September 2012 | AVENTIN Blog --

September - Weinlese

September - Weinlese vor Schloss Saumur - Kalenderblatt
September - Weinlese 

September - Weinlese vor Schloss Saumur - Kalenderblatt  


Ein Kalenderblatt aus dem unvergleichlichen Stundenbuch des Herzogs von Berry.

Ein Stück porträtierter Landschaft, die Verdute eines der herzoglichen Schlösser, mit spürbar echter Stimmung und Beleuchtung.  

Thema des Monats September ist die Weinlese vor Schloss Saumur. Die Turmspitzen mit ihren hohen Windfahnen, die Lilienornamente auf den Zinnen, die zwanzig schlanken Schornsteine, das blüht alles wie ein wildes Beet hoher weißer Blumen in der dunkelblauen Luft.

Das Blatt, das eine unglaubliche Beobachtung und Genauigkeit verrät, stammt nur in der oberen Hälfte von den drei Brüdern aus Limburg, der untere Teil ist später  entstanden, fügt sich aber der Atmosphäre des Ganzen glücklich ein. 

Dass diese paradiesische Welt, vom Schloss her gesehen, auch ihre Schatten hat, beschreibt Ulrich von Hutten in einem Brief an seinen Freund Pirkheimer: “Und welch ein Lärm! Da blöken die Schafe, brüllt das Rind, bellen die Hunde, auf dem Feld schreien die Arbeiter, die Wagen und Karren knarren, und bei uns zu Hause, die wir nahe an den Wäldern wohnen, hört man auch die Wölfe heulen.

Jeden Tag kümmert und sorgt man sich um den folgenden, immer ist man in Bewegung, immer in Unruhe. Da müssen die Äcker umgegraben und wieder umgegraben werden, ist in den Weinbergen zu arbeiten, Bäume muss man setzen, Wiesen bewässern, Schollen brechen, säen, düngen, das Getreide schneiden, dreschen, nun ist die Zeit der Ernte, nun die Weinlese.

Ist es dann ein schlechtes Jahr, dann herrscht oft furchtbare Not, furchtbare Armut. Da gibt es dann nichts, was einen nicht zu jeder Stunde aufregt, verwirrt, ängstigt und zermürbt.” 

September - Weinlese vor Schloss Saumur - Kalenderblatt - Kunst

Autor*in: N. N.

Bewertung des Redakteurs:

URL: https://aventin.blogspot.com/2012/09/september-weinlese-vor-schlo-saumur.html

    Ein Kalenderblatt aus dem unvergleichlichen Stundenbuch des Herzogs von Berry. Ein Stück porträtierter Landschaft, die Verdute eines der herzoglichen Schlösser, mit spürbar echter Stimmung und Beleuchtung. Thema des Monats September ist die Weinlese vor Schloss Saumur. Die Turmspitzen mit ihren hohen Windfahnen, die Lilienornamente auf den Zinnen, die zwanzig schlanken Schornsteine, das blüht alles wie ein wildes Beet hoher weißer Blumen in der dunkelblauen Luft.

    Die Stadt- und die Landmaus - Aesop Fabel

    Die Stadt- und die Landmaus – Aesop Fabel - Zufriedenheit
    Die Stadt- und die Landmaus  

    Die Stadt- und die Landmaus – Aesop Fabel - Zufriedenheit  


    Eine Landmaus hatte ihre Freundin, eine Stadtmaus, zu sich eingeladen und empfing sie in ihrer sehr bescheidenen Wohnung aufs freundlichste. Um ihren Mangel der sehr verwöhnten Städterin nicht merken zu lassen, hatte sie alles, was das Landleben Gutes bot, herbeigeschafft und aufgetischt.

    Da waren frische Erbsen, getrocknete Traubenkerne, Hafer und auch ein Stückchen Speck, wovon die Landmaus nur bei außergewöhnlichen Gelegenheiten aß. Mit großer Genugtuung überschaute sie ihre Tafel und unterließ nicht, ihrer Freundin unablässig zuzusprechen.

    Aber die Stadtmaus, durch die vielen gewohnten Leckereien verwöhnt, beroch und benagte die Speisen nur sehr wenig und stellte sich der Höflichkeit halber so, als wenn es ihr schmecke, konnte aber doch nicht umhin die Gastgeberin merken zu lassen, dass alles sehr wenig nach ihrem Geschmack gewesen sei.

    »Du bist eine recht große Törin«, sprach sie zu ihr, »dass du hier so kümmerlich dein Leben fristest, während du es in der Stadt so glänzend führen könntest wie ich. Gehe mit mir in die Stadt unter Menschen, dort hast du Vergnügen und Überfluss.« Die Landmaus entschloss sich nun auch in die Stadt zu reisen und machte sich zum Mitgehen bereit.

