Februar 2015 | AVENTIN Blog --

Vom Werden und Entstehen

Vom Werden und Entstehen – Laotse – Aufmerksamkeit
Vom Werden und Entstehen 

Vom Werden und Entstehen – Laotse – Aufmerksamkeit


Was noch ruhig ist, kann in Ruhe erhalten werden. Was noch nicht zum Vorschein kam, kann leicht verhütet werden.

Was noch schwach ist, kann leicht zerbrochen werden. Wovon es noch wenig gibt, das kann leicht verstreut werden.

Sorget um die Dinge, bevor sie bestehen. Schafft Ordnung, bevor die Unordnung beginnt.

Der dicke Baum entstand aus einer dünnen Rute. Ein neunstöckiger Turm fing mit dem Legen kleiner Ziegelsteine an. Eine Reise von tausend Meilen beginnt mit einem Schritt.

Seit aufmerksam bis zum Ende, wie ihr im Anfang wart, und ihr werdet das Unternommene vollenden.

Vom Werden und Entstehen - Laotse - Aufmerksamkeit

Autor*in: Laotse

Bewertung des Redakteurs:

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    Was noch ruhig ist, kann in Ruhe erhalten werden. Was noch nicht zum Vorschein kam, kann leicht verhütet werden. Was noch schwach ist, kann leicht zerbrochen werden. Wovon es noch wenig gibt, das kann leicht verstreut werden.

    Über die Macht der Liebe - Novelle

    Über die Macht der Liebe – Novelle von Iwan S. Turgenew
    Über die Macht der Liebe 

    Über die Macht der Liebe – Novelle von Iwan S. Turgenew 


    Auf der Heimkehr von der Jagd durchschritt ich die Gartenallee. Mein Hund lief vor mir her. Plötzlich hemmte er seinen Lauf und begann zu schleichen, gleich als wittere er vor sich ein Wild.

    Ich blickte die Allee hinunter und gewahrte einen jungen Sperling mit gelb gerandetem Schnabel und Flaum auf dem Köpfchen. Er war aus dem Nest gefallen – heftiger Wind schüttelte die Birken der Allee – und hockte unbeweglich, hilflos seine kaum hervor gesprossenen Flügel ausstreckend.

    Langsam näherte mein Hund sich ihm, als plötzlich, von einem nahen Baum sich herabstürzend, der alte schwarzbrüstige Sperling wie ein Stein gerade vor seine Schnauze zu Boden fiel – und völlig zerzaust, verstört, mit verzweifeltem, kläglichem Gezeter mehrmals gegen den scharfgezahnten, geöffneten Rachen lossprang.

    Er warf sich über sein Junges, um es zu retten, mit dem eigenen Leib wollte er es schützen … doch sein ganzer kleiner Körper bebte vor Schrecken, sein Stimmchen klang wild und heiser, Betäubung erfasste ihn, er opferte sich selbst.

    Als welch riesengroßes Untier musste ihm der Hund erscheinen! Und dennoch hatte er nicht auf seinem hohen, sicheren Ast zu bleiben vermocht. … Eine Macht, stärker als sein Wille, riss ihn von dort herab.

    Mein Hund hielt inne, wich zurück. … Sichtlich begriff auch er diese Macht. Schnell rief ich den Verblüfften zurück – und entfernte mich. Ehrfurcht im Herzen.

    Ehrfurcht empfand ich vor diesem kleinen heldenmütigen Vogel, vor der überströmenden Kraft seiner Liebe. Die Liebe, dachte ich, ist stärker als der Tod und seine Schrecken. Die Liebe allein erhält und bewegt unser ganzes Leben.

    Über die Macht der Liebe – Iwan Sergejewitsch Turgenew - Story

    Autor*in: Iwan S. Turgenew

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      Auf der Heimkehr von der Jagd durchschritt ich die Gartenallee. Mein Hund lief vor mir her. Plötzlich hemmte er seinen Lauf und begann zu schleichen, gleich als wittere er vor sich ein Wild. Ich blickte die Allee hinunter und gewahrte einen jungen Sperling mit gelb gerandetem Schnabel und Flaum auf dem Köpfchen. Er war aus dem Nest gefallen...

