Juni 2020 | AVENTIN Blog --

Der Raub der Proserpina - Römische Sage

Der Raub der Proserpina - Römische Sage
Der Raub der Proserpina 

Der Raub der Proserpina – Römische Sage


Proserpina war die Tochter des Jupiter und der Ceres. Die Mutter liebte das schöne Mädchen so sehr, dass sie es weit weg auf der Insel Sizilien verbarg, damit Proserpina nicht von einem Mann weggeführt werden konnte.

Tatsächlich führte das Mädchen dort ein ruhiges Leben ohne Bewachung und Wachposten. Mit den Nymphen lief sie durch die ausgedehnten Wälder, durstig trank sie das Wasser aus klaren Quellen und sie spielte ausgelassen auf den großen Feldern.

Einmal sammelte sie auf einem Feld bunte Blumen, um sich den Kopf damit zu schmücken. Fröhlich sang sie dazu ein Lied, ohne zu wissen, dass sie sich in höchster Gefahr befand.

Plötzlich nämlich öffnete sich die Erde. Vier Pferde sprangen in schnellem Lauf heraus und zogen einen Wagen, auf dem Pluto, der König der Unterwelt, stand. Dieser ergriff sofort die erschrockene Proserpina und versuchte sie mit sich wegzuführen.

Die Nymphe Cyane jedoch, die an einer nahen Quelle lebte, bemerkte die Entführung. Tapfer trat sie den Pferden des Pluto entgegen und rief mit lauter Stimme:

»Mach halt, mach halt! Wenn du auch ein mächtiger König bist, so ist es dir gewiss nicht erlaubt, ein Mädchen zu rauben. Ich verstehe nicht, warum du ein solches Verbrechen begehst. Oder weißt du nicht, was erlaubt ist, und was nicht? Weißt du denn nicht, dass Liebe nötig ist, wenn du heiraten willst? Berücksichtige außerdem die erbärmliche Lage der Mutter Ceres! Ich frage dich, wie du denn der traurigen Mutter diese Schandtat erklären willst!«

Und sie fügte noch folgende Worte hinzu: »Gib also diesen unanständigen Plan sofort auf!«

Der Gott Pluto antwortete ihr sogleich nicht mit Gelassenheit, sondern wutentbrannt: »Bedenke, was du sagst! Ich zweifle, ob du dumm oder frech bist, kleine Nymphe! Nämlich niemand darf einem Gott sagen, was zu tun sich gehört. Mach mir also Platz!«

Da die Nymphe aber nicht auswich, warf Pluto sein Zepter in deren Quelle, und die Erde öffnete sich. Nachdem auf diese Weise wieder ein Weg in die Unterwelt geschaffen war, stieg er mit seinem Wagen, den Pferden und dem Mädchen Proserpina in sein Königreich hinab.

Die traurige Cyane vergoss daraufhin so viele Tränen, dass sie selbst in eine Quelle verwandelt wurde. Zuerst wurden der Kopf, dann die Schultern und die Brüste flüssig und dann zergingen die übrigen Körperteile zu immerwährend fliesendem Quellwasser.

Wenig später suchte Ceres diese Quelle auf, um die Nymphe zu fragen, wo ihre Tochter geblieben sei. Aber die zu Wasser verwandelte Cyane konnte der traurigen Mutter nicht mehr antworten.

So irrte Ceres auf der ganzen Welt umher, um ihre verschwundene Tochter wiederzufinden. Endlich verriet ihr der Sonnengott Sol den Aufenthaltsort der Proserpina.

Mit Hilfe von Jupiter erreichte Ceres dann zumindest, dass Proserpina zwei Drittel des Jahres auf die Oberwelt zurück kommen durfte. Das letzte Drittel jedoch, die Winterzeit, musste Proserpina bei ihrem Mann Pluto in der Unterwelt verbringen.

Der Raub der Proserpina – Römische Sage - Sage - Rom

Autor*in: Römische Sage

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    Proserpina war die Tochter des Jupiter und der Ceres. Die Mutter liebte das schöne Mädchen so sehr, dass sie es weit weg auf der Insel Sizilien verbarg, damit Proserpina nicht von einem Mann weggeführt werden konnte.

    Das Quartett - Iwan Krylow - Fabel

    Das Quartett – Iwan Krylow – Fabel
    Das Quartett   

    Das Quartett – Iwan Krylow – Fabel


    Ein übermütiges kleines Äffchen, ein Esel, eine Ziege und ein tollpatschiger Bär beschlossen eines Tages, im Quartett zu spielen.

    Sie besorgten sich Noten, eine Bassgeige, eine Viola und zwei Geigen und waren alsbald bereit, die Welt mit ihrer Kunst zu entzücken.

    Sie setzten sich unter einen Lindenbaum auf der Wiese nieder und begannen auch gleich mit ihrem Spiel. Sie fiedelten, sie kratzten, sie strichen mit ihren Bögen über die Saiten – doch furchtbar war alles anzuhören und alles schien ganz vergebens.

    »Hört auf, Freunde, hört auf!« schrie das kleine Äffchen. »Wartet einen Augenblick! Wir sitzen alle falsch, so wird nie etwas aus unserer Musik.«

    »Du, Bär, setze dich mit deiner Bassgeige gegenüber der Viola nieder, und ich, die erste Geige, will mich zu der zweiten Geige setzen. Dann erst wird unsere Musik vollkommen sein, und der Lindenbaum, unter dem wir sitzen und die Bäume im Wald und auch alle Hügel um uns herum werden zu unserem Spiel tanzen, so schön wird sie werden.«

    Das Äffchen, der Esel, die Ziege und der Bär setzten sich also einander gegenüber und sie begannen von Neuem mit ihrem Quartett. Sie fiedelten, sie kratzten, sie strichen mit ihren Bögen über die Saiten – doch wiederum war nur ein schrecklicher Lärm zu hören, womit auch der geduldigste Zuhörer hätte in die Flucht getrieben werden können.

    »Wartet«, schrie jetzt auf einmal der Esel, »ich weiß, was wir tun müssen! Wir müssen uns alle in eine Reihe setzen!«

    So setzten sie sich feierlich in einer Reihe auf. Aber das Quartett klang immer noch nicht gut. Da fingen die vier Musiker an zu streiten und zu zanken und konnten sich nicht einig werden, wer neben wem sitzen sollte.

    Eine Nachtigall, die eben in der Nähe war, hörte den Lärm und flog neugierig näher. Das Quartett wandte sich nun an den Vogel und bat ihn um Rat und Hilfe.

    »Verehrteste Nachtigall«, sagten sie, »gedulde dich ein paar Minuten und bringe unser Quartett in Ordnung. Wir alle haben Noten und unsere Instrumente. Sag uns, wie wir sitzen müssen, damit alles auch einen schönen Klang erhält!«

    Die Nachtigall überlegte nicht lange und antwortete: »Um Musiker zu sein, müsst ihr zuerst wissen, wie man ein Instrument spielt, und feinere Ohren, als ihr sie habt, sind ebenfalls dazu notwendig.«

    »Ihr, meine lieben Freunde, könnt euch setzen, wie ihr wollt. Eure Musik wird nie etwas werden!«

    Das Quartett – Iwan Krylow – Fabel - Musik

    Autor*in: Iwan Krylow

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      Ein übermütiges kleines Äffchen, ein Esel, eine Ziege und ein tollpatschiger Bär beschlossen eines Tages, im Quartett zu spielen.

