohl sagen, wenn man ihm erklärt: bis dahin habe er nur eitlen Tand gesehen; jetzt sei er der Wahrheit viel näher und sähe besser; denn die Gegenstände hätten höhere Wirklichkeit, denen er jetzt zugewendet sei! Und weiter, wenn man auf die einzelnen Gegenstände hin zeigt und ihn fragt, was sie bedeuten. Er würde doch keine einzige Antwort geben können und würde glauben, was er bis dahin gesehen, hätte mehr Wirklichkeit, als was man ihm jetzt zeigt.“

                          „Weit mehr.“

                          „Und zwingt man ihn, das Licht selber anzusehen, so schmerzen ihn doch die Augen. Er wird sich umkehren, wird zu den alten Schatten eilen, die er doch ansehen kann, und wird sie für heller halten als das, was man ihm zeigt.“

                          „Ja, das wird es tun.“

                          „Und zieht man ihn gar den rauen steilen Aufgang mit Gewalt hinauf und lässt nicht ab, bis man ihn hervor ins Sonnenlicht gezogen hat, so steht er doch Qualen aus, wehrt sich unwillig, und, ist er oben im Licht, so hat er die Augen voller Glanz und kann kein einziges von den Dingen sehen, die wir wirklich nennen.“

                          „Nein, wenn es plötzlich geschieht, nicht.“

                          „Er muss sich erst an das Licht gewöhnen, wenn er die Gegenstände oben sehen will. Zuerst wird er wohl am besten die Schatten erkennen, später die Spiegelungen von Menschen und anderen Gegenständen im Wasser, dann sie selber. Weiter wird er die Himmelskörper sehen und den Himmel selber, und zwar besser bei Nacht die Sterne und den Mond, als bei Tage die Sonne und ihre Strahlen.“

                          „Freilich.“

                          “Schließlich wird er in die Sonne selber sehen können, also nicht bloß ihre Spiegelbilder im Wasser und anderswo hier unten erblicken, sondern sie selber oben an ihrem Ort. Er wird ihr Wesen begreifen.“

                          „Unbedingt.“

                          „Und dann vermag er den Schluss zu ziehen, dass sie es ist, die Jahreszeiten und Jahre hervor bringt, die über die ganze sichtbare Welt waltet und von der im gewissen Sinne alles, was man sieht, ausgeht.“

                          „Es ist klar, dass er hierhin zuletzt gelangt.“

                          „Nun weiter! Wenn er jetzt an die alte Wohnung zurück denkt und an die dortige Weisheit und an seine Mitgefangenen, so preist er sich doch glücklich über den Wechsel und bedauert jene.“

                          „Gewiss.“

                          „Und wie denkt er über die Ehrungen und Lobsprüche und Geschenke, die man dort unten voneinander erhielt? Nämlich dann, wenn einer die vorbei kommenden Schatten recht genau erkannte und sich am besten einprägte, welche zuerst, welche nachher und welche zu gleicher Zeit zu erscheinen pflegten, wodurch er dann die in Aussicht stehenden gut erraten konnte. Wird es ihn nun noch danach verlangen? Wird er die Leute beneiden, die unten in Ansehen stehen und die Macht in Händen haben? Oder wird es ihm so ergehen, wie es bei Homer steht? Das heißt: Wird er weiter lieber Ackerknecht bei einem armen Manne sein und alles aushalten wollen, als jenen Wahn teilen und jene Reden führen?“

                          „Ja, ich glaube, er erträgt lieber alles, als dass er jenes Leben führt.“

                          „Denke dir nun auch dies: Er würde hinunter steigen und sich auf den alten Platz setzen. Wird er nicht die Augen voller Finsternis haben, wenn er so plötzlich aus der Sonne kommt?“

                          „Ganz und gar.“

                          „Und während seine Augen noch stumpf sind und hin und her irren, muss er um die Wette mit den dauernd Gefangenen wieder jene Schatten zu erkennen suchen. Nehmen wir nun noch die Zeit, bis er sich an das Dunkel gewöhnt hat, nicht ganz kurz an, so wird man ihn doch auslachen und sagen, er käme von seinem Aufstieg mit schlechten Augen zurück. Es lohne sich nicht, den Versuch zum Aufstieg zu machen. Wer aber andere frei machen und hinauf führen will, den wird man töten, wenn man seiner habhaft wird und ihn töten kann.“

                          „Gewiss.“

                          „Nun musst du dies ganze Gleichnis mit unserer voraus gegangenen Darlegung zusammen halten, lieber Glaukon. Setze an Stelle der Gefängniswohnung die durch den Gesichtssinn geoffenbarte Welt und an Stelle des Licht spendenden Feuers die Kraft der Sonne. Wenn du dir ferner unter dem Aufstieg und dem Kennenlernen der Oberwelt die Wanderung der Seele zur denkbaren Welt hinauf denkst, so verstehst du meine Meinung, die du ja zu hören wünschst, durchaus richtig. Gott weiß, ob ich die Wahrheit gefunden habe! Meine Ansicht jedenfalls geht dahin, dass es in der erkennbaren Welt die Idee des Guten ist, die man zuletzt und mit Mühe gewahr wird. Ist man aber ihrer ansichtig geworden, so muss man zu der Überzeugung kommen, dass alles Rechte und Schöne in der ganzen Welt von ihr ausgeht. In der sichtbaren Welt schafft sie das Licht und den Herren des Lichts; in der denkbaren Welt ist sie selber Herrin und gibt Wahrheit und Vernunft. Und wer mit Vernunft handeln will, in seinem persönlichen Leben oder als Staatsmann, der muss sie sehen lernen.“

