Oktober 2019 | AVENTIN Blog --

Ich verzichte - Khalil Gibran - Zitat

Ich verzichte - Khalil Gibran - Ich verzichte im Angesicht von Kindern
Ich verzichte - Khalil Gibran 

Ich verzichte im Angesicht von Kindern – Khalil Gibran


Ich verzichte
auf alle Weisheiten,
die nicht weinen,
auf alle Philosophien,
die nicht lachen,
auf alle Größen,
die sich nicht beugen –
im Angesicht von Kindern.

Ich verzichte – Im Angesicht von KindernKhalil Gibran - Zitat

Autor*in: Khalil Gibran

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URL: https://aventin.blogspot.com/2019/10/ich-verzichte-khalil-gibran.html

    Ich verzichte auf alle Weisheiten, die nicht weinen, auf alle Philosophien, die nicht lachen, auf alle Größen, die sich nicht beugen – im Angesicht von Kindern.

    Kleine Weisheiten - 4 - Sprüche

    Kleine Weisheiten - 4 - Sprüche und Zitate aus der ganzen Welt
    Kleine Weisheiten 

    Kleine Weisheiten - 4 - Sprüche und Zitate


    Wenn man träumt, soll man auf nichts verzichten.

    Ich bin frei geboren, frei wie der Adler, der über dem großen blauen Himmel schwebt; ein leichter Wind streift sein Gesicht, ich werde frei sein.
    Indigene Weisheit aus Nordamerika

    Seht ihr den Mond dort stehen? Er ist nur halb zu sehen und ist doch rund und schön! So sind wohl manche Sachen, die wir getrost belachen, weil unsere Augen sie nicht sehn.
    Matthias Claudius

    Der Verstand sucht, doch das Herz findet.

    Kleine Weisheiten - 4 - Sprüche und Zitate aus der ganzen Welt

    Autor*in: Diverse

    Bewertung des Redakteurs:

    URL: https://aventin.blogspot.com/2019/10/kleine-weisheiten-4.html

      Seht ihr den Mond dort stehen? Er ist nur halb zu sehen und ist doch rund und schön! So sind wohl manche Sachen, die wir getrost belachen, weil unsere Augen sie nicht sehn. - Matthias Claudius

      Herde und Schafe - Mündigkeit

      Herde und Schafe – Mündigkeit – Gesellschaft
      Herde und Schafe 

      Herde und Schafe – Mündigkeit – Gesellschaft 


      Ein mündiger Bürger unserer Gesellschaft sollte kein Schaf in einer blökenden Herde, sondern eine selbst denkende, aus innerem Antrieb heraus tatkräftig handelnde und verantwortungsvolle Person ohne Vorurteile sein. Sie sollte im Prinzip alles in Frage stellen und nicht alle veröffentlichten Meinungen, Ansichten und Deutungen ungeprüft übernehmen. Selbst zu denken, eigene Erfahrungen zu machen und nur gelten zu lassen, was als wahr erkannt wird, zeichnen sie aus.

      Medien sind sehr wirksame Meinungsbildner und haben daher auch einen entsprechend großen Einfluss auf uns Menschen. Vorgegebene Deutungsrahmen aber, die vom Konsumenten gerne unreflektiert übernommen werden, stellen unsere Vorstellungen von Wahrheit, Identität und Selbstbestimmung in Frage. Umso wichtiger ist es daher, sich der Techniken, die hierbei zur Anwendung kommen, bewusst zu werden, wann immer öffentliche Meinungen vertreten, gelenkt oder breit unters Volk gestreut werden.

      Kognitionswissenschaftler führen hierbei gerne das Beispiel von der Schafherde und dem Hirten an, unabhängig davon, ob die Schafe nun blöken oder die Lämmer nur schweigen. Das Bild der Herde und des dazugehörigen Hirten aber scheint, losgelöst von jeder Glaubenslehre, Vorstellungen im Menschen anzuregen, die es Meinungsmachern ermöglicht, uns sowohl in gesellschaftlicher als auch in politischer Hinsicht simpel zu lenken und zu leiten.

      Der Hirte einer Schafherde ist aber, bei genauerer Betrachtung, nicht nur dem Wohl der Schafherde, sondern auch dem Wohl des Herdenbesitzers verpflichtet. Was nicht heißen soll, dass ihm die Schafherde gänzlich egal sei. Das Beispiel dient lediglich dazu, den Status von Macht zu rechtfertigen. Eine große Gemeinschaft wird hierbei aber gedanklich zur Herde gemacht und die ideologische Konstruktion tut ihr übriges, nicht nur die Gemeinschaft, sondern auch jedes einzelne Mitglied zu entmündigen.

      Zudem wird der Eigennutz der Vorstände und Führungskräfte verschleiert und eine Grundlage geschaffen, die eine kategoriale Unterscheidung von Gemeinschaft und Eliten nicht mehr gewährleistet. Ein völlig undemokratischer Zustand also. Nur alle paar Jahre einen gekennzeichneten Wahlschein abgeben zu dürfen, erscheint vielen Bürgern als zu wenig. Ein gewisses Spannungsverhältnis zwischen den unterschiedlichen Bedürfnissen und Interessen der Herrschenden und der zu lenkenden Gemeinschaft stellt sich zusätzlich ein.

      Führungskräfte sind naturgemäß bestrebt, ihren Status zu stabilisieren und zu festigen. Das Freiheitsbedürfnis des Einzelnen wird hier nebenbei nur mit einem Surrogat gestillt. Demokratiemanagement, Ideologieproduktion, Demokratierhetorik und Meinungs- und Affektmanipulation sind ihre Schlagworte.

      Ein mündiger Bürger sollte daher immer bestrebt sein, ein wandelndes Fragezeichen zu sein.

      Herde und Schafe – Mündigkeit – Gesellschaft - Essay

      Autor*in: N. N.

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        Ein mündiger Bürger unserer Gesellschaft sollte kein Schaf in einer blökenden Herde, sondern eine selbst denkende, aus innerem Antrieb heraus tatkräftig handelnde und verantwortungsvolle Person ohne Vorurteile sein. Sie sollte im Prinzip alles in Frage stellen und nicht alle veröffentlichten Meinungen, Ansichten und Deutungen ungeprüft übernehmen. Selbst zu denken, eigene Erfahrungen zu machen und nur gelten zu lassen, was als wahr erkannt wird, zeichnen sie aus.

        Der König und der Falke - Leo Tolstoi

        Der König und der Falke – Leo Tolstoi – Fabel Treue
        Der König und der Falke 

        Der König und der Falke – Leo Tolstoi – Fabel Treue 


        Ein König ritt einst auf die Jagd, stöberte einen Hasen auf, und sein Lieblingsfalke fing ihn. Der König galoppierte dem Falken nach, stieg von seinem Pferd und nahm den Hasen aus den Fängen des Vogels.

        Der schnelle Ritt hatte den König aber durstig gemacht, doch als er nach einer Quelle oder einem Bach suchte, um seinen Durst zu stillen, fand er nur einen winzigen Wasserlauf, der sich einen Hügel herab seinen Weg suchte. Tropfen um Tropfen fiel das Wasser langsam von Stein zu Stein. Der König stellte seinen Becher darunter und wartete ungeduldig, bis er voll war. Dann hob er ihn auf und führte ihn an den Mund.

        Bevor aber noch seine Lippen den Rand des Bechers berühren konnten, flatterte der Falke von seiner Hand auf, schlug heftig mit den Flügeln und verschüttete das Wasser.