      Ausdrucksorgane der Seele

      Ausdrucksorgane der Seele – R.M.F – Alltagspsychologie
      Ausdrucksorgane der Seele  

      Ausdrucksorgane der Seele – R.M.F – Alltagspsychologie


      Über die Art, wie die Bewegungen des Körpers seelisch verstanden werden, werden wir später sprechen. Zunächst nur ein paar Worte über die Bewegungen, in denen die Seele sich am deutlichsten äußert.

      Diese Bewegungen sind nur zum Teil dem Willen unterstellt, und die es sind, lügen oft, auch wenn das Ich die Wahrheit kundgeben will.

      Aber die Seele spricht nicht bloß mit der Zunge, und sie offenbart sich nicht bloß in den Taten, die wir bewusst ausführen. Wir sprechen immer unsere Seele aus, auch wenn wir stumm sind, und wir bewegen uns, auch wenn wir die Hände tatenlos in den Schoß legen.

      Und auch wenn wir fremden Augen unbewegt schienen wie eine Marmorsäule, so schwingt doch die Seele im Schlag unseres Herzen und im Gang unseres Atems mit.

      Wo das Auge nicht ausreicht, vermögen Sphygmograph und andere Apparate der psychologischen Institute solche Bewegungen in Kurven aufzuzeichnen, und man würde staunen über die unendliche Mannigfaltigkeit der auf diese Weise entstehenden Linien.

      Vielleicht lohnt es sich ein wenig, diesen kaum beachteten Bewegungen, die sie hervorbringen, also die Organe der Seele, als solche zu betrachten.

      Zunächst ist der Körper in seiner Gesamtheit Organ der Seele. In der gesamten Körperhaltung redet die Seele, in der Art, wie er sich im Gleichgewicht hält, wie er den Kopf trägt, wie er sich vorwärts und rückwärts beugt.

      Der stolz empor gereckte Körper offenbart eine andere Stimmung der Seele als der geknickte und der zurückweichende eine andere als der weit vorgebogene.

      Man studiere die Statuen der Bildner und die Gestalten eines Rembrandt oder einer Hodler, die bequemere Objekte sind als lebendige Menschen, und man wird staunen über die Fülle der Ausdrucksmöglichkeiten, die in der Senkung einer Nackenlinie oder der Haltung der Schultern liegen kann.

      Freilich lösen wir damit bereits einzelne Organe aus dem Gesamtorganismus heraus, obwohl jede Einzelbewegung streng genommen nur innerhalb der Ganzheit des Körpers eindeutig verständlich ist. Immerhin gibt es Einzelorgane, die auch gesondert die Seele offenbaren.

      Zunächst ist die Haut ein unendlich feines Organ, das jede Regung der Seele anzeigt wie die Nadel des Aneroidbarometers jede Schwankung des Luftdrucks. Natürlich ist die Haut nur die Außenfläche, die die Bewegungen der inneren Organe verrät, und wir müssen daher von diesen mitreden, wenn wir von der Haut sprechen.

      Die Röte oder Blässe der Haut nämlich, ihre Wärme oder Kühle künden von den Bewegungen des Herzens und dem Kreislauf des Blutes, die unablässig sich wandeln und die wiederum mit dem Rhythmus der Atmung aufs engste zusammenhängen. Sie künden auch von den Bewegungen des Magens und der Eingeweide, die ebenfalls teilnehmen an den Regungen der Seele.

      Nur Toren, die nicht wissen, welch göttliche Wunderwerke diese angeblich ‘niederen’ Organe sind, schütteln den Kopf darüber. Goethes Harfner scheute sich nicht, die Qual seiner Sehnsucht im Brennen der Eingeweide wieder zu erkennen, und Voltaires Witz, dass alle Leiden des Herzens aus dem Magen stammten, ist auch nicht wortwörtlich zu nehmen.

      Dennoch, ein Zusammenhang des Magens mit der Seele besteht unfehlbar, was sogar experimentell zu erweisen ist, insofern man die Stimmungen der Seele auf dem Weg über den Magen erheblich beeinflussen kann. Eine Erkenntnis, die ihren volkstümlichen Niederschlag in Sätzen wie dem gefunden hat, dass, wer Sorgen hat, auch Likör habe und ähnlichem.

      Mögen die Bewegungen der inneren Organe äußerlich nicht direkt wahrnehmbar sein, indirekt wirken sie doch nach außen, vor allem, wie wir sahen, durch die Haut, die Blutzirkulation und die unter der Haut spielende Muskulatur, die zum Beispiel bei Furcht die bekannte Gänsehaut erzeugt, die Haare sich sträuben oder die Stirn sich zusammen ziehen lässt.

      Weit mehr beachtet werden in der Regel die Bewegungen der äußeren Glieder, der Arme und Beine vor allem, weil diese Bewegungen gröber sind. Aber sie sind gröber auch in dem Sinn, dass sie weniger untrüglich sind, weil der bewusste Wille sie leichter abändern kann als das Erröten oder die Gänsehaut.

      Das wiederum rührt daher, dass jene Glieder weniger unmittelbar als die inneren Organe mit der Seele verbunden, also ‘äußerlicher’ sind.

      Weit feiner dagegen spiegelt sich das Leben der Seele im Gesicht und da vor allem in den Bewegungen der Stirnhaut, des Auges und des Mundes. Es ist mehr als Gleichnisrede, wenn wir sagen, dem Menschen sei der Charakter »an die Stirn geschrieben«. Immerhin gehört der Ausdruck der Stirn zu dem der Haut im allgemeinen.

      Durchaus eigenen Ausdruck dagegen entwickeln Auge und Mund. Auch das weiß die Menschenkenntnis des Alltags, dass das Auge das Fenster der Seele ist, weniger noch das Auge als solches, als das bewegte Auge: der BLICK.

      Man erwäge nur, welche Beiworte die Sprache, besonders die Sprache der Dichter, dem Blick verleiht, und man wird darin alle Stimmungen der Seele wiederklingen hören. Man redet vom offenen, versteckten, lauernden, suchenden, gierigen, sanften, gütigen, feindlichen, entzückten, verliebten, verstockten, müden Blick, und damit ist nur ein Teil der Möglichkeiten erschöpft.

      Kaum minder spiegelt der Mund die Stimmungen der Seele. Zwar ist die Zunge mit Recht verschrien, dass sie eine Lügnerin sei, und die Worte sind, nach Talleyrands bekanntem Ausspruch, dem Menschen gegeben, um seine Gedanken zu verstecken. Aber die Lippen, und was sie von den Zähnen sehen lassen, reden die Wahrheit, selbst wenn die Zunge Falschheit tönt.