      Tiger und Löwe - Die Wahl


      Tiger und Löwe - Die Wahl zum König der Tiere - Versprechen
      Tiger und Löwe 

      Tiger und Löwe - Die Wahl zum König der Tiere - Versprechen


      Als der König der Tiere neu gewählt werden sollte, sah es so aus, als würde diesmal der Tiger gewinnen. 

      Da versprach der Löwe großzügig seinen Untertanen noch reichere Beute und für jeden größere Anteile davon, schönere Wohnungen und bessere Schulen.

      Das gefiel allen – sie wählten ihn wieder.

      Aber als die Versprechungen dann nicht eingelöst wurden, erinnerten Unerschrockene seine Majestät eindringlich auf seine Worte. 

      »Unmögliches kann auch ich nicht halten«, meinte der Löwe abweisend. »Das müsst ihr doch verstehen!«

      Nach einigem Nachdenken gelang das dann auch vielen den König wieder zu verstehen – und sie huldigten ihm wie zuvor und betrachteten ihn weiterhin als ihren erhabenen Herrscher.

      Tiger und Löwe - Die Wahl zum König der Tiere - Versprechen - Aesop Fabel

      Autor*in: Aesop

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        Als der König der Tiere neu gewählt werden sollte, sah es so aus, als würde diesmal der Tiger gewinnen. Da versprach der Löwe großzügig seinen Untertanen noch reichere Beute und für jeden größere Anteile davon, schönere Wohnungen und bessere Schulen. Das gefiel allen – sie wählten ihn wieder.

        Büffel- oder Ziegenbraten - Fabel

        Büffel- oder Ziegenbraten - Fabel Indonesien - Entscheidung
        Büffel oder Ziegenbraten  

        Büffel- oder Ziegenbraten - Fabel Indonesien - Entscheidung 


        Ein Indonesier erhielt für den gleichen Tag zwei Einladungen. Ein Freund an der Flussmündung veranstaltete ein Ziegenschlachtfest und ein anderer am Oberlauf des Wassers versprach Büffelbraten und leckeren Klebereis.

        »Wohin gehe ich nun?«, sprach der Geladene zu sich selbst und schnalzte mit der Zunge, denn Ziegenfleisch war sein Lieblingsessen. Auf Büffelbraten mit Klebereis wollte er aber auch nicht verzichten. Nachdem er lange hin und her überlegt hatte, schritt er endlich flussaufwärts.

        Nach einer Stunde aber hielt er inne und sagte zu sich: »Ein Büffel ist ein gewaltiges Tier, das nicht so rasch verzehrt werden kann. Da komme ich später immer noch zurecht. Ich nehme also zunächst den süßen Ziegenbraten als Vorgericht.« So wendete er und lief der Mündung zu.

        Als er nach einem langen Marsch das Dorf des Freundes erreicht hatte, begegnete ihm eine lustige Gruppe von Menschen, und er fragte sie, woher sie kämen. »Vom herrlichen Ziegenschlachtfest – es ist eben vorüber -, wir sind satt und fröhlich!«

        Da bekam der Mann einen großen Schreck, machte kehrt und eilte spornstreichs zum Dorf am Oberlauf. »Da werde ich mich dann eben am Büffelfleisch mit Klebereis doppelt schadlos halten. Und die Anstrengung gibt guten Hunger!«

        Endlich gelangte er schweißbedeckt am Ziel an. Rings um die Hütte des Freundes duftete es wundervoll nach Büffelbraten und Klebereis; doch drinnen war es merkwürdig still.

        Da trat auch schon der Gastgeber heraus, freudig rot im Gesicht, und rief verwundert: »Warum kommst du so spät mein Freund? Die Geladenen sind eben fortgegangen und alles ist aufgegessen worden.«

        Büffel- oder Ziegenbraten - Entscheidung - Fabel aus Indonesien - Chance - 

        Autor*in: Fabel aus Indonesien

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          Ein Indonesier erhielt für den gleichen Tag zwei Einladungen. Ein Freund an der Flussmündung veranstaltete ein Ziegenschlachtfest und ein anderer am Oberlauf des Wassers versprach Büffelbraten und leckeren Klebereis. »Wohin gehe ich nun?«, sprach der Geladene zu sich selbst und schnalzte mit der Zunge, denn Ziegenfleisch war sein Lieblingsessen.