        Noch einmal stellte der König den Becher unter das tropfende Wasser. Er musste lange warten, bis er sich wieder füllte. Kaum aber wollte er davon trinken, als der Falke wieder mit den Flügeln schlug, ungestümer noch als vorher, und alles Wasser verspritzte.

        Ein drittes Mal ließ der König den Becher vollrinnen, aber auch diesmal konnte er nicht mit einem einzigen Tropfen seine trockenen Lippen kühlen. Der Falke verschüttete ein drittes Mal das kostbare Wasser im Becher. Da hob der König zornig einen Stein auf, warf ihn nach dem Falken und tötete den schönen Vogel.

        Inzwischen waren die Diener des Königs herangekommen, und einer von ihnen lief auf die Kuppe des Hügels, zur Quelle, um den Becher für seinen Herrn rascher füllen zu können. Aber der Diener kehrte mit dem leeren Becher zurück und sagte:

        »Dieses Wasser kann niemand trinken. Eine Schlange liegt in der Quelle und lässt ihr Gift in das Wasser fließen. Hättest du, mein König, nur einen Tropfen davon getrunken, so wärst du am Gift der Schlange gestorben.«

        »Wie schlecht habe ich die Treue meines Falken vergolten«, klagte da der König. »Er hat mein Leben gerettet, und ich habe ihn getötet!«

        Der König und der Falke – Leo TolstoiFabel Treue

        Autor*in: Leo Tolstoi

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          Ein König ritt einst auf die Jagd, stöberte einen Hasen auf, und sein Lieblingsfalke fing ihn. Der König galoppierte dem Falken nach, stieg von seinem Pferd und nahm den Hasen aus den Fängen des Vogels.

          Emanzipation des Bewusstseins

          Emanzipation des Bewusstseins – R.M.F – Alltagspsychologie
          Emanzipation des Bewusstseins 

          Emanzipation des Bewusstseins – R.M.F – Alltagspsychologie 


          Vielleicht wendet man an dieser Stelle ein, dass die bisher gegebene Schilderung des seelischen Lebens höchstens für Tiere und das Animalische im Menschen gelte, dass sich jedoch der Mensch eben dadurch vom Tier unterscheide, dass er einen vom Triebleben gelösten Verstand besitzen würde, der nicht bloß im Dienst der Triebe handle, sondern aus sich heraus Zwecke setzen, die Außenwelt rein objektiv bestimmen könne, und dessen Freuden und Leiden nicht wie gewöhnliche Lust und Unlust vom Triebleben her bestimmt wären.

          Wir bestreiten die Tatsache, dass sich in bestimmten Entwicklungen das Bewusstsein von seinem Lebensuntergrund emanzipiert, nicht im geringsten, obwohl wir auch diese Emanzipation aus dem Wesen des Lebens verstehen. Die Daseinsbedingungen des Menschen, besonders diejenigen, die er sich im Fortschritt der Kultur selber schaffen, sind so kompliziert, dass er ihrer nicht mehr aus Grund angeborener Instinkte Herr zu werden vermag, und dass deshalb Erweiterungen und Umbildungen des primitiven Seelenlebens nötig werden, die sich in der Tat als etwas völlig Neues darstellen, und bei denen der einfache Vitalsinn alle Bewusstseinsvorgänge, die wir bisher aufzeigten, nicht mehr so klar durchleuchtet.

          Das tritt vor allem im Zweckdenken hervor, also in jenen Akten, die wir als »vernünftig« im besonderen Sinn bezeichnen, wo das Bewusstsein nicht mehr eine Fackel zu sein scheint, die unsere Handlungen Schritt für Schritt erleuchtet, sondern ein Leuchtturm, der von weither die Richtung angibt, ja, der eigentlich die Bewegung wie eine magnetische Kraft zu erregen und zu erhalten scheint. An Stelle der »vis a tergo«, von der wir bisher sprachen, tritt gleichsam ein »vis a fronte«, die unsere Handlungen anderen als den bisher besprochenen rein vitalen Prinzipien unterzuordnen scheint.

          Wir stehen damit also vor der schweren Frage, die wir im Anfang unserer Untersuchungen aufwarfen; wie das zweckbewusste Handeln des Menschen mit dem zweckfrei, wenn auch mit bestimmter Richtung sich entfaltenden Leben zu vereinen sei. Diese Frage wird uns in ihrer ganzen Schwere und Bedeutung erst dann aufgehen, wenn wir nicht nur das individuelle, sondern auch das soziale Leben betrachten, in dem die das menschliche Handeln bestimmenden Zwecke sich sogar in objektiven Gebilden organisieren und sich in der Tat herrisch dem Leben überordnen. Indessen müssen wir schon hier, bei der Psychologie des individuellen Menschen, die seelische Möglichkeit erörtern, wie solche Loslösung des Zweckdenkens vom Lebensuntergrund geschehen kann.

          Diese Verselbständigung des Geistes von den vitalen Trieben geht sehr allmählich vor sich und fällt zunächst gar nicht aus dem Rahmen des Lebens heraus. Der Vitalsinn ist nur verhüllt, nicht aufgehoben, und erst auf sehr späten Stufen der Entwicklung, die dann freilich nicht Evolution, sondern Degeneration ist, wird der Geist vom Leben gelöst, wurzellos, ja lebensfeindlich.

          Aus drei Komponenten setzt sich das, was ich die »Emanzipation des Geistes vom Leben« nenne, psychologisch zusammen, drei Komponenten, die die Komplizierung, die Objektivierung und die Lustverschiebung heißen sollen, wobei nochmals betont sei, dass jeder dieser Faktoren zunächst durchaus vital begründet ist und erst in der allmählich einsetzenden Übertreibung lebensfeindlich wird.

          Unter Komplizierung des Lebens verstehe ich den Tatbestand, dass sich unsere Triebe auf Ziele zu richten vermögen, die nicht durch direkte Handlung, sondern erst durch Zwischenhandlungen zu erreichen sind, wobei dann diese Zwischenhandlungen den Charakter des »Mittels«, das Endziel den Charakter des »Zweckes«, dem jene Mittel untergeordnet sind, erhalten.

          Diese Komplizierung durch Einfügen von Zwischenhandlungen unterscheidet das Denken des Mensch von dem fast aller Tiere. Auch ein Tier mag von einer unerreichbar hoch hängenden Frucht zum Begehren gereizt werden; abgesehen jedoch vom Menschenaffen – bei dem man neuerlich derartiges beobachtet hat – kommt kein Tier mitunter auf die Idee, sich etwa einer Stange oder eines anderen Mittels zu bedienen, um die Frucht herabzulangen.

          Der Mensch jedoch führt solche Zwischenhandlungen des öfteren aus. Er geht aber auch noch weiter: er macht diese Zwischenhandlungen selbständig, indem er, ohne unmittelbaren Zweck, Stangen, Leitern und andere Mittel präpariert, die jenem Zweck dienen können. Soweit bleibt, als auch das komplizierte Denken noch im Dienst des Lebens, und auch bei sehr komplizierten Denkvorgängen und Prozessen ist doch, wenn auch verhüllt, stets noch ein Vitalsinn aufzudecken.