      Besonders im Lächeln offenbart sich die Seele, und was wir an seelendeutenden Beiwörtern dem Blick geben, lässt alles sich auf das Lächeln übertragen.

      Kurz, der Leib ist ein wunderfeines Medium der Seele, darin sie sich »materialisiert«, unendlich viel reicher, feiner und tiefer als in den Wachsabdrücken oder Geisterfotografien spiritistischer Toren.

      Wir alle sind Medien der Seele, und es ist kein Haar auf unserem Haupt, dass nicht gelegentlich Ausdruck der Seele würde.

      Ausdrucksorgane der Seele – R.M.F – Alltagspsychologie - Psychologie

      Autor*in: R.M.F

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        Über die Art, wie die Bewegungen des Körpers seelisch verstanden werden, werden wir später sprechen. Zunächst nur ein paar Worte über die Bewegungen, in denen die Seele sich am deutlichsten äußert.

        Reiselust - Thomas Mann - Neugier

        Reiselust – Thomas Mann – Neugier auf Veränderung
        Reiselust - Thomas Mann - Neugier 

        Reiselust – Thomas Mann – Neugier auf Veränderung


        In aller Reiselust steckt ein gut Teil Verlangen nach nie erfahrener Menschlichkeit, ein gut Teil von Neugierde, in fremde Augen, fremde Physiognomien zu blicken, sich an einer unbekannten menschlichen Körperlichkeit und Verhaltensweise zu erfreuen.

        Wir wissen wohl, dass die Einschaltung von Um- und Neugewöhnungen das einzige Mittel ist, unser Leben zu halten, unseren Zeitsinn aufzufrischen, ein Verjüngung, Verstärkung, Verlangsamung unseres Zeiterlebnisses und damit die Erneuerung unseres Lebensgefühls überhaupt zu erzielen.

        Dies ist der Zweck eines Orts- und Luftwechsels, einer Badereise, die Erholsamkeit der Abwechslung und der Episode. Die ersten Tage an einem neuen Aufenthalt haben daher immer jugendlichen, das heißt starken und breiten Gang.

        Sommerferien an der See! Begreift wohl irgend jemand weit und breit, was für ein Glück das bedeutet? Nach dem schwerflüssigen und sorgenvollen Einerlei unzähliger Schultage vier Wochen lang eine friedliche und kummerlose Abgeschiedenheit, erfüllt vom Tanggeruch und dem Rauschen der sanften Brandung.

        Vier Wochen, eine Zeit, die zu ihrem Beginn nicht zu übersehen und zu ermessen war, an deren Ende zu glauben unmöglich und von deren Ende zu sprechen eine lästerliche Rohheit war. So wundervoll weit in graue Ferne gerückt schien bald alles, was jenseits dieser vier Wochen lag.

        Eine seltsame Ausweitung meines Innern war mir ganz überraschend bewusst, eine Art schweifender Unruhe, ein jugendlich durstiges Verlagen in die Ferne, ein Gefühl, so lebhaft, so neu oder doch so längst entwöhnt und verlernt, dass ich, die Hände auf dem Rücken und den Blick am Boden, gefesselt stehen blieb, um die Empfindung auf Wesen und Ziel zu prüfen.

        Es war Reiselust, nichts weiter; aber wahrhaft als Anfall auftretend und ins Leidenschaftliche, ja bis zur Sinnestäuschung gesteigert. Meine Begierde war sehend, meine Einbildungskraft, noch nicht zur Ruhe gekommen seit den Stunden der Arbeit, schuf sich ein Beispiel für alle Wunder und Schrecken der mannigfaltigen Erde, die sie auf einmal sich vorzustellen bestrebt war.

        Ich reise gerne mit Komfort, besonders wenn man es mir auch noch bezahlt. Ich benützte also einige Tage später Schlafwagen, hatte mir tags zuvor ein Abteil erster Klasse gesichert und war nun geborgen. Trotzdem hatte ich Fieber, wie immer bei solchen Gelegenheiten, denn eine Abreise bleibt immer ein Abenteuer, und nie werde ich in Verkehrsangelegenheiten die rechte Abgebrühtheit gewinnen.

        Ich weiß zwar zum Beispiel ganz gut, dass der Nachtzug nach Dresden gewohnheitsmäßig jeden Abend vom Münchner Hauptbahnhof abfährt und jeden Morgen in Dresden ist. Aber wenn ich selber mitfahre und mein bedeutsames Schicksal mit dem Zug verbinde, so ist das eben doch eine große Sache.

        Ich kann mich der Vorstellung nicht entschlagen, als führe der Zug nur meinetwegen, und dieser unvernünftige Irrtum hat natürlich eine stille, tiefe Erregung zur Folge, die mich nicht eher verlässt, als bis ich alle Umständlichkeiten der Abreise, das Kofferpacken, die Fahrt zum Bahnhof, die Ankunft dortselbst, die Aufgabe des Gepäcks hinter mir habe und mich endgültig untergebracht und in Sicherheit weiß.

        Dann freilich tritt eine wohlige Abspannung ein, der Geist wendet sich neuen Dingen zu, die große Fremde eröffnet sich dort hinter den Bögen des Glasgewölbes am Bahnhof, und freudige Erwartung beschäftigt das Gemüt.

        Reisetage entfernen den Menschen (und gar den jungen, im Leben noch wenig fest wurzelnden Menschen) seiner Alltagswelt, all dem, was er seine Pflichten, Interessen, Sorgen, Aussichten nannte, viel mehr, als er sich auf der Fahrt zum Bahnhof wohl träumen lässt.

        Der Raum der sich drehend und fliehend zwischen den Menschen und seine Pflanzstätte wälzt, bewegt Kräfte, die man gewöhnlich der Zeit vorbehalten glaubt. Von Stunde zu Stunde stellt er innere Veränderungen her, die den von der Zeit bewirkten sehr ähnlich sind, aber sie in gewisser Weise übertreffen.

        Gleich ihr erzeugt er Vergessen. Er tut es aber, indem er die Person des Menschen aus ihren Beziehungen löst und ihn in einen freien und ursprünglichen Zustand versetzt. Ja, selbst aus dem Pedanten und Pfahlbürger macht er im Handumdrehen etwas wie einen Vagabunden.

        Zeit, sagt man, ist Lethe; aber auch Fernluft ist so ein Trank, und sollte sie weniger gründlich wirken, so tut sie es dafür doch desto rascher.

        Reiselust – Thomas Mann – Story - Neugier auf Veränderung - Reise


        Autor*in: Thomas Mann

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          In aller Reiselust steckt ein gut Teil Verlangen nach nie erfahrener Menschlichkeit, ein gut Teil von Neugierde, in fremde Augen, fremde Physiognomien zu blicken, sich an einer unbekannten menschlichen Körperlichkeit und Verhaltensweise zu erfreuen.