          Die Frau und die Henne - Fabel

          Die Frau und die Henne - Fabel Aesop - Übertreibung
          Die Frau und die Henne 

          Die Frau und die Henne - Fabel Aesop - Übertreibung 


          Eine Frau hatte eine Henne, die ihr jeden Tag ein Ei legte.

          In der Hoffnung, die Henne werde ihr zweimal am Tag ein Ei legen, wenn sie ihr doppeltes Futter vorwerfe, tat sie dies auch.

          Da wurde die Henne aber so dick und fett, dass sie nicht einmal mehr ein Ei täglich legte.

          Lehre: Jede Übertreibung führt zum Misserfolg.


          Die Frau und die Henne – Aesop Fabel - Übertreibung

          Autor*in: Aesop

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            Eine Frau hatte eine Henne, die ihr jeden Tag ein Ei legte. In der Hoffnung, die Henne werde ihr zweimal am Tag ein Ei legen, wenn sie ihr doppeltes Futter vorwerfe, tat sie dies auch.

            Vom Inneren und Äußeren

            Vom Inneren und Äußeren – Spruch von Samuel Smiles
            Vom Inneren und Äußeren 

            Vom Inneren und Äußeren – Spruch von Samuel Smiles


            Wie die süßeste Frucht
            zuweilen eine raue Schale hat,
            so verbirgt sich oft eine
            freundliche und herzliche Natur
            unter einem rauen Äußeren.

            Samuel Smiles

            Vom Inneren und Äußeren - Erkenntnis - Zitat

            Autor*in: Samuel Smiles

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              Wie die süßeste Frucht zuweilen eine raue Schale hat, so verbirgt sich oft eine freundliche und herzliche Natur unter einem rauen Äußeren. - Samuel Smiles -

              Das gesamte Leben ist Verwandlung

              Das gesamte Leben ist Verwandlung – Marc Aurel
              Das gesamte Leben ist Verwandlung 

              Das gesamte Leben ist Verwandlung – Marc Aurel


              Solltest du dich wirklich vor der Verwandlung fürchten?

              Es geschieht ja nichts in der Welt ohne Verwandlung. Das eigentliche Wesen der Natur ist Verwandlung.

              Man kann kein Wasser wärmen, ohne dass dabei eine Verwandlung des Holzes vor sich geht, die Ernährung ist unmöglich, ohne dass die Speisen sich verwandeln.

              Das gesamte Leben der Welt ist nichts anderes als eine Umwandlung.

              Begreife also, dass deine eigene Verwandlung ganz denselben Sinn hat, dass sie als eine Folge der Natur der Dinge notwendig ist.

              Auf eines muss man nur bedacht sein, dass man nicht irgend etwas der wahren Menschennatur zuwider tue, dass man in allem so handle, wie und wann es jener entspricht.

              Das gesamte Leben ist Verwandlung - Marc Aurel - Weisheit - Umwandlung - Metamorphose 

              Autor*in: Marc Aurel

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                Solltest du dich wirklich vor der Verwandlung fürchten? Es geschieht ja nichts in der Welt ohne Verwandlung. Das eigentliche Wesen der Natur ist Verwandlung. Man kann kein Wasser wärmen, ohne dass dabei eine Verwandlung des Holzes vor sich geht, die Ernährung ist unmöglich, ohne dass die Speisen sich verwandeln.

                Der Hahn und die Mägde - Fabel Aesop

                Der Hahn und die Mägde – Fabel Aesop – Irrtum
                Der Hahn und die Mägde 

                Der Hahn und die Mägde – Aesop Fabel – Irrtum


                Es war einmal eine Witwe, die sehr auf Arbeit aus war. Sie weckte ihre Mägde stets schon sehr früh auf, wenn der erste Hahnenschrei ertönte, und trieb sie an, mit ihrer Arbeit zu beginnen.

                Einmal waren die Mägde der ewigen Plage satt, und weil sie meinten, der Haushahn sei an ihrem Ungemach schuld, da er ihre Herrin immer schon in der Nacht aufweckte, beschlossen sie ihn umzubringen.

                Sobald dies aber geschehen war, wurde es weit ärger. Denn weil die Herrin nun den Hahn nicht mehr krähen hörte, weckte sie die Mägde noch viel früher zur Arbeit auf wie zuvor.