          Eine wirkliche Loslösung des Zweckdenkens vom Leben tritt erst dort ein, wo der vitale Endsinn aus dem Auge verloren wird, wo das Mittel selbst Zweck wird, wie das bei steigender Kultur in immer höherem Grad der Fall ist, indem sich das Streben nur noch auf die Mittel richtet, deren vitale Bedeutung aber nicht mehr beachtet. In diesem Fall also reißt sich das Denken vom Lebensuntergrund los, und wenn seine Produkte nicht wertlos scheinen, so geschieht es nur darum, weil sie sich in Wertsysteme eingliedern, die überindividuellen Interessen dienen, ja, denen man zuletzt einen »Wert an sich« zuschreibt.

          Als typisch für einen solchen Komplikationsvorgang mag das Streben nach dem Geld dienen; denn dies, ursprünglich nur Mittel zu erhöhtem und erweitertem Leben, wird zu einem »Zweck an sich«, der den Zusammenhang mit dem Vitalsinn der ursprünglichen Strebungen ganz verliert. Man jagt in extremen Fällen dem Geld nicht mehr nach, um es in lebenswichtige Güter umzusetzen, sondern um es aufzuhäufen oder Symbole für dessen Besitz in die Geschäftsbücher einzutragen.

          Damit hat sich der Geist vom Leben emanzipiert, zum mindesten steht er nur noch in so entfernter Beziehung zum Leben, dass diese Beziehung bedeutungslos geworden ist. Welche Gefahren freilich damit für das Leben erwachsen, wird später zu erörtern sein.

          Emanzipation des Bewusstseins – R.M.F – Alltagspsychologie - Psychologie

          Autor*in: R.M.F

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            Vielleicht wendet man an dieser Stelle ein, dass die bisher gegebene Schilderung des seelischen Lebens höchstens für Tiere und das Animalische im Menschen gelte, dass sich jedoch der Mensch eben dadurch vom Tier unterscheide, dass er einen vom Triebleben gelösten Verstand besitzen würde, der nicht bloß im Dienst der Triebe handle, sondern aus sich heraus Zwecke setzen, die Außenwelt rein objektiv bestimmen könne, und dessen Freuden und Leiden nicht wie gewöhnliche Lust und Unlust vom Triebleben her bestimmt wären.

            Glaube und Berge - Augusto Monterroso

            Glaube und Berge – Augusto Monterroso – Landschaft
            Glaube und Berge 

            Glaube und Berge – Augusto Monterroso – Landschaft 


            Am Anfang versetzte der Glaube nur dann Berge, wenn es unbedingt nötig war, so dass die Landschaft jahrtausendelang sich selber gleich blieb.

            Als aber der Glaube sich immer mehr ausbreitete und die Leute die Vorstellung, Berge zu versetzen, lustig fanden, änderten die Berge immer häufiger ihren Standort, und es wurde für die Menschen immer schwieriger, sie dort wiederzufinden, wo sie noch am Vortag gewesen waren. Das schaffte selbstverständlich mehr Beschwernis als Erleichterung.

            Die guten Leute hielten es sodann für besser, ihren Glauben aufzugeben, und jetzt blieben auch die Berge im allgemeinen wieder an ihrem Ort. 

            Wenn sich heutzutage auf einer Überlandstraße ein Erdrutsch ereignet, so könnte man annehmen, dass, weil jemand weit weg oder in unmittelbarer Nähe einen Anflug von Glauben hatte, sich dies ereignet haben könnte. Ist es nicht so?

            Glaube und Berge – Augusto Monterroso - Landschaft - Essay

            Autor*in: Augusto Monterroso

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              Am Anfang versetzte der Glaube nur dann Berge, wenn es unbedingt nötig war, so dass die Landschaft jahrtausendelang sich selber gleich blieb. Als aber der Glaube sich immer mehr ausbreitete und die Leute die Vorstellung, Berge zu versetzen, lustig fanden, änderten die Berge immer häufiger ihren Standort, und es wurde für die Menschen immer schwieriger, sie dort wiederzufinden, wo sie noch am Vortag gewesen waren.

              Kleine Weisheiten - 3 - Sprüche

              Kleine Weisheiten - 3 - Sprüche und Zitate aus der ganzen Welt
              Kleine Weisheiten 

              Kleine Weisheiten - 3 - Sprüche und Zitate


              Wenn man mit Flügeln geboren wird, sollte man alles dazu tun, sie zum Fliegen zu benutzen.

              Wenn der Wille da ist, sind die Füße leicht.
              Weisheit aus England

              Hoffnung ist wie Zucker im Tee: Auch wenn sie klein ist, sie versüßt alles.
              Weisheit aus China

              Dinge wahrzunehmen ist der Keim der Intelligenz.

              Kleine Weisheiten - 3 - Sprüche und Zitate aus der ganzen Welt

              Autor*in: Diverse

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                Wenn man mit Flügeln geboren wird, sollte man alles dazu tun, sie zum Fliegen zu benutzen. - Florence Nightingale -

                Erlebnis aus Brahms Jugend

                Erlebnis aus Brahms Jugend – Anekdote
                Erlebnis aus Brahms Jugend 

                Erlebnis aus Brahms Jugend – Anekdote


                In seiner Jugend war Johannes Brahms oft zu ausgelassenen Streichen aufgelegt.

                Nach einem Tanzvergnügen, das Brahms mit einem Freund besucht hatte, wurde beraten, was man in dieser Nacht wohl noch anstellen könne. Der Freund hatte eine Idee. An der nächsten Haustür wurde heftig geklopft, und als aus einem Fenster eine verschlafene Stimme fragte: „Wer ist denn so spät noch drunten?“ erwiderte der Freund: „Wohnt bei Ihnen ein gewisser Heinrich Kleist?“ Obwohl im voraus eine verneinende Antwort erwartet wurde, zeigte sich der Freund erstaunt und ungehalten, weil des Fenster einfach wieder geschlossen wurde.

                Auf der anderen Straßenseite brach sodann Johannes Brahms in helles Lachen aus. Er hatte sich das Schauspiel angesehen und versuchte sein Glück an einer anderen Tür. Wieder öffnete sich ein Fenster, und Brahms fragte: „Wohnt hier ein gewisser Gottlieb Klopstock?“ Doch bevor Brahms sich zurückziehen konnte, fiel im ein nicht gerade kleiner Stock auf den Kopf, und eine rauhe Männerstimme rief hinterher: „Warte nur, du Spitzbub, ich werde dich gleich beklopstocken!“

                Erlebnis aus Brahms Jugend – Anekdote - Klopstock

                Autor*in: Anekdote aus Brahms Jugend

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                  In seiner Jugend war Johannes Brahms oft zu ausgelassenen Streichen aufgelegt. Nach einem Tanzvergnügen, das Brahms mit einem Freund besucht hatte, wurde beraten, was man in dieser Nacht wohl noch anstellen könne.

                  Die geprüfte Treue - Sage

                  Die geprüfte Treue - Der Arzt Honain und der Eid - Sage Orient
                  Die geprüfte Treue 

                  Die geprüfte Treue - Der Arzt Honain und der Eid - Sage Orient 


                  Der Kalif Mutewekul hatte einen fremdländischen Arzt, Namens Honain, welchen er wegen seiner großen Wissenschaft sehr verehrte. Einige Hofleute machten ihm diesen Mann aber aus Neid verdächtig und sagten, da derselbe ein Ausländer sei, so könne man sich auf seine Treue nicht verlassen.