          Die Gemeine Wegwarte - Zichorie

          Die Gemeine Wegwarte – Zichorie – Blume des Jahres
          Die gemeine Wegwarte  

          Die Gemeine Wegwarte
          – Zichorie – Blume des Jahres


          Die Gemeine Wegwarte (Cichorium intybus), auch Zichorie genannt, gehört zu der Familie der Korbblütler (Asteraceae). Kulturformen der Wegwarte sind Chicorée, Zuckerhut und Radicchio. Die Gemeine Wegwarte war 2005  in Deutschland „Gemüse des Jahres“ und 2009 „Blume des Jahres“. 

          Die Wegwarte blüht meist an und in Kornfeldern. Leuchtend blau sind ihre Blüten, manchmal auch rosa oder weiß. Aber nur bei schönem Wetter zeigt sie ihre volle Pracht, denn bei Regen bleiben die Blüten geschlossen.

          Unsere Großeltern erinnern sich vielleicht noch an den „Blümchenkaffee“ schlechter Zeiten, der aus einer angebauten Art der Wegwarte gewonnen wurde. Vornehmer jedenfalls erscheint die Wegwarte als Chicoréesalat.

          Die Wegwarte ist ein tonisierendes Bittermittel und hat eine leicht anregende Wirkung auf Magen, Galle, Leber und Nieren. Alle Pflanzenteile werden gleichermaßen verwendet.

          Sebastian Kneipp führte die Wegwarte in die Volksmedizin ein.

          Die Gemeine Wegwarte – Blume des Jahres 2009 - Wissen - Natur Medizin

          Autor*in: N. N.

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            Die Gemeine Wegwarte (Cichorium intybus), auch Zichorie genannt, gehört zu der Familie der Korbblütler (Asteraceae). Kulturformen der Wegwarte sind Chicorée, Zuckerhut und Radicchio. Die Gemeine Wegwarte war 2005 in Deutschland „Gemüse des Jahres“ und 2009 „Blume des Jahres“.

            Der 35. Mai - Erich Kästner - Fantasie


            Der 35. Mai – Erich Kästner – Fantasie Märchen
            Der 35. Mai - Erich Kästner 

            Der 35. Mai – Erich Kästner – Fantasie Märchen 


            Es war am 35. Mai. Und da ist es natürlich kein Wunder, dass sich Onkel Ringelhuth über nichts wunderte. Wäre ihm, was ihm heute zustoßen sollte, auch nur eine Woche früher passiert, er hätte bestimmt gedacht, bei ihm oder am Globus seien zwei bis drei Schrauben locker. Aber am 35. Mai muss der Mensch auf das Äußerste gefasst sein.

            Außerdem war Donnerstag. Onkel Rungelhuth hatte seinen Neffen Konrad von der Schule abgeholt, und jetzt liefen beide die Glacisstrasse entlang. Konrad sah bekümmert aus. Der Onkel merkte nichts davon, sondern freute sich aufs Mittagessen.

            Ehe ich aber mit dem Erzählen fortfahre, muss ich eine familiengeschichtliche Erklärung abgeben. Also: Onkel Ringelhuth war der Bruder von Konrads Vater. Und weil der Onkel noch nicht verheiratet war und ganz allein wohnte, durfte er an jedem Donnerstag seinen Neffen von der Schule abholen.

            Da aßen sie dann gemeinsam zu Mittag, unterhielten sich und tranken miteinander Kaffee, und erst gegen Abend wurde der Junge wieder bei den Eltern abgeliefert. Diese Donnerstage waren sehr komisch. Denn Onkel Ringelhuth hatte doch keine Frau, die das Mittagessen hätte kochen können und so was Ähnliches wie ein Dienstmädchen hatte er auch nicht.

            Deshalb aßen er und Konrad donnerstags immer lauter verrücktes Zeug. Manchmal gekochten Schinken mit Schlagsahne, Salzbrezeln mit Preiselbeeren oder Kirschkuchen mit englischem Senf. Englischen Senf mochten sie lieber als deutschen, weil englischer Senf besonders scharf ist und so beißt, als ob er Zähne hätte.

            Und wenn ihnen dann so richtig übel war, guckten sie zum Fenster hinaus und lachten derartig, dass die Nachbarn immer dachten: Apotheker Ringelhuth und sein Neffe sind leider wahnsinnig geworden.

            Na ja, sie liefen also die Gracisstrasse lang, und der Onkel sagte gerade: »Was ist denn mit dir heute los?« Da zupfte ihn jemand am Jackett. Und als sich beide umdrehten, stand ein großes, schwarzes Pferd vor ihnen und fragte höflich: »Haben Sie vielleicht zufällig ein Stück Zucker bei sich?«

            Konrad und der Onkel schüttelten die Köpfe. »Dann entschuldigen Sie bitte die Störung«, meinte das große schwarze Pferd, zog seinen Strohhut und wollte gehen. Onkel Ringelhuth griff in die Tasche und fragte: »Kann ich Ihnen mit einer Zigarette dienen?«

            »Danke, nein«, sagte das Pferd traurig, »ich bin Nichtraucher.« Es verbeugte sich förmlich, trabte dem Albertplatz zu, blieb vor einem Delikatessengeschäft stehen und ließ die Zunge aus dem Maul hängen.

            »Wir hätten den Gaul zum Essen einladen sollen«, meinte der Onkel. »Sicher hat er Hunger.« Dann sah er den Neffen von der Seite an und sprach: »Konrad, wo brennt’s? Du hörst ja gar nicht zu!«

            »Ach, ich hab’ einen Aufsatz über die Südsee auf.«

            »Über die Südsee?« rief der Onkel. »Das ist aber peinlich.«

            »Entsetzlich ist es«, sagte Konrad. »Alle, die gut rechnen können, haben die Südsee auf. Weil wir keine Fantasie hätten! Die anderen sollen den Bau eines vierstöckigen Hauses beschreiben. So was ist natürlich eine Kinderei gegen die Südsee. Aber das hat man davon, dass man gut rechnen kann.«

            »Du hast zwar keine Fantasie, mein Lieber«, erklärte Onkel Ringelhuth, »doch du hast mich zum Onkel, und das ist genauso gut. Wir werden deinem Herrn Lehrer eine Südsee hinlegen, die sich gewaschen hat.«

            Dann trat er mit dem einen Fuß auf die Straße, mit dem anderen blieb er oben auf dem Bürgersteig, und so humpelte er neben seinem Neffen her. Konrad war auch nur ein Mensch. Er wurde vergnügt. Als sie beim Onkel angekommen waren, setzten sie sich gleich zu Tisch. Es hab gehackten Speckkuchen und ein bisschen Fleischsalat mit Himbeersaft.

            Nach dem Essen guckten sie erst ein gute Viertelstunde aus dem Fenster und warteten, dass ihnen schlecht würde. Aber es wurde nichts daraus. Und dann klingelte es. Der Junge rannte hinaus, öffnete und kam blass zurück.

            »Das große schwarze Pferd steht draußen«, flüsterte er.