    Schnell hatten sie die Stadt erreicht, und die Städterin führte sie nun in einen Palast, in welchem sie sich hauptsächlich aufzuhalten pflegte. Sie gingen in den Speisesaal, wo sie noch die Überbleibsel eines herrlichen Abendschmauses vorfanden.

    Die Stadtmaus führte ihre Freundin sodann zu einem prachtvollen, mit Damast überzogenen Sessel, bat sie, Platz zu nehmen, und legte ihr von den sehr leckeren Speisen vor. Lange nötigen ließ sich die Landmaus nicht, sondern verschlang mit Heißhunger all die ihr dargereichten Leckerbissen.

    Ganz entzückt war sie davon und wollte eben in große Lobsprüche ausbrechen, als sich plötzlich die Flügeltüren öffneten und eine Schar Diener hereinstürzte, um die Reste des Mahles abzuräumen. Bestürzt und zitternd flohen beide Freundinnen, und die Landmaus, unbekannt in dem großen Haus, rettete sich gerade noch mit Mühe in eine Ecke des großen Raumes.

    Kaum hatte sich die Dienerschaft entfernt, als sie auch schon wieder hervorkroch und noch vor Schrecken zitternd zu ihrer Freundin sprach: »Lebe wohl! Einmal und nie wieder! Lieber will ich meine ärmliche Nahrung in Frieden genießen, als hier bei den ausgesuchtesten Speisen zu schwelgen und stets um mein Leben fürchten müssen.«

    Lehre: Genügsamkeit und Zufriedenheit macht glücklicher als Reichtum und Überfluss unter großen Sorgen.


    Die Stadt- und die Landmaus – ZufriedenheitAesop Fabel

    Autor*in: Aesop

    Bewertung des Redakteurs:

    URL: https://aventin.blogspot.com/2012/09/die-stadt-und-die-landmaus.html

      Eine Landmaus hatte ihre Freundin, eine Stadtmaus, zu sich eingeladen und empfing sie in ihrer sehr bescheidenen Wohnung aufs freundlichste. Um ihren Mangel der sehr verwöhnten Städterin nicht merken zu lassen, hatte sie alles, was das Landleben Gutes bot, herbeigeschafft und aufgetischt.

      Der Palast und die Hütte - Khalil Gibran

      Der Palast und die Hütte – Khalil Gibran
      Der Palast und die Hütte 

      Der Palast und die Hütte – Khalil Gibran

      Reichtum:

      Die Nacht brach herein, und die Lichter im Palast des reichen Mannes funkelten hell. Diener, in Samt gekleidet und mit silbernen Knöpfen an der Brust, standen da und erwarteten die Gäste. Musik erklang, und Herren und Damen fuhren in ihren Kutschen, die von prächtigen Pferden gezogen wurden, von allen Seiten auf den Palast zu.

      Sie traten ein, und ihre kostbaren Kleider waren herrlich anzusehen. Die Herren führten die Damen zum Tanz, und die Halle wurde zu einem Garten, durch den leise Melodien zogen und dessen Blumen sich vor Ehrfurcht und Bewunderung verneigten.

      Als es Mitternacht war, schritt man zur Tafel, die mit erlesensten Früchten und den besten Speisen beladen war. Kelche wurden herumgereicht, und der Wein spielte mit den Sinnen der Gäste, bis diese sich Spielen zuwandten.

      Als der Morgen nahte, trennte man sich, denn alle waren müde von der Lustbarkeit, vom Wein benebelt und des Tanzens und Schlemmens überdrüssig. Und ein jeder begab sich in sein Bett.

      **************

      Armut:

      Als die Sonne langsam hinter den Hügeln versank, stand ein Mann, der das Gewand eines Landarbeiters trug, an der Tür eines ärmlichen Hauses und klopfte an. Es wurde ihm aufgemacht, er trat ein, grüßte die Anwesenden mit heiterer Miene und setzte sich mitten unter seine Kinder an das Feuer.

      Bald darauf bereitete seine Frau das Essen, und sie setzten sich alle um einen hölzernen Tisch und aßen. Als die Mahlzeit beendet war, standen sie auf und ließen sich unter der Lampe, die ihre gelben Strahlen wie Pfeile in die Dunkelheit sandte, nieder.

      Als die erste Nachtstunde vorbei war, begaben sie sich zur Ruhe und vertrauten sich dem Schlaf an. Am nächsten Morgen stand der arme Mann von seinem Lager auf und teilte Brot und Milch mit seiner Frau und seinen Kindern.