                  Der Kalif wurde daher unruhig und wollte ihn prüfen. Er ließ ihn zu sich kommen und sagte: “Honain, ich habe unter meinen Emiren einen gefährlichen Feind, gegen den ich seines starken Anhangs wegen keine Gewalt brauchen kann. Daher befehle ich dir, dass du ein feines Gift zubereitest, das an dem Toten keine Spur von sich zurück lässt. Ich will ihn morgen zu Gast laden und mich seiner auf diese Weise entledigen.”

                  “Herr,” antwortete Honain mit getroster Zuversicht, “meine Wissenschaft erstreckt sich auf Arzneien, die das Leben erhalten; andere kann ich nicht zubereiten. Ich habe mich auch nie bemüht, es zu erlernen, weil ich glaubte, dass der wahre Beherrscher der Gläubigen keine solchen Kenntnisse von mir fordern würde. Habe ich aber hierin Unrecht getan, so erlaube mir, deinen Hof zu verlassen.” 

                  Mutewekul antwortete, dies sei eine leere Entschuldigung; wer die heilsamen Mittel kenne, der wisse auch die schädlichen. Er bat, er drohte, er versprach ihm sogar Geschenke. Umsonst; Honain blieb bei seiner Antwort. Endlich stellte sich der Kalif erzürnt, rief die Wache und befahl, diesen widerspenstigen Mann in das Gefängnis zu werfen.

                  Das geschah dann auch und ein Kundschafter des Kalifen, welcher unter dem Schein eines Gefangenen zu ihm gesetzt wurde, sollte ihn ausforschen und dem Kalifen von Allem, was Honain sagen würde, Nachricht geben. So unwillig Honain auch war, so ließ er sich doch mit keinem Wort gegen den Mitgefangenen anmerken, warum der Kalif auf ihn zürne. Alles, was er hierüber sagte, bestand nur darin, dass ihm Unrecht geschehen sei.

                  Nach einiger Zeit aber ließ der Kalif Honain wieder vor sich bringen. Auf einem Tisch lagen ein Haufen Gold, Diamanten und wunderschöne Stoffe; daneben aber stand der Henker mit einer Geisel in der Hand und einem Schwert unter dem Arm. “Du hast Zeit gehabt,” fing Mutewekul an, “dich zu bedenken und das Unrecht deiner Widerspenstigkeit einzusehen. Nun wähle: entweder nimm diese Reichtümer und tue meinen Willen, oder bereite dich zu einem schimpflichen Tod vor.”

                  “Herr,” antwortete Honain, “die Schande besteht nicht in der Strafe, sondern in dem Verbrechen. Ich kann sterben, um nicht die Ehre meiner Wissenschaft und meines Standes zu beflecken. Du bist Herr meines Lebens; tue was dir gefällt.”

                  “Geht alle hinaus!” rief der Kalif zu den Umstehenden, und als er allein war, reichte er dem gewissenhaften Honain die Hand und sprach: “Honain, ich bin mit dir sehr zufrieden; du bist mein Freund, und ich bin der deinige. Man hatte mir deine Treue verdächtig gemacht; ich musste deine Ehrlichkeit prüfen.

                  Nicht zur Belohnung, sondern als ein Zeichen meiner Freundschaft werde ich dir diese Reichtümer da schenken, die deine Tugend nicht verführen konnten.” So sprach der Kalif und befahl, das Gold, die Edelsteine und die Stoffe in Honains Haus zu bringen.

                  Die geprüfte Treue - Caduceus - Der Arzt Honain und der Eid des Hippokrates - Orient Sage

                  Autor*in: Sage aus dem Orient

                  Bewertung des Redakteurs:

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                    Der Kalif Mutewekul hatte einen fremdländischen Arzt, Namens Honain, welchen er wegen seiner großen Wissenschaft sehr verehrte. Einige Hofleute machten ihm diesen Mann aber aus Neid verdächtig und sagten, da derselbe ein Ausländer sei, so könne man sich auf seine Treue nicht verlassen.

                    Als Portier und Bote - Günter Wallraff

                    Als Portier und Bote - Günter Wallraff - Novelle
                    Als Portier und Bote  

                    Als Portier und Bote - Günter Wallraff - Novelle 


                    Nach zweimonatiger Portier- und Botenexistenz und nachdem ich Ostersamstag und Ostersonntag jeweils von 7.00-18.00 Uhr im »Notdienst« den Konzern vor eventuellen Eindringlingen zu schützen hatte – tue ich etwas ganz Banales und Selbstverständliches, womit ich allerdings die heftigsten Reaktionen auslöse …

                    Ein Ausdruck für die Klassenstruktur im Konzern ist das nach Rang und Stellung gestaffelte Kantinenessen. Dem »gemeinen Volk« ist der »Jahrhundertsaal« vorbehalten, ein eindrucksvoll und pompös gestalteter Esssaal, in dem, durch die Expansion des Konzerns bedingt, die Tische immer enger gerückt wurden. Wenn man sich im Gedränge einen freien Platz sucht, muss man schon darauf achten, dass man seine Suppe nicht einem Kollegen in den Nacken schüttet. Hier muss man sich selbst bedienen, bis zu zehn Minuten in der Schlange stehen, bis einem das Essen zugeteilt wird.

                    Bevollmächtige und Prokuristen haben ihre eigenen Speiseräume im Souterrain, ein Gartenkasino ist für sie reserviert. Die Vorstandsdirektoren wiederum haben ihren gesonderten exklusiv-feudalen Speisetrakt. Sie dinieren an festlich gedeckten Tischen und lassen sich erlesene Gerichte servieren.

                    Zu ihnen geselle ich mich während der Mittagspause in meiner Botenuniform, um es mir einmal richtig schmecken zu lassen. Ich trete ins Kasino ein, ein gutes Dutzend Konzern-Bosse sitzt an mehreren Tischen verteilt. Es ist reichlich Platz hier, meine Kollegen von der Poststelle würden es sich hier auch noch bequem machen können, ohne dass die Herren zusammenrücken müssten. Ich steuere auf den Tisch am Kopfende des Saals zu.

                    Ich habe etwas Herzklopfen, denn einige der Herren blicken schon auf; es muss schon etwas Außerordentliches geschehen sein, wenn ein Bote sie hier in ihrem intimen Speisebereich aufsucht. Jedoch kein Telegramm oder eiliges Fernschreiben, mit dem ich dienen könnte. Statt dessen setze ich mich zu drei Direktoren an den Tisch. »Mahlzeit«, sage ich. Der jüngere von ihnen, in Gedanken versunken, erwidert meinen Tischgruß noch, erschrickt jedoch, als er die beunruhigt bis entsetzt dreinschauenden Gesichter seiner Tischnachbarn entdeckt.

                    Die Gespräche an den umliegenden Tischen geraten ins Stocken, zuvor schwirrten noch Zahlen im Raum, angeregtes bis hektisches Plaudern; jetzt heißt’s für die Herren »Haltung bewahren«, nur ja nicht ihr Gesicht verlieren, sich auch außergewöhnlichen Situationen gewachsen zeigen. Einige nehmen das Gespräch, leise und dezent, wieder auf, nicht ohne mir dabei verstohlen lauernde Blicke zuzuwerfen.

                    Ich nehme an, auf die abgeklärteren und würdigeren unter ihnen wirkt mein Eindringen so, als ob die neue Zeit angebrochen sei, jetzt ist es soweit, jetzt brechen die Dämme auf, jetzt strömt das Volk an unsere Tische und Tröge. Keiner wagt, aufzustehen, um mich des Saales zu verweisen, dafür hat man seine Leute.