            »Herein damit!« befahl Onkel Ringelhuth. Und der Neffe ließ das Tier eintreten. Es zog den Strohhut und fragte: »Stör’ ich?«

            »Kein Gedanke!« rief der Onkel. »Bitte nehmen Sie Platz.«

            »Ich stehe lieber«, sagte das Pferd. »Fassen Sie das nicht als Unhöflichkeit auf, aber wir Pferde sind zum Sitzen nicht eingerichtet.«

            »Ganz wie Sie wünschen«, meinte der Onkel. »Darf ich fragen, was uns die Ehre Ihres Besuches verschafft?«

            Das Pferd blickte die beiden mit seinen großen ernsten Augen verlegen an. »Sie waren mir von allem Anfang an so sympathisch«, sagte es.

            »Ganz unsererseits«, erwiderte Konrad und verbeugte sich. »Haben Sie übrigens immer noch Appetit auf Würfelzucker?« Er wartete keine Antwort ab, sondern sprang in die Küche, holte die Zuckerdose ins Zimmer, legte ein Stück Zucker nach dem anderen auf die Handfläche, und das Pferd fraß, ohne abzusetzen, zirka ein halbes Pfund.

            Dann atmete es erleichtert auf und sagte: »Donnerwetter noch mal, das wurde aber höchste Zeit! Besten Dank, meine Herren. Gestatten sie, dass ich mit vorstelle, ich heiße Negro Kaballo! Ich trat bis Ende April im Zirkus Sarrasani als Rollschuh-Nummer auf. Dann wurde ich aber entlassen und habe seitdem nichts mehr verdient.«

            »Ja, ja«, sagte Onkel Ringelhuth, »es geht den Pferden wie den Menschen.«

            »Sie sind ein netter Mensch«, sagte das Pferd gerührt und schlug ihm mit dem linken Vorderhuf auf die Schulter, dass es nur so krachte.

            »Aua!« brüllte Ringelhuth. Konrad drohte dem Rappen mit dem Finger. »Wenn Sie mir meinen Onkel kaputt machen«, rief er, »kriegen Sie’s mit mir zu tun!«

            Das Pferd schob die Oberlippe zurück, dass man das weiße Gebiss sehen konnte, und lachte lautlos in sich hinein. Dann entschuldigte es sich vielmals. Es sei nicht so gemeint gewesen.

            »Schon gut«, sagte Onkel Ringelhuth und rieb sich das Schlüsselbein. »Aber das nächste Mal müssen Sie etwas vorsichtiger sein, geschätzter Negro Kaballo. Ich bin keine Pferdenatur.«

            »Ich werde aufpassen«, versprach der Rappe, »so wahr ich der beste internationale Rollschuh-Akteur unter den Säugetieren bin!«

            Und dann guckten sie alle drei zum Fenster hinaus. Das Pferd bekam, als es auf die Straße hinuntersah, plötzlich einen Schwindelanfall, wurde vor Schreck blass und klappte die Augendeckel zu. Erst als Konrad meinte, es solle sich was schämen, machte es die Augen langsam wieder auf.

            »Kippen Sie bloß nicht aus dem Fenster«, warnte Rungelhuth. »Das fehlte gerade noch, dass ein Pferd aus meiner Wohnung auf die Johann-Mayer-Straße runter fällt!«

            Negro Kaballo sagte: »Wissen Sie, unsereins hat so selten Gelegenheit, aus dem dritten Stockwerk zu sehen. Aber jetzt geht es schon wieder. Trotzdem wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie mich in die Mitte nehmen wollten. Besser ist besser.«

            Das Pferd postierte sich nun also zwischen Onkel und Konrad, streckte den Kopf weit aus dem Fenster und fraß vom Balkon des Nachbarn zwei Fuchsien und eine Begonie samt Stumpf und Stiel. Nur die Blumentöpfe ließ es freundlicherweise übrig.

            Und dann spazierten sie ins Zimmer zurück und spielten zu dritt Dichterquartett. Das Pferd gewann. Es kannte alle klassischen Namen und Werke auswendig.

            Onkel Ringelhuth hingegen versagte völlig. Als Apotheker, der er war, wusste er zwar was für Krankheiten die Dichter gehabt und womit sie kuriert worden und woran sie gestorben waren. Aber ihre Romane und Dramen hatte er samt und sonders verschwitzt. Es ist kaum zu glauben: doch er behauptete tatsächlich, Schillers »Lied von der Glocke« sei von Goethe!

            Mit einem Mal sprang Konrad hoch, warf seine Quartettkarten auf den Tisch, rannte zum Bücherschrank, riss die Tür auf, holte ein dickes Buch aus der obersten Reihe, setzte sich auf den Teppich und blätterte aufgeregt.

            »Möchten Sie meinen Neffen mal mit einem wohlgezielten Hufschlag aus seinem Anzug stoßen?« fragte Ringelhuth seinen vierbeinigen Gast. Da trottete das Pferd zu Konrad hinüber, packte ihn mit den Zähnen an seinem Kragen und hob ihn hoch in die Luft.

            Konrad aber merkte gar nicht, dass er nicht mehr auf dem Teppich saß. Sondern er blätterte, obwohl ihn das Pferd in die Luft hielt, nach wie vor in dem Buch und zog große Sorgenfalten.

            »Ich kann sie nicht finden, Onkel«, sagte er plötzlich.

            »Wen?« fragte Ringelhuth. »Die Minna von Bornhom?«

            »Die Südsee«, sagte Konrad.

            »Die Südsee?« fragte das Pferd erstaunt. Weil es aber beim Reden das Maul aufmachen musste, fiel Konrad mit Getöse aufs Parkett.

            »Ja, was machen wir bloß mit dieser Südsee?« Ringelhuth wandte sich zu dem Pferd. »Mein Neffe muss nämlich bis morgen einen Aufsatz über die Südsee schreiben.«

            »Weil ich gut rechnen kann«, erläuterte Konrad missvergnügt. Das Pferd überlegte einen Augenblick. Dann fragte es den Onkel, ob er am Nachmittag Zeit habe.

            »Klar«, sagte Ringelhuth, »donnerstags habe ich in meiner Apotheke Nachtdienst.«

            »Ausgezeichnet«, rief Negro Kaballo, »da gehen wir rasch mal hin!«

            »In die Apotheke?« fragten Konrad und der Onkel wie aus einem Munde.

            »Auch wo«, sagte das Pferd, »in die Südsee natürlich.” Und dann fragte es: »Herr Ringelhuth, befindet sich auf Ihrem Korridor ein großer geschnitzter Schrank? Es soll ein Schrank aus dem fünfzehnten Jahrhundert sein.«

            »Und wenn dem so wäre«, sagte Ringelhuth, »was um alles in der Welt hat so ein alter Schrank mit der Südsee zu tun?«

            »Wir müssen in diesen Schrank hineingehen und dann immer geradeaus. In knapp zwei Stunden sind wir an der Südsee«, erklärte das Pferd.

            »Machen Sie keine faulen Witze!« bat Onkel Ringelhuth. Konrad aber raste wie angestochen in den Korridor hinaus, öffnete die knarrenden Türen des alten großen Schrankes, der dort stand, kletterte hinein und kam nicht wieder zu Vorschein.

