Stein und Feuer
Stein und Feuer - Fabel - Leonardo da Vinci - Italien
Der Stein verwunderte sich sehr, als das Feuer ihn umzingelte, und sagte zu ihm in strenger Stimme: »Was für ein anmaßender Patron bist du, mich so zu belästigen. Mir scheint, du bist im Irrtum, mich so belangen zu müssen. Füge mir keinen Schmerz zu; ich vertrage mich normal mit jedermann.«
Da antwortete das Feuer: »Sei nur geduldig und du wirst sehen, welch wunderbare Frucht ich aus dir erzeugen werde.«
Auf diese Worte hin raffte sich der Stein zusammen und hielt geduldig der lodernden Marter stand.
Da siehe da, aus ihm wurde wirklich Neues geboren und die wundervolle Kraft des Feuers bewirkte noch viele weitere Veränderungen.
Lehre: Das Gleichnis handelt hier von Lernenden. Zu Anfang ihrer Studien erschrecken sie meist und verzagen; dann aber nehmen sie sich selbst in Zucht und arbeiten mit Geduld und strengem Fleiß. Nur so entsteht in ihren Studien die wunderbare Kraft, die neue überzeugende Gedanken aus ihnen entsprießen lässt.
Stein und Feuer - Fabel - Leonardo da Vinci - Italien
Autor*in: Leonardo da Vinci
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Der Stein verwunderte sich sehr, als das Feuer ihn umzingelte, und sagte zu ihm in strenger Stimme: »Was für ein anmaßender Patron bist du, mich so zu belästigen. Mir scheint, du bist im Irrtum, mich so belangen zu müssen. Füge mir keinen Schmerz zu; ich vertrage mich normal mit jedermann.«