                Der Hahn und die Mägde - Aesop Fabel - Irrtum

                Autor*in: Aesop

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                  Es war einmal eine Witwe, die sehr auf Arbeit aus war. Sie weckte ihre Mägde stets schon sehr früh auf, wenn der erste Hahnenschrei ertönte, und trieb sie an, mit ihrer Arbeit zu beginnen.

                  Der Löwe und die Maus - Der Gegendienst

                  Der Löwe und die Maus - Der Gegendienst - Aesop Fabel
                  Der Löwe und die Maus 

                  Der Löwe und die Maus - Der Gegendienst - Aesop Fabel 


                  Ein paar Mäuse sprangen mutwillig um einen schlafenden Löwen herum, und da er sich nicht rührte, begannen sie sogar auf ihm herumzutanzen.

                  Da wurde er wach und hatte gleich eine von ihnen gepackt. »Ich bitte dich« flehte die Maus, »schone mein Leben, ich will es dir auch gerne mit einem Gegendienst vergelten.« Da musste der Löwe lachen und ließ sie los.

                  Nach einiger Zeit aber verfing sich der Löwe in den Netzen von Jägern und vermochte sich auch mit aller Kraft nicht mehr aus den Schlingen zu befreien.

                  Da kam die Maus herbei gelaufen und nagte mit emsigem Zahn eine von den Schleifen entzwei, eine einzige nur, aber auch die anderen begannen davon aufzugehen, und der Löwe konnte seine Fesseln zerreißen.

                  Lehre: Keiner ist so gering, dass er nicht auch einmal einem Mächtigen zu helfen vermag.


                  Der Löwe und die Maus - Der Gegendienst - Aesop Fabel - Hilfe und Untersützung

                  Autor*in: Aesop

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                    Ein paar Mäuse sprangen mutwillig um einen schlafenden Löwen herum, und da er sich nicht rührte, begannen sie sogar auf ihm herumzutanzen. Da wurde er wach und hatte gleich eine von ihnen gepackt. »Ich bitte dich« flehte die Maus, »schone mein Leben, ich will es dir auch gerne mit einem Gegendienst vergelten.« Da musste der Löwe lachen und ließ sie los.

                    Die Eule und das unwillkommene Lied

                    Die Eule und das unwillkommene Lied - Fabel aus China
                    Die Eule und das unwillkommene Lied 

                    Die Eule und das unwillkommene Lied - Fabel aus China


                    »Wohin des Weges?«, fragte eine Turteltaube eine vorüber fliegende Eule.

                    »Ach, ich möchte auswandern«, antwortete diese. »Ich fliege nach dem Westen.«

                    »Ja, weshalb denn?«, erkundigte sich die Turteltaube.

                    »Den Leuten hier gefällt mein Gesang nicht« erwiderte die Eule betrübt.

                    »Wäre es da nicht besser, du würdest deinen Gesang ändern?«, meinte die Turteltaube. »Bei den Leuten im Westen wird er vielleicht auch keinen Anklang finden.«

                    Lehre: Wer allen gefallen will, verleugnet gerne seine eigene Art.


                    Die Eule und das unwillkommene LiedFabel aus China

                    Autor*in: Fabel aus China

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                      Das gestohlene Schwein - Fabel

                      Das gestohlene Schwein - Fabel aus Italien - Poggio Bracciolini
                      Das gestohlene Schwein 

                      Das gestohlene Schwein - Fabel aus Italien - Poggio Bracciolini 


                      In einer Stadt der Umgebung von Ancona war es Sitte, dass, wer im Winter ein Schwein schlachtete, die ganze Nachbarschaft zum Schmaus einlud.

                      Einer aber, der sich davor gern drücken wollte, fragte seinen Vetter um Rat, wie er das wohl anstellen könnte. Der erwiderte ihm: “Sag nur morgen, dein Schwein ist dir in der Nacht gestohlen worden.”

                      Nun stahl ihm aber der Vetter, ohne dass der andere eine Ahnung davon hatte, in derselben Nacht das Schwein.

                      Wie der Bestohlene am anderen Morgen das Schwein nicht mehr fand, lief er wieder zu seinem Vetter und schrie laut: “Mein Schwein ist mir gestohlen worden!”