            »Konrad!« rief der Onkel. »Konrad, du Lausejunge!« Aber der Neffe gab keinen Laut von sich. »Ich werde verrückt«, versicherte der Onkel. »Warum antwortet der Bengel nicht?«

            »Er ist sicher schon unterwegs«, sagte das Pferd. Da kannte Ringelhuth kein Halten mehr. Er rannte zum Schrank, blickte hinein und rief: »Wahrhaftig, der Schrank hat keine Rückwand!«

            Das Pferd, das ihm gefolgt war, meinte vorwurfsvoll: »Wie konnten Sie daran zweifeln? Klettern Sie nur auch hinein!«

            »Bitte nach Ihnen« sagte Onkel Ringelhuth, »ich bin hier zu Hause.«

            Das Pferd setzte also die Vorderhufe in den Schrank. Ringelhuth schob aus Leibeskräften, bis der Gaul im Schrank verschwunden war. Dann kletterte der Onkel ebenfalls ächzend hinterher und sagte verzweifelt: »Das kann ja gut werden.«

            Der 35. Mai – Erich Kästner – Fantasie Märchen

            Autor*in: Erich Kästner

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              Es war am 35. Mai. Und da ist es natürlich kein Wunder, dass sich Onkel Ringelhuth über nichts wunderte. Wäre ihm, was ihm heute zustoßen sollte, auch nur eine Woche früher passiert, er hätte bestimmt gedacht, bei ihm oder am Globus seien zwei bis drei Schrauben locker. Aber am 35. Mai muss der Mensch auf das Äußerste gefasst sein.

              Traum hinter Gittern - Scharrelmann

              Traum hinter Gittern – Wilhelm Scharrelmann – Fabel
              Traum hinter Gittern   

              Traum hinter Gittern – Wilhelm Scharrelmann – Fabel - Im Zoo


              In einem der größten und festesten Zwinger des Tiergartens wanderte ein längst unverträglich gewordener alter Eisbär, einer der stärksten, die man in zoologischen Gärten jemals gehegt hatte, täglich von früh bis spät hinter den rostigen Stangen seines Käfigs hin und her.

              »Welch unnütze Kraftverschwendung!« wunderte sich ein junges Walross, das erst vor kurzem eingeliefert worden war. Glaubte vielleicht der alte Räuber da drüben, im Gitter seines Zwingers unverhofft noch eine Lücke zu entdecken, um sich zu befreien und sich dann auf die Tiere seiner Umgebung stürzen zu können?

              Besorgt fragte das junge Walross einen der älteren Genossen seines Beckens danach.

              »Nein, das Gitter ist fest genug, und für so töricht musst du auch den Bären nicht halten!« bekam es zur Antwort. »Seine Ruhelosigkeit ist nur eine Erinnerung an die Weite des Ozeans und die Unendlichkeit der Schneefelder, deren Gebieter er einmal war. So kann er bei seinem Umherwandern glauben, noch so unbehindert zu sein wie früher.«

              »Die Gefangenschaft hätte ihn wohl sonst längst trübsinnig gemacht, ja, vielleicht schon getötet. Sag nicht, dass es unmöglich ist, von einer Einbildung zu leben. Viele von uns müssen es, wenn sie nicht zugrunde gehen wollen.«

              »Ja, wir haben alle keine große Auswahl in den Mitteln, die uns helfen können, unser Schicksal etwas leichter zu ertragen. Eine glückliche Illusion hilft daher über unser trauriges Schicksal hinweg und ist vielleicht nicht das Schlechteste!«

              Das junge Walross glaubte nicht richtig verstanden zu haben. »Eine Illusion? Soll ich unser Wasserbecken hier vielleicht auch für das Polarmeer halten?» fragte es spöttisch.

              »Wenn du es vermagst, warum denn nicht?« erwiderte das alte Walross ernst. »Vielleicht würde es dir auch helfen, den alten Einsiedler da drüben besser zu verstehen und nicht nur zu belächeln.«

              »Der Weg zum Verständnis anderer führt immer erst durch die Einsicht, die wir in unser eigenes Wesen gewinnen.«

              Traum hinter Gittern – Wilhelm Scharrelmann – Fabel - Einsicht - Zoo

              Autor*in: Wilhelm Scharrelmann

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                In einem der größten und festesten Zwinger des Tiergartens wanderte ein längst unverträglich gewordener alter Eisbär, einer der stärksten, die man in zoologischen Gärten jemals gehegt hatte, täglich von früh bis spät hinter den rostigen Stangen seines Käfigs hin und her.

                Körper - Ausdruck der Seele

                Körper als Ausdruck der Seele – R.M.F – Alltagspsychologie
                Körper - Ausdruck der Seele   

                Körper - Ausdruck der Seele – R.M.F – Alltagspsychologie 


                Von der Seele des Menschen sprachen wir, ihrer Struktur, ihren Trieben und Anlagen, und doch könnte jemand behaupten, dass wir von der Seele wie die Blinden von der Farbe redeten, da doch niemand eine Seele je gesehen oder getastet habe.

                Weiter könnte behauptet werden, dass die Seele, falls überhaupt vorhanden, doch im Dunkeln der knochenumschlossenen Hirnschale hause und uns ewig unzugänglich sei. Denn öffneten wir die Schädeldecke, so seinen Leben und Seele bereits entwichen!

                Wir erwidern darauf, dass es nicht nötig ist, die Schädeldecke zu sprengen, um die Seele zu sehen, dass wir vielmehr überall Seele sehen: in jedem Lächeln, jeder Handbewegung, jedem Blick und jedem Schritt offenbart sich die Seele. Ja sie redet gleich einem Echo auch aus toten Dingen, die uns umgeben, aus den Kleidern, die wir tragen, aus den Möbeln unserer Wohnung und aus den Straßen unserer Städte.

                Man muss nur Ohren haben für die Sprache der Seele, diese Sprache, die oft Kinder besser verstehen als Erwachsene, diese Sprache, deren Grammatik niemand geschrieben hat, diese Sprache ohne Worte, die wir alle unablässig sprechen, oft ohne es zu ahnen, ja mitunter auch gegen unseren Willen.

                Es soll hier keine ausführliche Grammatik dieser Sprache der Seele geschrieben, sondern nur ein wenig versucht werden, den Sinn auf sie zu richten.

                Schon einmal haben wir die Meinung derer zurück gewiesen, die da glaubten, die Seele wohne im Körper wie ein Dachs in seinem Bau oder ein Kern in einer Zwetschge. Nicht weniger töricht ist die Meinung derer, die im Körper eine Art Gefängnis der Seele sehen, mit dem sie so wenig zu tun hat, wie ein Adler mit einer Klippe, auf der er sich für eine Sekunde niederlässt.

                Für uns sind Körper wie Seele Formen des in ihnen beiden sich auswirkenden einheitlichen Lebens, und wenn wir auch niemals sagen, der Körper sei Seele oder die Seele sei Leib, so wissen wir doch, dass das gleiche Leben, das sich aufleuchtend im Bewusstsein als Seele offenbart, zugleich als Bewegung des Körpers in Erscheinung tritt.