                    Man lässt mich jetzt nicht mehr aus den Augen, gebannt starrt jetzt alles auf mich. Der jüngere Kellner beugt sich an mein Ohr, und bevor er mir etwas zuflüstert, sage ich laut und vernehmbar, auf den Teller meines neben mir sitzenden Direktors zeigend: »Das sieht aber lecker aus. Bringen Sie mir das auch, und ebenso Champagner bitte.« –

                    Der junge Kellner, mit gedämpfter Stimme und fast flehend: »Sie sind falsch hier, hier ist nur für Direktoren gedeckt . . .« – »Ich bin genau richtig hier«, unterbreche ich ihn, »bringen Sie mir jetzt das Menü, so lang Pause hab ich nicht.« – Jetzt halte ich es doch für erforderlich, deutlicher zu werden, um nicht zu Missverständnissen Anlass zu geben.

                    Auf die Direktoren zeigend, sage ich: »Was soll das denn. Die werden doch auch bedient. Sind die denn was Besseres!« – Der Kellner gibt auf, mit einer Geste wie ‘ich habe meine Pflicht getan, ich bin mit meinem Latein am Ende’ wendet er sich an die Direktoren und entfernt sich.

                    Nun gut, man weigert sich, mich zu bedienen. Ich habe vorgesorgt. Aus einem Butterbrotpaket, das ich neben meinen Stuhl gelegt habe, packe ich meine Ration aus. Knäckebrot, mit Schinken belegt, einen Apfel. Als ich ein mitgebrachtes Messer in die Hand nehme, um den Apfel zu schälen, gespannte, beunruhigte Wachsamkeit bei den Direktoren.

                    Aber ich fange mit dem Messer wirklich an, meinen Apfel zu schälen. Ich stelle ein mitgebrachtes Schnapsglas auf den Tisch. Inzwischen sind einige Minuten vergangen. Die Direktoren, darum bemüht, ihr Gesicht zu wahren, halten die Stellung. Am Anfang war ich ziemlich aufgeregt und nervös. In Anbetracht der ablehnenden Haltung einer Gruppe, die einen als einzelnen ungebetenen Gast so feindselig empfängt, ist es gar nicht so einfach, cool und unbefangen zu bleiben. Jedoch, je irritierter und nervöser die Herren des Vorstandes werden, um so gelassener und ruhiger werde ich.

                    Außer Atem spurtet Herr Klein ins Kasino. Mit federnden Schritten, den anwesenden Direktoren mit leichter Verbeugung zugrüssend, nähert er sich meinem Platz. Herr Klein, ein ehemaliger Kriminalbeamter, ist mein Vorgesetzter. Er ist für die Portiers und Boten zuständig und für die Werksicherheit. Herr Klein ist mit einem Miniaturfunksprechgerät ausgestattet, das fortwährend aufgeregt piepst und über das er Anweisungen empfängt, während er auf mich einredet.

                    Ich habe ihm den freien Stuhl neben mir angeboten, auf dessen vorderer Kante er Balance haltend Platz genommen hat. Er scheint den Anwesenden gegenüber dokumentieren zu wollen, dass es ihm nicht ansteht, es sich hier in einem Sessel der Konzernspitze bequem zu machen und dass er sich rein aus dienstlichen Gründen zu mir auf gleiche Sitzhöhe begibt, um mich besser ins Auge fassen und um so zwingender hinauskomplimentieren zu können.

                    Herr Klein versucht es zuerst mit pragmatischen Argumenten, mich zum Aufgeben zu bringen: »Herr G., es ist hier das Vorstandskasino. Sie können sich das Essen hier nicht leisten.« – Ich zücke mein Portemonnaie und antworte: »Ich will es nicht geschenkt haben, ich kann es ja bezahlen.« Klein (besänftigend): »Hier wird auch nichts verkauft, Herr G . . . Verstehen Sie doch, für uns ist das verboten hier. Wer hat Sie überhaupt auf die Idee gebracht . . .?« –

                    Ich antworte: »Da brauchte mich keiner drauf zu bringen, da bin ich ganz von selbst drauf gekommen, das ist doch was ganz Selbstverständliches, längst überfällig . . .« Klein: »Also, Herr G., ich bin jetzt 13 Jahre im Konzern und das habe ich wirklich noch nie . . .«

                    Herr Klein wird zusehends nervöser. Mich sanft am Arm fassend und hilfesuchend zu den Direktoren blickend: »Bitte, kommen Sie mit, Herr G., tun Sie mir doch den Gefallen, dann unterhalten wir uns draußen weiter. Wir sind doch immer gut miteinander ausgekommen.« Ich (mich nicht vom Platze rührend): »Ja, aber erst, wenn ich mein Essen bekommen habe. Ich kann ja nicht mit leerem Magen wieder an die Arbeit zurück.«

                    Klein (ratlos): »Herr G., sind Sie jetzt mal ehrlich, haben Sie heute morgen Alkohol zu sich genommen?«

                    Ich: »Nein, wieso? Ich bin stocknüchtern.« Ich schütte das mitgebrachte Gläschen voll Korn und schiebe es Herrn Klein hin: ». . . Trinken Sie erst mal, Sie können einen Schluck vertragen. Kommen Sie, das tut gut, da beruhigen Sie sich.« Klein wehrt erschrocken ab. Darauf nehme ich das Glas und kippe es, ihm zuprostend, runter. Herr Klein gerät außer Fassung: »Das ist ein Entlassungsgrund, Herr G., Sie wissen doch, dass es für uns verboten ist, im Dienst Alkohol zu trinken.«

                    Jetzt halte ich den Zeitpunkt für gekommen, auf die Direktoren zeigend, auf Widersprüche hinzuweisen: »Was soll das denn«, sage ich, »die trinken doch hier alle ihren Sekt und scheinen nicht befürchten zu müssen, deshalb ihren Job zu verlieren.« Ein Direktor, der soeben sein Glas zum Trinken anhebt, lässt es erschrocken wieder sinken, wohl um mich nicht weiter herauszufordern. Er wirft einem jüngeren Kollegen einen strafenden Blick zu, der sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte.

                    Der Kasinochef, Herr Rüssel, erscheint. Klein springt auf; und um mich erst mal von meinem Sessel, auf dem ich wie angewachsen sitze, hochzubringen, sagt er: »Herr G., darf ich Ihnen den Kasinochef vorstellen, Herr Rüssel.« – Ich erhebe mich, wie es die Höflichkeit verlangt, reiche ihm die Hand, sage »Angenehm« und setze mich wieder auf meinen Platz. »Können Sie nicht dafür sorgen, dass ich endlich zu meinem Essen komme«, komme ich dem Kasinochef zuvor, »ich hab nämlich nur 40 Minuten Pause und muss gleich wieder die Post austragen, sonst kommt der gesamte Arbeitsablauf im Konzern noch durcheinander, da greift schließlich eins ins andere.«

                    Der Kasinochef steht verdattert da. Ein Vorstandsdirektor gibt ihm und Klein mit einem Wink zu verstehen, dass sie sich entfernen sollen. Man hat wohl begriffen, dass mich die Argumente nicht überzeugen, im Gegenteil zu um so beharrlicherem und hartnäckigerem Verbleiben bewegen. In die Runde der Direktoren fragend: »Können Sie das verstehen, dass man mich hier einfach nicht bedient? Sie haben doch Ihr Essen auch anstandslos bekommen.«

                    Auf die Speisekarte schauend »Menu, Hühnerkraftbrühe mit Einlage oder Orangensaft, – Schweinerücken ‘Bäckerin Art’, Kopf- und Selleriesalat – Herrencreme, – Kaffee«, sage ich: »Sind Sie im allgemeinen zufrieden mit dem Essen hier?« – Der jüngere am Tisch will zu einer Erklärung ansetzen, jedoch die beiden anderen geben ihm ein Zeichen, sich zu erheben, und wortlos räumen die drei das Feld. Sie haben ihre vollen Sektgläser zurückgelassen, und freundlich der Runde der noch Verbliebenen zuprostend, genehmige ich mir den edlen Tropfen.