                      Da sagte dieser: “Das machst du ganz ausgezeichnet und ganz, wie ich dir es gesagt habe.” Wie der Bestohlene nun wieder und immer wieder die Worte wiederholte und bei Gott schwur, es sei wahr, sagte der Vetter: “Bravo, du verstehst es wirklich ganz prächtig!”

                      Als der Bestohlene nun seine Eidesbeteuerungen abermals erneuerte, meinte der Vetter: “Siehst du, so muss man es machen. Hab ich dir nicht einen guten Rat gegeben?”

                      Lehre: So straft sich Geiz und Lüge, und kommt zum Verlust auch noch der Spott.


                      Das gestohlene Schwein - Fabel von Poggio Bracciolini - Italien - Diebstahl

                      Autor*in: Poggio Bracciolini

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                        Esel Vater und Sohn - Seltsamer Spazierritt

                        Esel Vater und Sohn - Seltsamer Spazierritt - Fabel von Johann Peter Hebel
                        Esel Vater und Sohn  

                        Esel Vater und Sohn - Seltsamer Spazierritt - Johann Peter Hebel


                        Ein Mann reitet auf seinem Esel nach Hause und lässt seinen Buben zu Fuß nebenher laufen. Da kommt ein Wanderer und sagt: »Das ist nicht recht, Vater, dass Ihr reitet und lasst Euren Sohn laufen; Ihr habt stärkere Glieder.« Da steigt der Vater vom Esel ab und lässt den Sohn reiten.

                        Wieder kommt ein Wandersmann und sagt: »Das ist nicht recht, Bursche, dass du reitest und lässt deinen Vater zu Fuß gehen. Du hast jüngere Beine.« Da sitzen beide auf und reiten eine Strecke.

                        Nun kommt ein dritter Wandersmann und sagt: »Was ist das für ein Unverstand, zwei Kerle auf einem so schwachen Tier? Sollte man nicht einen Stock nehmen und euch beide herunter hauen?« Da steigen beide ab und gehen zu Fuß, rechts der Vater und links der Sohn, in der Mitte der Esel.

                        Schon kommt ein vierter Wandersmann und sagt: »Ihr seid drei kuriose Gesellen. Ist es nicht genug, wenn zwei zu Fuß gehen?« Da bindet der Vater dem Esel die vorderen Beine und der Sohn die Hinterbeine zusammen, ziehen eine starke Holzstange hindurch, die an der Straße gelegen ist und tragen den Esel auf ihren Schultern nach Hause.

                        Lehre: So weit kann es kommen, wenn man es allen Leuten recht machen will!


                        Esel, Vater und Sohn – Seltsamer Spazierritt – Fabel von Johann Peter Hebel


                        Autor*in: Johann Peter Hebel

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                          Ein Mann reitet auf seinem Esel nach Hause und lässt seinen Buben zu Fuß nebenher laufen. Da kommt ein Wanderer und sagt: »Das ist nicht recht, Vater, dass Ihr reitet und lasst Euren Sohn laufen; Ihr habt stärkere Glieder.« Da steigt der Vater vom Esel ab und lässt den Sohn reiten.

                          Kater und Vogel - Fabel mit Humor

                          Kater und Vogel - Fabel mit Humor - Wilhelm Busch
                          Kater und Vogel 

                          Kater und Vogel - Fabel mit Humor - Wilhelm Busch 


                          Es sitzt ein Vogel auf dem Leim,
                          er flattert sehr und kann nicht heim.

                          Ein schwarzer Kater schleicht herzu,
                          die Krallen scharf, die Augen gluh.

                          Am Baum hinauf und immer höher
                          kommt er dem armen Vogel näher.

                          Der Vogel denkt: Weil das so ist
                          und weil mich doch der Kater frisst,

                          so will ich keine Zeit verlieren,
                          will noch ein wenig quinquillieren

                          und lustig pfeifen wie zuvor.
                          Der Vogel, scheint mir, hat Humor.

                          Kater und Vogel - Wilhelm Busch - Gedicht

                          Autor*in: Wilhelm Busch

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                            Es sitzt ein Vogel auf dem Leim, er flattert sehr und kann nicht heim. Ein schwarzer Kater schleicht herzu, die Krallen scharf, die Augen gluh. Am Baum hinauf und immer höher kommt er dem armen Vogel näher.