                Um ein Gleichnis (ich betone: ein Gleichnis) zu gebrauchen: wie derselbe Strahl sich einerseits als Wellenbewegung des Kosmos und andererseits als Licht offenbart.

                Daher ist es nicht sinnlos zu sagen, dass die Seele bis in die Fingerspitzen hinein rage, wie es nicht sinnlos ist zu sagen, dass der Geist Fleisch wurde, wobei wir unter Fleisch nicht solches Fleisch verstehen, wie es Metzger kiloweise verkaufen.

                Wer da glaubt, den lebendigen Menschen in Körper und Seele einteilen zu können, der zerstört eine letzte unfassbare Einheit, wie ja auch ein in Kopf und Rumpf zerschnittener Mensch auch kein Mensch mehr ist, sondern eine zerstückelte Leiche.

                Ein Mensch ist uns nur der lebendige oder, wenn man so will, der beseelte Körper, und die Seele kennen wir nur als sich offenbarend im Leben des Körpers oder durch den Körper hinaus wirkend in die Umwelt.

                Und die Seele offenbart sich immer, selbst noch im Schlaf, wenn auch hier weniger deutlich. Sie kann gar nicht anders, als sich körperlich offenbaren; denn die körperlichen Bewegungen sind so notwendig für das Leben der Seele wie die Schwingungen der Saiten eines Instruments für das Ertönen einer Sonate.

                Daher braucht es kein besonderes Organ, um die Seele wahrzunehmen. Wir sehen sie im Zucken des Menschen oder im Augenaufschlag, wir hören sie im Ton der Stimme oder im Schritt der Füße. Wie fühlen sie am Zittern der Hand des Freundes oder der Freundin, die in der unseren ruht.

                Freilich mit der Netzhaut allein sehen wir sie nicht, noch hören wir sie mit dem Trommelfell, es gehört Seele dazu, um Seele wahrzunehmen, eine Seele, die wieder in einem Körper lebt.

                Es ist ebenfalls als Gleichnis anzusehen, wenn wir sagen, dass nur dann ein anderes Herz verstanden wird, wenn das eigene den gleichen Rhythmus pocht und dass nur der Mensch die Träne des anderen ganz versteht, dem selbst ein Träne aufsteigt.

                Wir sind gleichsam (ich betone: gleichsam) empfindliche Antennen, die jene drahtlosen Kundgebungen auffangen, die zugleich mit Luft- und Ätherwellen in uns übergehen, wenn wir andere hören oder sehen. Diese Kundgebungen teilen sich uns mit und realisieren sich in uns, wie die Saite einer Laute an der Wand zu klingen beginnt, wenn im Zimmer gleichgestimmte Saiten angeschlagen werden.

                Wir senden mit unserem Körper nicht nur selbst unablässig Signale in die Welt, unser Körper ist auch ein Resonator, der beständig solche von anderen Körpern ausgehende Signale aufnimmt.

                In diesem doppelten Sinn betrachten wir den Körper als »Instrument der Seele«.

                Körper als Ausdruck der Seele – R.M.F – Alltagspsychologie - Psychologie

                Autor*in: R.M.F

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                  Vergangenheit Gegenwart Zukunft

                  Vergangenheit Gegenwart Zukunft – Augustinus
                  Vergangenheit - Gegenwart - Zukunft 

                  Vergangenheit Gegenwart Zukunft – Augustinus 


                  Aber wie vermindert und verzehrt sich die Zukunft, die doch noch gar nicht ist!

                  Oder wie nimmt die Vergangenheit, die nicht mehr ist, zu, außer weil im Geist, durch den jenes geschieht, ein dreifaches ist?

                  Das Übergeordnete erwartet, nimmt wahr und erinnert sich, und so, dass das von ihm Erwartete durch seine Wahrnehmung hindurch in Erinnerung bei ihm übergeht.

                  Wer leugnet noch, dass das Zukünftige noch nicht sei? Allein es ist doch bereits die Erwartung des Zukünftigen im Geist!

                  Und wer leugnet, dass das Vergangene nicht mehr sei? Allein im Geist ist doch noch die Erinnerung daran.

                  Wer leugnet, dass die Gegenwart keine Dauer habe, weil sie sofort vergeht? Allein es dauert doch die Wahrnehmung, durch welche der Vergangenheit anheim fallen soll, was heran kommen wird.

                  Also ist nicht die Zukunft lang, die ja nicht ist, sondern eine lange Zukunft nennen wir eine lange Erwartung der Zukunft.

                  Ebenso ist nicht lang die Vergangenheit, die nicht mehr ist, sondern lang vergangen nennen wir das, dessen die Menschen sich lange erinnern.

                  Ich will einen Gesang vortragen, den ich kenne:

                  Bevor ich anfange, erstreckt sich meine Erwartung auf das Ganze. Wenn ich aber angefangen habe, erstreckt sich, was ich davon bereits der Vergangenheit zugeführt habe, innerhalb meines Gedächtnisses, und so dehnt sich die Dauer dieser meiner Handlung über das Gedächtnis aus in Hinsicht auf das, was ich gesagt habe, über die Erwartung aber in Hinsicht auf das, was ich noch sagen will. Gegenwärtig dagegen ist mein Aufmerken, wodurch das, was zukünftig war, der Vergangenheit übermittelt wird.

                  Je mehr dies geschieht, um so mehr nimmt die Erwartung ab und die Erinnerung zu, bis die ganze Erwartung sich erschöpft, weil die Handlung völlig beendigt und in die Erinnerung übergegangen ist.

                  Und wie mit dem ganzen Lied, so geschieht es mit seinen einzelnen Teilen, so mit seinen einzelnen Silben. So auch bei einer längeren Handlung, von der jenes Lied vielleicht nur ein kleiner Teil ist.

                  So ist es mit dem ganzen Leben des Menschen, von dem alle seine Handlungen nur Teile sind, so endlich mit dem Sein des ganzen Menschengeschlechtes, dessen Teile die Lebenszeit der einzelnen Menschen ausmacht.

                  Vergangenheit Gegenwart Zukunft – Essay - Augustinus


                  Autor*in: Augustinus

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                    Aber wie vermindert und verzehrt sich die Zukunft, die doch noch gar nicht ist! Oder wie nimmt die Vergangenheit, die nicht mehr ist, zu, außer weil im Geist, durch den jenes geschieht, ein dreifaches ist?

                    Gefahren des Meeres - Lorenz Keiser

                    Gefahren des Meeres – Lorenz Keiser - Satire
                    Gefahren des Meeres  

                    Gefahren des Meeres – Lorenz Keiser - Satire 


                    Beim Reisen lauern die Gefahren allerorten. Nicht nur zu Land und in der Luft, sondern, was man leicht vergisst, auch im Meer, wo wir uns arglos tummeln.

