Der Schakal und der Löwe - Fabel | AVENTIN Blog --

Der Schakal und der Löwe - Fabel

Der Schakal und der Löwe – Fabel aus Asien
Der Schakal und der Löwe 

Der Schakal und der Löwe - Fabel aus Asien - 


Ein Löwe, der in einem großen Wald lebte, fühlte sich nicht zu Unrecht als König der anderen Tiere – so groß, gewaltig und stark war er!

Jeden Morgen trat dieser Löwe aus seiner Höhle heraus, schüttelte die Mähne, sah sich nach allen Seiten um und stieß dreimal ein schreckliches Gebrüll aus. Dann ging er majestätisch davon, suchte sich eine Beute, tötete sie und fraß sich satt. Wenn er dann seine Mahlzeit beendet hatte, kehrte er wieder in den Wald zu seiner Höhle zurück.

In der Nähe dieser Höhle lag nun auch der Schlupfwinkel eines Schakals. Klein, nicht gerade schön und furchtsam, wie er war, wurde der Schakal von den anderen Tieren verachtet. Das kränkte ihn sehr. Jedoch hatte er von sich selbst eine sehr hohe Meinung, vielleicht gerade deshalb, weil er von den anderen Tieren nicht beachtet wurde.

Dieser Schakal nun schlich jeden Tag dem Löwen nach, folgte im auf jeden Fußtritt, setzte sich auch immer in gebührender Entfernung nieder und wartete geduldig, hungrig und gierig, bis der Löwe nach der Jagd von seinem Fraß aufstand und in den Wald zurück kehrte. Dann aber stürzte er sich auf die Reste der übrig gebliebenen königlichen Mahlzeit und verschlang alles, was noch zu fressen war, so schnell er nur konnte.

Eines Tages nun ließ der Löwe von seiner Beute aber so viel zurück, dass sich der Schakal daran fast überfraß. Er würgte auch noch den letzten Bissen hinunter. Mit übervollem geblähten runden Bauch voller Fleisch kam er sich sodann auch sehr mächtig, stark und bedeutend vor und erinnerte sich all seiner geheimen Träume von eigener Größe und Stärke.

»Wer ist er denn schon, dieser Löwe«, sprach er zu sich selbst, »der da im Wald lebt? Ist er so stark und klug wie ich? NEIN, wahrlich nicht! Von heute an will ich der Herr in diesem Wald sein. Ab Morgen früh werde ich aus meiner Behausung heraus treten, mich nach allen Seiten umschauen und dreimal ein schreckliches Gebrüll loslassen. So gut wie der Löwe kann ich das auch! Und dann werde ich majestätisch auf die Jagd gehen und mir eine Beute suchen.«

Mit solchen Gedanken kehrte er zu seinem Schlupfwinkel zurück und verschlief den ganzen restlichen Tag und die kommende Nacht. Am Morgen des nächsten Tages kroch er sodann aus seinen Verschlupf hervor, sah sich nach allen Seiten um, und … … … versuchte, dreimal ein schreckliches Gebrüll von sich zu geben. Aber so weit er auch sein Maul aufzureißen vermochte, es kam doch immer nur das jämmerliches Gekläff eines Schakals hervor, und kein Tier im Wald erzitterte davor.

Und wollte der Schakal nicht verhungern, so blieb ihm wieder nichts anderes übrig, als demütig dem König der Tiere zu folgen und auf die Reste einer übrig gebliebenen Mahlzeit zu warten.

Der Schakal und der LöweFabel aus Asien

Autor*in: Fabel aus Asien

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    Ein Löwe, der in einem großen Wald lebte, fühlte sich nicht zu Unrecht als König der anderen Tiere – so groß, gewaltig und stark war er! Jeden Morgen trat dieser Löwe aus seiner Höhle heraus, schüttelte die Mähne, sah sich nach allen Seiten um und stieß dreimal ein schreckliches Gebrüll aus. Dann ging er majestätisch davon ...