                            Von schlechten Sitten bei Tisch

                            Von schlechten Sitten bei Tisch - Ballade von Sebastian Brant - Das Narrenschiff
                            Von schlechten Sitten bei Tisch 

                            Von schlechten Sitten bei Tisch
                            Ballade von 
                            Sebastian Brant 
                            - Das Narrenschiff -


                            Wenn ich die Narrheit ganz durchsuche,
                            setz billig ich zuletzt im Buche
                            etliche, die für Narren man acht
                            an die zuvor ich nicht gedacht.

                            Denn ob sie schon viel Missbrauch treiben
                            und feiner Hofzucht treu nicht bleiben,
                            auch grob und ungezogen sind,
                            so sind sie doch nicht also blind,
                            dass sie die Ehrbarkeit verletzten,
                            wie die, die wir zuvor hinsetzten,
                            sie haben auch nicht Gott vergessen,
                            sondern beim Trinken und beim Essen
                            sind sie so grob und unerfahren,
                            dass man sie heißt bäurische Narren.

                            Sie waschen ihre Hände nicht,
                            wenn man die Mahlzeit zugericht,
                            oder wenn sie sich zu Tische setzen,
                            sie andre in dem Platz verletzen,
                            die vor ihnen sollten sein gesessen;
                            Vernunft und Hofzucht sie vergessen,
                            dass man muss rufen: “Heda, munter,
                            mein guter Freund, rück weiter runter!

                            Lass den dort sitzen an deiner Statt!”
                            Ein andrer nicht gesprochen hat
                            den Segen über Brot und Wein,
                            eh er bei Tische Gast will sein,
                            ein andrer greift zuerst in die Schüssel
                            und stößt das Essen in den Rüssel
                            von ehrbarn Leuten, Frauen Herrn,
                            die er vernünftig sollte ehrn,
                            dass sie zum Ersten griffen an
                            und er nicht wär zuvorderst dran.

                            Der auch so eilig essen muss,
                            dass er so bläst in Brei und Mus,
                            strengt an die Backen ungeheuer,
                            als setzte er in Brand ‘ne Scheuer.
                            Mancher beträuft Tischtuch und Kleid,
                            legt auf die Schüssel wieder breit,
                            was ihm ist ungeschickt entfallen,
                            Unlust bringt es den Gästen allen.

                            Andre hinwieder sind so faul,
                            wenn sie den Löffel führen zum Maul,
                            dann hängen sie den offnen Rüssel
                            so über Platte, Mus und Schüssel,
                            dass, fällt ihnen etwas dann darnieder,
                            dasselbe kommt in die Schüssel wieder.

                            Etliche sind so naseweise,
                            sie riechen vorher an der Speise
                            und machen sie den andern Leuten
                            zuwider, die sie sonst nicht scheuten.
                            Etliche kauen etwas im Munde
                            und werfen das von sich zur Stunde
                            auf Tischtuch, Schüssel oder Erde,
                            dass manchem davon übel werde.
                            Wer einen Mundvoll gegessen hat
                            und legt es wieder auf die Platt’,
                            oder lehnt sich über den Tisch
                            und lugt, wo sei gut Fleisch und Fisch,
                            wenn das auch andern näher lag.

                            Ein andrer füllt die Backen so,
                            als ob sie steckten ihm voll Stroh,
                            er pflegt beim Essen rings zu gaffen
                            in alle Winkel wie die Affen
                            und schaut auf jeden mit Begehr,
                            ob der vielleicht mehr isst als er,
                            und eh der einen Mund voll zuckt,
                            hat er vier oder fünf verschluckt,
                            und dass ihm sonst auch nichts gebreste,
                            trägt er noch Teller voll zum Neste,
                            und dass er sich ja nicht versäume,
                            lugt er, wie er die Platten räume.

                            Eh er die Speis herunterschluckt,
                            er einen Stich in den Becher guckt,
                            macht sich ‘ne Suppe mit dem Wein
                            und schwenkt damit die Backen rein,
                            und hat damit oft solche Eil,
                            dass aus der Nas ihm rinnt ein Teil,
                            oder spritzt gar einem andern wohl
                            das Trinkgeschirr und Antlitz voll.