                          Das HöhlengleichnisPlaton – Einführung in die Erkenntnistheorie - Philosophie

                          Autor*in: Platon

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                            Das Höhlengleichnis ist eines der bekanntesten Gleichnisse der antiken Philosophie. Es dient bis heute als Standardlehrbeispiel zur Einführung in die Erkenntnistheorie. Platons Lehrer Sokrates verdeutlicht im Gleichnis seinem Gesprächspartner Glaukon den Bildungsweg des Philosophen. Eingebettet ist dieses Gleichnis in die Frage Glaukons nach dem Wesen des Guten und in den Kontext der beiden vorhergehenden Gleichnisse, des Sonnengleichnisses und des Liniengleichnisses, die beide das Verständnis des Höhlengleichnisses vorbereiten.

                            Johannes Reuchlin und das Rätsel

                            Johannes Reuchlin und das Rätsel einer jungen Frau
                            Johannes Reuchlin und das Rätsel

                            Johannes Reuchlin und das Rätsel einer jungen Frau


                            Ein Rätsel, das im Jahre 1497 eine schöne junge Frau dem Johannes Reuchlin aus Pforzheim im Schwarzwald aufgab.

                            Als ich mit meinen Gespielinnen im Grünen spazieren ging, begegnete mir an der Quelle, an der ich mich oft wusch, auf der Wasserfläche eine schöne Gestalt, die mich auch begleitete, als ich nach Hause ging. Bald erschien sie in der Nähe, bald verbarg sie sich hinter den steinigen Höhen; schließlich versuchte sie, mich an der Nase herumzuführen und sich an mich zu schmiegen. Ja, sie wollte mir sogar auf meinem Lager beiwohnen. Sie liebt die Sonne mehr als alles andere und verschwindet im Dunkeln betrübt. Sag mir doch: Was es ist?

                            ▂ ▃ ▅ ▆   Antwort   ▆ ▅ ▃ ▂

                            Auswahl - AVENTIN - Rätsel

                            Johannes Reuchlin

                            Er ist der berühmteste Sohn der Stadt Pforzheim. Johannes Reuchlin wurde im Jahre 1455 geboren und trug zeit seines Lebens stolz den Beinamen „Phorcensis“ („aus Pforzheim“). Neben Erasmus von Rotterdam zählt Reuchlin zu den wichtigsten europäischen Humanisten. Eines seiner Hauptanliegen war es, durch Studium der Sprachen die lateinischen, griechischen und hebräischen religiösen und philosophischen Urtexte wieder zu erschließen. Er wurde somit zu einem Vorläufer der Reformation. Reuchlin gilt als Vorbild der Toleranz, da er sich immer vehement für die Aussagen und den Erhalt alten Schrifttums einsetzte.  

                            Autor*in: Johannes Reuchlin

                            Bewertung des Redakteurs:

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                              Johannes Reuchlin - Er ist der berühmteste Sohn der Stadt Pforzheim. Johannes Reuchlin wurde im Jahre 1455 geboren und trug zeit seines Lebens stolz den Beinamen „Phorcensis“ („aus Pforzheim“). Neben Erasmus von Rotterdam zählt Reuchlin zu den wichtigsten europäischen Humanisten.

                              Pygmalion und Galatea - Metamorphose

                              Pygmalion und Galatea – Metamorphose Ovid
                              Pygmalion und Galatea 

                              Pygmalion und Galatea - Metamorphose Ovid - Liebe 


                              Der Künstler Pygmalion von Zypern ist aufgrund schlechter Erfahrungen mit sexuell zügellosen Frauen (Propoetiden) zum Frauenfeind geworden und lebt nur noch für seine Arbeit bzw. Bildhauerei.

                              So erschafft er sich, ohne sich dessen bewusst zu sein oder speziell an Frauen zu denken, eine Elfenbeinstatue, die fast wie eine lebendige Frau aussieht. Er behandelt das Abbild mit der Zeit auch immer mehr wie einen echten Menschen und verliebt sich schließlich und endlich in seine eigene Kunstfigur. 

                              Am Festtag der Venus fleht Pygmalion die Götter mit folgenden Worten an: „Ihr Götter, ihr vermögt mir alles zu geben. Gebt mir eine Frau die nur ihr gleicht“. Er traute sich nicht zu sagen, seine Statue möge zum Menschen werden, doch bittet er darum, seine künftige Frau möge so sein wie die von ihm erschaffene Statue. 

                              Venus, die Göttin der Liebe, versteht sein Gebet und als er nach Hause zurückkehrt und die Statue wie üblich zu liebkosen beginnt, wird diese langsam lebendig. Aus der Verbindung geht ein Kind namens Paphos hervor. Im 18. Jahrhundert erhält die zum Leben erweckte Statue den Namen Galatea.

                              Pygmalion und Galatea – Ovid – Römische Sage - Metamorphose - Sage

                              Autor*in: Ovid

                              Bewertung des Redakteurs:

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                                Der Künstler Pygmalion von Zypern ist aufgrund schlechter Erfahrungen mit sexuell zügellosen Frauen (Propoetiden) zum Frauenfeind geworden und lebt nur noch für seine Arbeit bzw. Bildhauerei. So erschafft er sich, ohne sich dessen bewusst zu sein oder speziell an Frauen zu denken, eine Elfenbeinstatue, die fast wie eine lebendige Frau aussieht.