                    Das Meer existiert schon eine unendlich lange Zeit. Ich kann mich jedenfalls erinnern, dass wir schon ans Meer gefahren sind, als ich noch ein Kind war. Evolutionsgeschichtler sagen, dass es bereits vor dem Land da war und dass auch der Mensch eigentlich aus dem Meer kommt.

                    Was der Mensch dort getan hat, weiß ich nicht, und weshalb er heraus gekommen ist, ist mir völlig unerklärlich. Wäre er geblieben, müsste er nicht jedes Jahr wieder hinfahren.

                    Einigermaßen gesichert ist lediglich die Tatsache, dass sich der Mensch im Meer nicht gerade gut aufgeführt hat, denn noch heute hat er viele Feinde dort. Zu diesen zählen zum Beispiel die Seeigel.

                    Der Seeigel ist ein seltsames Tier, das davon lebt, harmlose Badende in die Füße zu stechen. Seine Stacheln bohren sich tief ins Fleisch, brechen dort ab und verunmöglichen für den Rest der Ferien jeden ausgewogenen Stand.

                    Dem Seeigel kann man ausweichen, indem man das Meer weder zu Fuß noch an flachen Stellen betritt. Das nützt jedoch meist nicht viel, denn der Seeigel aktiviert in diesem Fall seinen Komplizen, die Wandermuschel. Diese hat sich auf kopfspringende Badende spezialisiert und übernimmt dabei das hinterrückse und schmerzhafte Schneiden in die Finger.

                    Das Evolution History Centre in Wyoming hat gezeigt, dass vor mehreren tausend Jahren aus einer Kreuzung von Seeigeln und Wandermuschel mit großer Wahrscheinlichkeit die gemeine Krankenhausschwester (soror hospitalis) hervorgegangen ist.

                    Ebenfalls stark gesundheitsgefährdend kann es sein, Fisch aus dem Meer zu essen, wenn dieser nicht mehr ganz frisch ist. Die Folge ist eine Lebensmittelvergiftung, die nicht selten einen ernsten Ausgang nimmt.

                    Keinen Einfluss hat die Frische des Tieres beim umgekehrten Vorgang, wenn man von einem Fisch gegessen wird. Dennoch kann man sagen, dass dies der Gesundheit auf jeden Fall abträglich ist und deshalb vermieden werden sollte.

                    Eine weitere Gefahr im Zusammenhang mit dem Meer stellt die Qualle dar. Die Qualle ist ein heimtückisches Lebewesen, das abwechslungsweise als Polyp oder als Qualle zur Welt kommt. Wenn die Eltern Polypen waren, sind die Kinder Quallen und umgekehrt.

                    Es ist schwierig zu erklären, wie das genau vor sich geht, am besten stellt man sich das ähnlich vor wie bei den Menschen: Wenn die Eltern Politiker sind, werden die Kinder Punks.

                    Genau wie die Punks sind auch die Quallen eine eher unangenehme Erscheinung. Sie gehören zu den Hohltieren, genauer gesagt zum Stamm des Nesseltiere, und sind wahrscheinlich die Vorfahren der Brennesseln, die seinerzeit mit dem Menschen das Wasser verlassen haben, um ihn auch auf dem Land zu verfolgen.

                    Die Jagdgründe der Quallen sind die küstennahen Gebiete des Meeres, wo sie Plankton verdauen und auf Touristen warten. Nähert sich ein Tourist, so lädt die Qualle all ihre Nesselzellen durch und trachtet danach, ihn zu berühren.

                    Dies ist zweifelsfrei eine Art chemische Kampfführung, deren sich die Internationale Abrüstungskonferenz schon verschiedentlich angenommen hat. Ohne Erfolg jedoch, denn die Quallen boykottieren jeden Beschluss der Konferenz, da sie selbst nicht in ihr vertreten sind.

                    Seit Jahren machen die Quallen mit der Begründung, sie seien auch Hohltiere, einen Anspruch auf zwölf Sitze geltend, der aber kategorisch abgelehnt wird. So ist in dieser Frage für die nächsten Jahrhunderte kein Fortschritt in Sicht, was für die Internationale Abrüstungskonferenz nicht weiter bemerkenswert ist und nur bedeutet, dass sich der Badende selbst gegen die Unbill des Meeres vorsehen muss.

                    Wie aber kann er dies tun? Wenn Sie Ihren Arzt fragen, wird er Ihnen kaum eine befriedigende Antwort geben können. Wir stehen hier vor einem Paradebeispiel, wie die moderne, quantifizierbare Wissenschaft all unsere traditionalistische, medizinische Kenntnis zugedeckt und verschüttet hat.

                    Diese Kenntnis freilich müssen wir nun wieder frei legen, indem wir zu unseren Wurzeln oder, wie man in Deutschland sagt, zu unseren roots vorstoßen. Das Ziel ist, in Erfahrung zu bringen, was wir gegen Seeigel, Quallen und Fische unternommen haben, als wir noch im Meer lebten. Dies erreichen wir mit Hilfe einer einfachen Reinkarnations-Trance.

                    Die Reinkarnations-Trance beruht auf dem Wissen, dass wir alle schon viele Male auf der Welt waren, als Katze, als Vogel oder als Ananas, und dass wir noch viele Male hierher zurückkehren werden.

                    In diese Reinkarnations-Trance, in der sich das Unterbewusstsein unseres früheren Lebens erinnert, lassen wir uns von einem Hypnotiseur gegen ein kleines Entgelt von einigen hundert Euro versetzen, oder aber wir bringen uns selbst in diesen Zustand.

                    Dazu leben wir uns am helllichten Tag aufs Bett, lassen ein bisschen laut sehr heiße Musik laufen und betrachten ein Bild eines deutschen Politikers oder einer Politikerin. Sofort schlafen wir ein.

                    Vor unserem geistigen Auge erscheint eine rundliche Person mit einem seltsamen seitlichen Gang, einer Haut so braun wie gegerbtes Leder und Haaren so schwarz wie verbranntes Brot. Es riecht penetrant. Wir sind ein Parfumfläschchen zur Zeit Tutenchamuns.

                    Sofort aufwachen, das bringt uns nicht weiter! Wir stellen den Backofen ab und wagen einen neuen Versuch.

                    Diesmal reisen wir in die Zukunft. Alles ist giftig-blau, überall sind tote Quallen und Seeigel. Demnach werden wir, wie abertausend andere auch, als leckeres Frutti di Mare wiedergeboren werden.

                    Glücklich erwachen wir, im Wissen, dass der Mensch den Kampf gegen seine Feinde im Meer gewinnen wird.

                    Gefahren des Meeres – Lorenz Keiser - Satire


                    Autor*in: Lorenz Keiser

                    Bewertung des Redakteurs:

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                      Beim Reisen lauern die Gefahren allerorten. Nicht nur zu Land und in der Luft, sondern, was man leicht vergisst, auch im Meer, wo wir uns arglos tummeln. Das Meer existiert schon eine unendlich lange Zeit. Ich kann mich jedenfalls erinnern, dass wir schon ans Meer gefahren sind, als ich noch ein Kind war.