                            Den schmutzgen Mund wischt keiner mehr,
                            im Becher schwimmt das Fett umher,
                            schmatzen beim Trinken ist nicht fein,
                            kann andern Leuten nur widrig sein.
                            Durch die Zähne sürfeln klingt nicht schön,
                            solch Trinken gibt ein schlecht Getön.
                            Manch einer trinkt mit solchem Geschrei
                            als käme eine Kuh vom Heu.

                            Nachtrinken Ehre sonst gebot,
                            jetzt ist dem Weinschlauch nur noch Not,
                            dass er schnell möge trinken vor,
                            Das Trinkgeschirr hebt er empor
                            und bringt dir einen “frohen Trunk”,
                            damit sein Becher macht glunk, glunk.
                            Er meint, dass er den andern ehrt,
                            wenn er den Humpen leer umkehrt.

                            Ich misse gern die feine Sitte,
                            dass man vor mir das Glas umschütte
                            oder dass man mich zu trinken bitte,
                            ich trink für mich, doch keinem zu,
                            wer sich gern füllt, ist eine Kuh.

                            Ein andrer schätzt bei Tisch allein,
                            lässt nicht das Wort sein allgemein,
                            es muss vielmehr ihm jedermann
                            zuhörn, wie er gut schätzen kann.
                            Keinem andern er das Wort vergönnt,
                            doch sein Wort gegen jeden rennt
                            und verleumdet gern zu jeder Frist
                            manchen, der nicht zugegen ist.

                            So gibt’s bei Tisch seltsamen Brauch,
                            wenn alles ich erzählen sollte,
                            ein ganzes Buch ich schreiben wollte,
                            wie man sieht in den Becher pfeifen,
                            mit Fingern in das Salzfass greifen,
                            was mancher achtet für sehr grob,
                            doch hat dasselbe mehr mein Lob,
                            als dass man Salz nimmt mit dem Messer,
                            gewaschene Hand ist wahrlich besser
                            und sauberer als jene Klingen,
                            die wir in der Scheide mit uns bringen
                            und wissen nicht, ob wir vor Stunden
                            vielleicht ‘ne Katze damit geschunden.

                            Für Unvernunft kann man auch halten
                            die Eier zu schlagen und zu spalten
                            und ander dergleichen Gaukelspiel,
                            wovon ich jetzt nicht schreiben will,
                            denn das soll feine Sitte sein,
                            ich schreib von Grobheit hier allein,
                            nicht von subtilen, feinen Sachen,
                            ich müsst sonst eine Bibel machen,
                            sollt ich den Missbrauch all beschreiben,
                            denn man beim Essen pflegt zu treiben.

                            Sebastian Brant – Das Narrenschiff


                            Von schlechten Sitten bei Tisch

                            Autor*in: Sebastian Brant

                            Bewertung des Redakteurs:

                            URL: https://aventin.blogspot.com/2015/02/von-schlechten-sitten-bei-tische-aus.html

                              Wenn ich die Narrheit ganz durchsuche, setz billig ich zuletzt im Buche etliche, die für Narren man acht an die zuvor ich nicht gedacht. Denn ob sie schon viel Missbrauch treiben und feiner Hofzucht treu nicht bleiben, auch grob und ungezogen sind, so sind sie doch nicht also blind...

                              Überlegungen über Mensch und Bürger

                              Überlegung über Mensch und Bürger – Hermann Hesse
                              Überlegungen über Mensch und Bürger 

                              Überlegungen über Mensch und Bürger – Hermann Hesse 


                              Der Mensch hat die Möglichkeit, sich ganz und gar dem Geistigen, dem Annäherungsversuch ans Göttliche, hinzugeben, dem Ideal des Heiligen.

                              Er hat umgekehrt auch die Möglichkeit, sich ganz und gar dem Triebleben, dem Verlangen seiner Sinne hinzugeben und sein ganzes Streben auf den Gewinn von augenblicklicher Lust zu richten.

                              Der eine Weg führt zum Heiligen, zum Märtyrer des Geistes, zur Selbstaufgabe an Gott. Der andere Weg führt zum Wüstling, zum Märtyrer der Triebe, zur Selbstaufgabe an die Verwesung.

                              Zwischen beiden nun versucht in temperierter Mitte der Bürger zu leben. Nie wird er sich aufgeben, sich hingeben, weder dem Rausch noch der Askese, nie wird er Märtyrer sein, nie in seine Vernichtung willigen.