                    Nun sitze ich wieder allein am Tisch. Nur noch sechs Direktoren sind, der Dinge harrend, die noch kommen mögen, auf ihren Plätzen verblieben. Ihretwegen bleibe ich auch. Zwei Herren kommen zielstrebig auf meinen Tisch zu. Ein tatendurstig dreinschauender Jüngerer und ein in-sich-ruhender, vom-Leid-der-Welt-wissender, jedoch nichts-dagegen-tun-könnender Älterer. Der Jüngere gibt sich so, als ob er mit Handlungsvollmachten ausgestattet sei, der Ältere, als ob er wenig zu sagen hätte.

                    Der Jüngere stellt sich als Abgesandter der Personaldirektion vor und den Älteren als Mitglied des Betriebsrates (Wie ich später erfahre, ist dieses Betriebsratsmitglied aus einem ganz anderen Konzernteil und für mich überhaupt nicht zuständig; man hat ihn wohl mitgebracht, weil von ihm kein Widerspruch zu erwarten ist.)

                    Der Jüngere: »Ich weiß nicht, was Sie veranlasst hat, sich hier zu placieren?!«

                    Ich: »Dafür gibt es viele Gründe. Ein Grund ist zum Beispiel, dass mein Arzt mir empfohlen hat, diese Dampfkost im Jahrhundertsaal zu meiden und dieses als Schonkost viel besser geeignete Essen hier zu mir zu nehmen, ich hab nämlich einen nervösen Magen.« Der Jüngere von der Personlabteilung: »Sehen Sie mal, hier hat jeder seinen eigenen Bereich, seinen bestimmten Arbeitsplatz in seinem jeweiligen Büro. Sie können sich ja auch nicht einfach auf einen anderen Arbeitsplatz setzen und sagen, ‘Die Arbeit hier gefällt mir besser, die mach ich jetzt’. Ich will hier sitzen und nicht da.«

                    Ich: »Aber das ist doch etwas ganz anderes. Das hat mit Einarbeitung, einer gewissen Qualifikation und so zu tun. Aber essen, das kann doch wohl jeder. Um ein Glas Sekt zu trinken, brauch ich doch keine besondere Ausbildung.«

                    Betriebsrat: ». . . Das hat doch damit nichts zu tun.«

                    Personalabteilungs-Mann: ». . . Von einem Vorstand kann man eben erwarten, wenn er mittags seinen Sekt trinkt, dass ihm das nichts ausmacht . . . In jedem Unternehmen gibt es gewisse Ordnungsvorstellungen und Unterschiede, die ihren Sinn haben und ihren Zweck erfüllen. Und hier werden Gespräche geführt, die auf höchster Geschäftsebene stattfinden, und da hat man es nicht gern, wenn nebenan irgendwer sitzt.

                    Sehen Sie mal, das sind Ordnungsstrukturen und Prinzipien, die sind Jahrhunderte und Jahrtausende alt, die sind gewachsen, die können Sie doch nicht über den Haufen schmeißen. Die Rangunterschiede, die findet man doch, wenn man bis ins Tierreich zurückgeht. Da frisst erst der männliche Löwe und was er übrig lässt, das kriegt die Löwin mit den Jungen, und dann kommen die Schakale dran, ich will sagen, das ist gewachsen, das ist Natur . . .«

                    Ich: »Und da sollen wir die Rolle der Schakale übernehmen. Das würde Ihnen so passen. – Im Grund ist’s nur konsequent, was Sie da von sich geben. Sie berufen sich auf die Gesetze der freien Wildbahn, nach denen hier ja auch gehandelt wird.«

                    Als Portier und Bote - Günter Wallraff - Novelle

                    Autor*in: Günter Wallraff

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                      Nach zweimonatiger Portier- und Botenexistenz und nachdem ich Ostersamstag und Ostersonntag jeweils von 7.00-18.00 Uhr im »Notdienst« den Konzern vor eventuellen Eindringlingen zu schützen hatte – tue ich etwas ganz Banales und Selbstverständliches, womit ich allerdings die heftigsten Reaktionen auslöse …

                      Rene Descartes - Philosoph

                      Rene Descartes – Cogito ergo sum – Philosoph
                      Rene Descartes 

                      Rene Descartes
                      – Cogito ergo sum – Philosoph


                      René Descartes nannte sich lateinisiert Renatus Cartesius. Als Philosoph war er der strengste Systematiker Frankreichs und gilt damit auch heute noch als der Begründer des modernen Denkens. Als Mathematiker war er der Erfinder der analytischen Geometrie und mit der Schöpfung seines philosophischen Gedankengebäudes errichtete er einen archimedischen Punkt, dessen Wahrheit unumstößlich ist, der im Satz ‘Je pense, done je suis’ – ‘Ich denke, also bin ich‘ – ‘Cogito, ergo sum‘ seine Vollendung findet.

                      Der 10. November 1619, der Tag, an dem der fortwirkende Gedanke cartesianischer Philosophie geboren wurde, wird somit nicht von ungefähr als der Tag geheißen, an dem der europäische Mensch mündig geworden ist. Seine Philosophie löste sich von den theologischen Bindungen seiner Zeit, verwies die damals gültige scholastische Philosophie in die Schranken und leitete damit die Neue Zeit der Aufklärung ein.

                      René Descartes wurde am 31. März 1596 in La Haye, dem heutigen La Haye-Descartes in der Grafschaft Touraine in Mittelfrankreich, geboren. Als junger Adeliger kam er standesgemäß zu den Jesuiten, nach La Flèche nahe Le Mans, die ihn erzogen, reiste danach viel herum und trat 1618 zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges als Freiwilliger in die Armee des Prinzen Moritz von Oranien ein, des Statthalters und Oberbefehlshabers der vereinigten niederländischen Provinzen.

                      Als Dreiundzwanzigjähriger nahm er im Jahre 1619 als Offizier Dienst in der bayerischen Armee Tillys auf und gehörte somit zu den Truppen der katholischen Liga unter Herzog Maximilian I. von Bayern. 1621 nahm er Abschied vom militärischen Dienst und begab sich wiederum auf viele ausgedehnte Reisen. 1628 zog er abermals den bunten Militär-Rock an und war unter Richelieu bei der Belagerung der Hugenottenfestung La Rochelle am Atlantik mit dabei. Ab 1629 hielt er sich zumeist in den Niederlanden auf, wechselte aber häufig seinen Wohnsitz.