      Dann küsste er sie und ging mit einem schweren Spaten auf der Schulter zum Feld, um es mit seinem Schweiß zu bewässern und fruchtbar zu machen, damit es jene Reichen, die am Abend zuvor so ausgelassen waren, ernähre.

      Die Sonne erhob sich jenseits des Berges, und die Hitze legte sich schwer auf das Haupt des Arbeiters, während die Reichen noch in ihren Palästen schliefen.

      So ist das Los des Menschen: ein Trauerspiel, das auf der Bühne der Zeit aufgeführt wird. Zahlreich sind die Zuschauer, die applaudieren; aber nur wenige gibt es, die das Stück verstehen.

      Der Palast und die Hütte – Armut und Reichtum – Khalil Gibran - Story

      Autor*in: Khalil Gibran

      Bewertung des Redakteurs:

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        Die Nacht brach herein, und die Lichter im Palast des reichen Mannes funkelten hell. Diener, in Samt gekleidet und mit silbernen Knöpfen an der Brust, standen da und erwarteten die Gäste. Musik erklang, und Herren und Damen fuhren in ihren Kutschen, die von prächtigen Pferden gezogen wurden, von allen Seiten auf den Palast zu.

        Von Gesetzen und Anwälten - Khalil Gibran

        Von Gesetzen und Anwälten – Khalil Gibran
        Von Gesetzen und Anwälten 

        Von Gesetzen und Anwälten – Khalil Gibran 


        Es bereitet euch Freude, Gesetze aufzustellen. Aber noch größere Freude bereitet es euch, sie zu brechen, wie spielende Kinder am Meeresufer, die mit Ausdauer Sandburgen bauen und sie dann lachend zerstören. Während sie Sandburgen bauen, trägt das Meer weiteren Sand an den Strand und wenn sie sie einreißen, lacht der Ozean mit ihnen.

        Doch was ist mit denen, für die das Leben kein Ozean ist und menschliche Gesetze keine Sandburgen, sondern für die das Leben ein Fels ist und das Gesetz ein Meißel, mit dem sie es zu ihrem Bild gestalten möchten? Was ist mit dem Krüppel, der den Tänzer verabscheut? Was ist mit dem Ochsen, der sein Joch liebt und den Hirsch und das Reh des Waldes für hauslose Vagabunden erachtet?

        Was ist mit der alten Schlange, die ihre Haut nicht mehr abwerfen kann und alle anderen schamlos und nackt nennt? Und mit dem, der als erster zum Hochzeitsmahl kommt und sich dann, übersättigt und müde, mit den Worten entfernt, jedes Fest sei ein Frevel und jeder Feiernde ein Gesetzesbrecher?

        Was soll ich von all diesen sagen außer, dass auch sie im Sonnenlicht stehen, aber mit dem Rücken zur Sonne! Sie sehen nur ihren eigenen Schatten und ihr Schatten ist ihr Gesetz. Und was ist die Sonne für sie mehr als eine Schattenwerferin? Was ist die Befolgung des Gesetzes für sie anderes, als sich nieder zu beugen und ihren eigenen Schatten auf den Boden nach zu zeichnen.

        Ihr aber, die ihr mit dem Gesicht in der Sonne wandelt, welche Zeichen im Staub könnten euch schon aufhalten? Ihr Gefährten des Windes, welche Wetterfahne sollten wohl euren Kurs bestimmen? Welches Menschengesetz sollte euch binden, wenn ihr euer Joch zerbrecht, doch vor niemandes Kerkertür?

        Welche Gesetze solltet ihr fürchten, wenn ihr tanzt, aber über niemandes Ketten stolpert und wer dürfte euch richten, wenn ihr euer Gewand von euch reißt, es aber auf niemandes Weg liegen lasst?

        Menschen von Orfalis, ihr könnt die Trommeln dämpfen und die Saiten der Leier entspannen, doch wer soll der Lerche das Singen verbieten?

        Von Gesetzen und Anwälten – Khalil Gibran - Recht und Gerechtigkeit - Essay

        Autor*in: Khalil Gibran

        Bewertung des Redakteurs:

        URL: https://aventin.blogspot.com/2012/09/von-gesetzen-und-anwalten.html

          Es bereitet euch Freude, Gesetze aufzustellen. Aber noch größere Freude bereitet es euch, sie zu brechen, wie spielende Kinder am Meeresufer, die mit Ausdauer Sandburgen bauen und sie dann lachend zerstören. Während sie Sandburgen bauen, trägt das Meer weiteren Sand an den Strand und wenn sie sie einreißen, lacht der Ozean mit ihnen.