                              Im Gegenteil, sein Ideal ist nicht Hingabe, sondern Erhaltung des Ichs, sein Streben gilt weder der Heiligkeit noch deren Gegenteil, Unbedingtheit ist ihm unerträglich, er will zwar Gott dienen, aber auch dem Rausch, will zwar tugendhaft sein, es aber auch ein bisschen gut und bequem auf der Erde haben.

                              Kurz, er versucht es, in der Mitte zwischen den Extremen sich anzusiedeln, in einer gemäßigten und bekömmlichen Zone ohne heftige Stürme und Gewitter, und dies gelingt ihm auch, jedoch auf Kosten jener Lebens- und Gefühlsintensität, die ein aufs Unbedingte und Extreme gerichtetes Leben verleiht. Intensiv leben kann man nur auf Kosten des Ichs.

                              Der Bürger nun schätzt nichts höher als das Ich. Auf Kosten der Intensität also erreicht er Erhaltung und Sicherheit, statt Gottbesessenheit erntet er Gewissensruhe, statt Lust Behagen, statt Freiheit Bequemlichkeit, statt tödlicher Glut eine angenehme Temperatur.

                              Der Bürger ist deshalb seinem Wesen nach ein Geschöpf von schwachem Lebensantrieb, ängstlich, jede Preisgabe seiner selbst fürchtend unf leicht zu regieren.

                              Er hat darum an Stelle der Macht die Majorität gesetzt, an Stelle der Gewalt das Gesetz und an Stelle der Verantwortung das Abstimmungsverfahren!

                              Überlegungen über Menschen und Bürger – Hermann Hesse - Essay

                              Autor*in: Hermann Hesse

                              Bewertung des Redakteurs:

                              URL: https://aventin.blogspot.com/2015/02/uberlegungen-uber-mensch-und-burger.html

                                Der Mensch hat die Möglichkeit, sich ganz und gar dem Geistigen, dem Annäherungsversuch ans Göttliche, hinzugeben, dem Ideal des Heiligen. Er hat umgekehrt auch die Möglichkeit, sich ganz und gar dem Triebleben, dem Verlangen seiner Sinne hinzugeben und sein ganzes Streben auf den Gewinn von augenblicklicher Lust zu richten.

                                Die Hasen und die Frösche - Fabel

                                Die Hasen und die Frösche - Fabel Aesop - Trost im Unglück
                                Die Hasen und die Frösche 

                                Die Hasen und die Frösche - Aesop Fabel - Trost im Unglück


                                Einst kamen die Hasen zusammen und beklagten sich untereinander über ihr Leben, das so unsicher und voll ewiger Besorgnis sei, denn sie fänden von Menschen, Hunden, Adlern und von vielen anderen Seiten her den Tod.

                                Besser sei es, sogleich zu sterben, als das ganze Leben hindurch in Angst zu schweben, so dachten sie. Hierüber einig geworden, eilten sie alle geradewegs auf einen Teich zu, um sich hinein zu stürzen und den Tod zu finden.

                                Rings um den Teich aber saßen viele Frösche. Diese sprangen, als sie das Geräusch der Herbeilaufenden hörten, sofort ins Wasser.

                                Das sahen die Hasen, und einer von ihnen, der sich für klüger hielt als die anderen, rief laut: “Halt, Freunde, tut euch selbst kein Leid an. Ihr seht ja, dass es Geschöpfe gibt, die noch viel unglücklicher sind als wir.”

                                Lehre: Im Unglück tröstet man sich gerne mit anderen, die noch übler dran sind.


                                Die Hasen und die Frösche - Aesop Fabel - Trost im Unglück

                                Autor*in: Aesop

                                Bewertung des Redakteurs:

                                URL: https://aventin.blogspot.com/2015/02/die-hasen-und-die-frosche-fabel-asop.html

                                  Einst kamen die Hasen zusammen und beklagten sich untereinander über ihr Leben, das so unsicher und voll ewiger Besorgnis sei, denn sie fänden von Menschen, Hunden, Adlern und von vielen anderen Seiten her den Tod. Besser sei es, sogleich zu sterben, als das ganze Leben hindurch in Angst zu schweben, so dachten sie.