                      Im Alter von 53 Jahren erreichte ihn eine Einladung von der Königin Christine von Schweden, der Tochter Gustav Adolfs, nach Stockholm zu kommen, um dort an wissenschaftlichen Arbeiten teilzunehmen. Descartes traf Anfang Oktober 1649 dort ein. Täglich musste er dort schon frühmorges um fünf Uhr zum Vortrag bei der Königin erscheinen; nachmittags hatte er sich ebenfalls bei Hofe einzufinden. Descartes war diesen arbeitsreichen Tagen und schlaflosen Nächten nicht lange gewachsen. Am 2. Februar 1650 erkrankte er schwer und starb am 11. Februar des gleichen Jahres in Stockholm.

                      René Descartes – Begründer des modernen DenkensPhilosophie - Philosoph

                      Autor*in: Rene Descartes

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                        René Descartes nannte sich lateinisiert Renatus Cartesius. Als Philosoph war er der strengste Systematiker Frankreichs und gilt damit auch heute noch als der Begründer des modernen Denkens. Als Mathematiker war er der Erfinder der analytischen Geometrie und mit der Schöpfung seines philosophischen Gedankengebäudes errichtete er einen archimedischen Punkt, dessen Wahrheit unumstößlich ist, der im Satz ‘Je pense, done je suis’ – ‘Ich denke, also bin ich‘ – ‘Cogito, ergo sum‘ seine Vollendung findet.

                        Intelligenz - Balthasar Gracian

                        Intelligenz - Balthasar Gracian - Handorakel
                        Intelligenz 

                        Intelligenz - Balthasar Gracian - Handorakel 


                        Intelligente Menschen zeichneten sich immer schon mit einer ausgewählten und geschmackvollen Belesenheit aus. Sie besitzen großes altes, aber auch zeitgemäßes Wissen und erkennen, was daraus resultieren kann. Sie erkennen auch meist die gangbaren Wege, welche zum gewünschten Resultat führen. All dies kommt bei ihnen jedoch mehr auf gelehrte, denn auf der allgemein üblichen Weise zur Wirkung.

                        Intelligente Menschen, welche einen geistreichen Vorrat an witzigen Reden ihr eigen nennen und auch um edle Taten nicht verlegen sind, wissen, wann sie von welchen Gebrauch zu machen haben.

                        Ein Sprichwort sagt: »Ein guter Rat ist immer besser in Form eines Beispiels, einer Anekdote oder einer Fabel vorgebracht, als in einer ernsten Belehrung ausgesprochen.«

                        Machbares Wissen hat immer schon mehr geholfen, als alle sieben Künste der Welt zusammen, so frei sie auch sein mögen.

                        Balthasar Gracian - Intelligente Menschen mit Kenntnissen - Handorakel

                        Autor*in: Balthasar Gracian

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                          Leinen und Flachs - Kulturpflanze

                          Leinen und Flachs kannten bereits die Wikinger - Kulturpflanze
                          Leinen und Flachs 

                          Leinen und Flachs kannten bereits die Wikinger - Kulturpflanze


                          Lein (Linum), oder auch Flachs genannt, ist eine Pflanzengattung innerhalb der Familie der Leingewächse (Linaceae) mit rund 200 Arten. Es handelt sich um ein- oder zweijährige oder auch ausdauernd krautige Pflanzen, Halbsträucher oder Sträucher, einige von ihnen immergrün, mit aufrechten Stängeln. Sie haben ungestielte, ganzrandige Laubblätter, Nebenblätter fehlen meist. Die ältesten Anzeichen für Leinanbau in Schweden stammen aus der Wikingerzeit (800–1150 n. Chr.).

                          Lein liefert den Menschen Fasern zur Textilherstellung (Leinen) sowie Leinsamen als Nahrungs- und Heilmittel. Noch heute wird Lein in Ländern wie Argentinien, Griechenland, Russland oder Indien kultiviert. Seine Fasern bestehen fast vollständig aus reiner Zellulose. Sie werden aber nur noch für wenige ausgesuchte Stoffe verwendet. Baumwolle und Kunstfasern haben den Lein (Flachs) weitgehend zurückgedrängt.

                          Was wir heute in der Apotheke oder Drogerie als Leinsamen kaufen, liefert uns eine Unterart des Leins, der Samenlein. Diese Leinsamen werden gern als bekömmliches Abführmittel gegessen. Sie quellen im Darm auf und regen die Darmperistaltik an. Das in ihnen enthaltene Leinöl wirkt dabei als Gleitmittel.

                          Leinöl wird aber auch äußerlich angewendet und spielt in der Malerei und Farbenherstellung immer noch eine große Rolle.

                          Leinen und Flachs kannten bereits die Wikinger – Kulturpflanze - Wissen 

                          Autor*in: Aventin

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                            Der Dank des Löwen - Fabel von Romulus

                            Der Dank des Löwen – Fabel von Romulus
                            Der Dank des Löwen 

                            Der Dank des Löwen – Fabel von Romulus 


                            Ein Löwe hatte sich auf der Jagd im Wald verirrt. Bekanntlich kommt ein Unglück selten allein. Seine Beute war ihm entkommen, und als er durch das wuchernde Gestrüpp brach, trat er sich einen langen Dorn in die Pranke. Der Löwe versuchte, ihn mit den Zähnen herauszuziehen, doch der Dorn steckte so tief im Fleisch, dass es ihm nicht gelang. Er leckte und leckte seine Wunde, aber sie entzündete sich und schmerzte immer mehr.

                            In der Gegend trieb ein Hirte jeden Tag seine Herde auf eine Wiese, die mitten im Wald lag, ließ die Lämmer weiden, setzte sich auf einen Baumstumpf und spielte auf seiner Flöte. Einmal – es war gerade Mittag – sah er einen Löwen am Waldrand stehen. Der Hirte warf seine Flöte fort und verbarg sich mitten in seiner Herde, denn er hoffte, dass der Löwe eines seiner Schafe fressen und ihn verschonen würde.

                            Der Löwe aber hinkte geradewegs durch die Lämmerherde, die zitternd auseinander stob, auf den Hirten zu, blieb vor ihm stehen, wedelte mit dem Schweif und legte ihm bittend seine wunde Pranke in den Schoß. Der Hirte sah den Dorn in der eiternden Wunde stecken und hatte Mitlied mit dem Tier. Er nahm sein Messer und zog den Dorn heraus. Dankbar leckte ihm der Löwe die Hand und blieb einige Tage bei ihm, bis die Pranke geheilt war. Dann kehrte er in die Wildnis zurück.

                            Bald darauf fiel der Löwe in die Hände von Tierfängern, die ihn in eine Grube lockten, gefangen nahmen und zum Kampf in die Zirkusarena führten. Zur gleichen Zeit aber wurde der Hirte von einem Gericht schuldlos zum Tode verurteilt.

                            Man trieb den Hirten in die Arena, aber der Löwe, der ihn töten sollte, stürzte sich nicht auf ihn. Er blieb stehen, schüttelte die mächtige Mähne, stieß ein lautes Gebrüll gegen die Reihen der Zuschauer aus und ging dann langsam auf den Hirten zu und setzte sich friedlich neben ihm nieder.

                            Jetzt erst erkannte der Hirte den Löwen! Es war jener, dem er einst den Dorn aus der Pranke gezogen und den er gesund gepflegt hatte.

                            Die Wärter trieben noch zwei andere hungrige Löwen in die Arena, aber der Beschützer wich nicht von der Seite des Hirten und verjagte sie.

                            Die Zuschauer konnten dieses Wunder nicht begreifen, sie forderten die Begnadigung des Hirten und die Freilassung des Löwen. Als sich noch herausstellte, dass der Hirte unschuldig verurteilt worden war, und als seine hilfreiche Tat bekannt wurde, durfte er zu seiner Herde zurückkehren. Der Löwe aber wurde freigelassen und lief in den Wald zurück.

                            Der Dank des LöwenFabel von Romulus

                            Autor*in: Romulus

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                              Ein Löwe hatte sich auf der Jagd im Wald verirrt. Bekanntlich kommt ein Unglück selten allein. Seine Beute war ihm entkommen, und als er durch das wuchernde Gestrüpp brach, trat er sich einen langen Dorn in die Pranke. Der Löwe versuchte, ihn mit den Zähnen herauszuziehen, doch der Dorn steckte so tief im Fleisch, dass es ihm nicht gelang. Er leckte und leckte seine Wunde, aber sie entzündete sich und schmerzte immer mehr.

                              Der deutsche Puder – Michail Soschtschenko

                              Der deutsche Puder – Michail Soschtschenko
                              Der deutsche Puder 

                              Der deutsche Puder – Michail Soschtschenko 


                              Bei meinen Bekannten, den Gussjews, wohnte ein Deutscher. Er hatte ein Zimmer gemietet und blieb fast zwei Monate da. Ein richtiger Deutscher aus Berlin. Er verstand nicht ein einziges Wörtchen Russisch. Mit seinen Wirten unterhielt er sich nur durch Zeichen und Winke. Angezogen war er glänzend, der Deutsche. Natürlich. Blendend weiße Wäsche. Die Hosen -, ein Bein wie das andere. Völlig egal. Und mit Bügelfalte. Ein Bild sozusagen.

                              Und als der Deutsche abreiste, ließ er seinen Wirtsleuten manches zurück. Einen ganzen Berg ausländischer Waren. Verschiedene Fläschchen und Gläschen, Schächtelchen und Krügelchen. Außerdem zwei Paar Unterhosen und einen fast neuen Pullover. Gar nicht zu reden von den Kleinigkeiten für männlichen und weiblichen Bedarf. Und alles lag zusammengeknüllt zu einem Haufen in der Ecke beim Waschtisch.

                              Die Wirtin, die Dame Gussjewa, eine ehrliche Haut – nein, man kann wirklich nichts sagen gegen sie – verständigte den Deutschen, bevor er abreiste, durch Winke und Zeichen: “Bitte sehr, haben Sie nicht beliebt, in der Eile die ausländischen Reichtümer da zu vergessen?” Der Deutsche aber schüttelte den Kopf: “Nein, bitte, poschaluista, bedienen Sie sich ihrer nur. Ist gar nicht wert, Aufhebens darum zu machen.”

                              Nun, die Gussjews stürzten sich wie die Geier auf die Sachen. Er, Gussjew, legte sogar ein regelrechtes Verzeichnis an. Und zog, selbstverständlich, sofort den Pullover über und raffte die Unterhosen an sich. Zwei ganze Wochen paradierte er im Hause herum, die Unterhosen in der Hand. Zeigte sie allen, prahlte widerwärtig mit ihnen und lobte die deutsche Qualität. Und wirklich, die Sachen, obgleich getragen, waren gute, echte ausländische Ware. Es war recht angenehm, sie anzuschauen.

                              Nun, unter anderem gab es da unter den hinterlassenen Reichtümern ein flaches Büchschen mit Pulver. Einem feinen rosa Pulver. Roch großartig. Beinahe wie Flieder. Als das erste Entzücken abgeflaut war, verlegten sich die Gussjews aufs Raten, was für ein Pulver das wohl sei. Sie rochen daran, mahlten es zwischen den Zähnen, streuten ein bisschen davon aufs Feuer, aber sie kamen nicht dahinter.

                              Gussjew lief im ganzen Hause damit herum, zeigte es den Studenten und verschiedenen anderen Intellektuellen, aber davon wurde er auch nicht klüger. Manche sagten, es sei Puder. Andere hielten es für einen deutschen Talk für Säuglinge. Gussjew entschied endlich: “Den feinen deutschen Talk brauche ich nicht. Habe keine Säuglinge, keine neugeborenen. Nehmen wir es also für Puder. Ich werde mir täglich, nach dem Rasieren, das Maul damit abtupfen. Man muss ja schließlich – und wenn es nur einmal ist – wie ein Kulturmensch leben.”

                              Fängt also Herr Gussjew an, sich zu rasieren und zu pudern. Stolziert, rosig und leuchtend, nach jeder Rasur einher, und unerhörte Wohlgerüche gehen von ihm aus. Neidische Blicke, neidische Fragen schwirren um ihn herum. Und Gussjew lobt oft und warm die deutsche Qualität. “Wie viele Jahre”, sagt er, “habe ich meine werte Persönlichkeit verunstaltet mit dem russischen Dreck!

                              Jetzt, endlich, habe ich das Richtige gefunden! Und”, meint er, “wenn dieser ausgezeichnete Puder zu Ende sein wird, weiß ich nicht, wie es weitergehen soll. Wenn man sich doch nur noch ein weiteres Büchschen davon bestellen könnte!”

                              Nach einem Monat – der Puder neigte sich schon seinem Ende zu – kam ein Bekannter, ein Intellektueller zu den Gussjews. Als man ihm beim Abendbrot das Büchschen zeigte, sagte er gleich: “Deutsches Flohpulver!” Einen anderen hätte diese Erklärung sehr niedergeschlagen. Selbstverständlich.

                              Und möglicherweise wäre, aus nachträglichem Ekel, sein Gesicht mit Pickeln übersät worden. Aber nein, so einer war Herr Gussjew nicht. “Ja, da hat man es -“, rief er begeistert, “das ist wirklich Qualität. Das ist Fortschritt! Taugt für alles! Wenn du Lust hast, puderst du dir das Gesicht damit; ist es nötig, benutzt du es gegen die Flöhe. Und wir, auch Gott, was haben wir dagegen?”

                              Voller Entzücken betrachtet Gussjew die Reste des Wunderpuders. Sagt dann: “Also deshalb! Ich staune nämlich schon die ganze Zeit. Meinen Sie, ein Floh hätte mich gebissen? Madame Gussjewa, meine Gattin, beißen sie nach wie vor. Meine Söhne juckt es Tag und Nacht ganz erbärmlich. Und unser Ninka, der Hund, kratzt sich auch wie ein Verrückter. Nur ich, sehen Sie, ich gehe herum, mich stört kein Floh. Nicht einer. Sind’s auch nur Insekten, so fühlen sie doch, die Biester, die gute deutsche Ware.”

                              Seit einigen Tagen ist Gussjews Wunderpulver zu Ende. Und nun beißen ihn, höchstwahrscheinlich, auch wieder die Flöhe.

                              Der Deutsche Puder – Story von Michail Soschtschenko

                              Autor*in: Michail Soschtschenko

                              Bewertung des Redakteurs:

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                                Bei meinen Bekannten, den Gussjews, wohnte ein Deutscher. Er hatte ein Zimmer gemietet und blieb fast zwei Monate da. Ein richtiger Deutscher aus Berlin. Er verstand nicht ein einziges Wörtchen Russisch. Mit seinen Wirten unterhielt er sich nur durch Zeichen und Winke. Angezogen war er glänzend, der Deutsche. Natürlich. Blendend weiße Wäsche. Die Hosen -, ein Bein wie das andere. Völlig egal. Und mit Bügelfalte. Ein Bild sozusagen.